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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Theater.«
    Argwöhnisch schaute Charlie sich nach dem Huntsman um.
    Jonas zog an seinen Fingern, damit er ihn wieder ansah. »Dir passiert nichts, Charlie. Er tut dir nichts. Ich verspreche es dir.«
    Charlie nickte, machte aber noch immer ein zweifelndes Gesicht. Coffin kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. Charlie bog sich weg.
    »Ich verspreche es dir, Charlie.«
    Charlie kniete still da und zuckte vor Schluchzen, als Coffin das Ende des Stricks durch den Metallring an seinem Halsband schob.
    »Braver Junge, Charlie«, sagte Coffin beschwichtigend.
    »Wo bringen Sie ihn hin?«, wollte Jonas wissen.
    »Zurück«, brummte Coffin.
    »Zu ihm nach Hause?«
    »Ich lass ihn da, wo die Leute ihn finden werden.«
    Jonas hatte ein mulmiges Gefühl. »Wo ihm nichts passiert, ja?«
    Coffins Stimme wurde lauter. »Die werden ihn finden.«
    »Irgendwo in der Nähe von …«
    »Ich bring ihn zurüc k !«, fauchte Coffin wütend.
    Jonas biss sich auf die Lippe. Er musste aufhören. Wenn er nicht den Mund hielt, würde der Huntsman es sich in seinem wirren Verstand vielleicht noch einmal anders überlegen.
    Coffin half Charlie auf die Beine.
    Jonas erhob sich mit ihm, und sein Herz wurde leicht. Charlie durfte nach Hause. Er würde den Jungen schließlich doch noch retten. Dann überkam ihn jähe Panik.
    Was ist mit den anderen?
    Er hatte Coffin die Wahrheit gesagt – Charlie wusste wahrscheinlich wirklich nicht, wo er war, und daher war es unwahrscheinlich, dass er die Polizei zu den Zwingern führen konnte. Er besaß nicht die intellektuellen Fähigkeiten, irgendwelche geflüsterten Anweisungen weiterzugeben. Zu spät wurde Jonas klar, dass Charlie der letzte der Gefangenen war, auf dessen Freilassung er hätte hinarbeiten sollen. Steven oder Jess hätten binnen einer Stunde die Polizei hier heraufgeschafft. Sogar die kleine Maisie hätte genug Informationen weitergeben können, dass dieser Albtraum ein rasches Ende genommen hätte.
    Er rettete den Jungen – und überließ die anderen Kinder ihrem Schicksal. Gleich würde Charlie fort sein – und mit ihm jegliche dürftige Hoffnung auf Hilfe. Irgendwie musste er ihm eine Nachricht mitgeben. Einen Hinweis. Wo sie waren. Oder wenigstens dass sie noch lebten.
    Als Coffin kehrtmachte, um Charlie aus dem Zwinger zu führen, zwängte Jonas die Hand durch das Gitter. Seine Hand war groß, und die Rautenmaschen waren klein. Er verzog das Gesicht und stieß und schob schonungslos und sah, wie die Haut zwischen Daumen und Handgelenk in einem blutigen Streifen abgeschält wurde.
    Dann umfasste er Charlies Hals und hielt ihn noch einen Augenblick dort fest, am Ende seines Stricks.
    »Wiedersehen, Charlie.«
    »Wiedersehen, Jonas«, sagte Charlie.
    Jonas drückte den Daumen fest auf das Namensschild aus Messing am Halsband des Jungen. Etwas anderes fiel ihm nicht ein.
    Charlie wurde vom Hof geführt. Ein Chor aus tränenerstickten Abschiedsworten begleitete ihn.
    Jonas sah ihn winken, bis er verschwand, dann riss er sich einen weiteren Hautstreifen von der Hand, als er sie durch das Drahtgeflecht zurückzog.
    »Super«, stieß Steven hervor. »Das war echt super!«
    55
    Nach dem Turnier in Deepwater ließ Grant Farmer – der tatsächlich Bauer war und nicht nur so hieß – das Gras auf der Wiese wachsen, um Heulage daraus zu machen.
    Der Sommer war heiß und trocken, und Ende Juli stand auf dem ehemaligen Turnierplatz hohes, gut durchmischtes Gras. Normalerweise mähte Farmer die Wiese Mitte August, doch das Gras sah allmählich ein wenig vertrocknet aus, und seine Frau Jackie, die es oft am besten wusste, meinte, sie sollten es früh ernten und versuchen, noch einen Schnitt zu machen, bevor das Wetter umschlug. Jackie musste ihren Mann überzeugen. Er schätzte Veränderungen oder Unerwartetes nicht, und er war noch immer beunruhigt wegen eines Vorfalls vor einer Woche, als jemand versucht hatte, eine seiner Kühe zu stehlen. Nr. 23 war mit einem dreckigen Strickhalfter am Kopf in den Stall gekommen, als es Zeit zum Melken war. Jack Biggins von der Uphill Farm hatte vor ein paar Wochen eine Kuh verloren. War einfach verschwunden. Grant gefiel das nicht.
    Seiner Frau gefiel es auch nicht, aber mit zwei guten Heulage-Ernten auf einer fünf Hektar großen Wiese würden sie ihre kleine Herde schwarzbunte Holsteiner den ganzen Winter durchfüttern können und hätten vielleicht noch etwas zum Verkaufen übrig.
    Geld ist einem Bauern immer recht.
    Also koppelte Grant den Miststreuer ab,

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