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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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hängte stattdessen das Mähwerk an seinen Traktor und fuhr die achthundert Meter die Straße hinauf zum Turnierplatz, wobei er auf der ganzen Strecke eine breite Spur aus Schlamm und Dung hinterließ, um unachtsame Motorradfahrer auf die Probe zu stellen.
    Hinter dem Tor, das Jonas Holly seinerzeit so fest zugeschlagen hatte, bog er nach links ab und ließ das Mähwerk herunter. Wie viele andere Bauern mähte er Heu lieber in konzentrischen Rechtecken als in Streifen. So hatte sein Vater es immer gemacht. Also drehte er sich eine Zigarette und rollte dann in seinem alten John-Deere-Traktor am Rand der Wiese dahin, hoch über den breiten Hecken und fern von jeglicher Verantwortung.
    In der ersten Ecke bog er nach rechts ab. Auf dieser Seite fiel die Wiese nach drei Vierteln zur nächsten Ecke mit dem Zauntritt und der Eiche hin ab. Wegen dieses Gefälles war die Wiese keine wirklich tolle Heuwiese. Es war nie gut, wenn eine Ecke so abschüssig war. Der Boden wurde dort im Winter sumpfig, und man musste aufpassen, dass der Gehilfe – ein zwanzigjähriger Idiot namens Stuart Clegg – dort nicht mit dem Traktor umkippte, den Hang hinunterrollte und dabei draufging, was zusätzlichen Papierkrieg verursacht hätte.
    Wenigstens konnte man wegen des Abhangs den Zauntritt nicht sehen. Und Grant Farmer ließ dort auch immer die Brennnesseln wuchern, um Spaziergänger abzuschrecken. Eigentlich hatte er auf dieser Wiese noch nie einen Spaziergänger gesehen, doch er rechnete jedes Mal halb damit, eine ganze Schar anzutreffen, wenn er über den Rand des Abhangs kam – eine Schar Spaziergänger, die zertrampelten, womit er sich seinen Lebensunterhalt verdiente.
    Er stellte seine Gesichtszüge auf »feindselig« und richtete die Nase des Traktors hügelabwärts.
    Unter der Eiche war jemand. Als er den Anfang des Gefälles erreichte, erhaschte er einen kurzen Blick auf Sommerklamotten, die hinter dem Gras verschwanden, als der Traktor den Hang hinunterrollte.
    Picknicker. Noch schlimmer als Spaziergänger. Vandalen und Umweltverschmutzer.
    Grant widerstand dem Drang, geradewegs zur Eiche zu fahren und seine gerade Schnittlinie zu ruinieren. Er fuhr bis dorthin, wo die Brennnesseln anfingen, bog dann scharf nach rechts und hielt auf die Eiche zu.
    Als er näher kam, konnte er die Klamotten abermals ausmachen, weiße Shorts und ein blaues T-Shirt. Genau genommen nur eine Person. Und als er nur noch zwanzig Meter entfernt war, konnte er erkennen, dass es ein Jugendlicher mit blondem Haar war, der auf der Seite lag.
    Grant hielt den großen Traktor an und ging die letzten paar Meter durchs hohe Gras, dorthin, wo der Junge zusammengekrümmt auf einem Flecken plattgedrücktem Heu lag, den Daumen im Mund.
    Er war sehr, sehr tot.
    Grant Farmer war an den Tod gewöhnt. Der Tod war traurig, aber so war das Leben nun mal.
    Das hier jedoch war etwas anderes – und selbst er musste sich einen Moment hinsetzen und den Jungen anstarren, der ein Lederhalsband um den Hals hatte. Ein dünner Strick war daran festgemacht, der an die Eiche gebunden war. Wie bei einem Hund.
    Grant zog sein Handy hervor und wählte den Notruf. Er hatte kein Netz, also steckte er das Handy wieder ein. Er würde den Hügel wieder hinauffahren müssen, um Empfang zu haben. Also ging er zum Traktor und stieg hinein. Von hier sah man den Leichnam aus einem etwas anderen Winkel. Er warf den Motor an, ließ ihn jedoch im Leerlauf tuckern.
    Er würde die Polizei rufen. Die Polizei würde anrücken. Mit jeder Menge Polizisten. Grant Farmer sah sie vor sich, wie sie in ihren Geländewagen über sein Heu fuhren, Absperrband vor das Tor spannten, vielleicht einen Mann dort postierten, um anderen den Zutritt zu verwehren – vielleicht sogar ihm. Eine lange, gemächliche Reihe Polizeibeamte, die nach Spuren suchten und das Gras niedertraten, während sie sich wie eine menschliche Mangel über das Feld bewegten. Grant war nicht der fantasievollste Mensch auf Erden, doch selbst er konnte das alles so deutlich vor seinem geistigen Auge sehen, dass es wie eine Fotoserie in einem Buch über Verbrechen wirkte.
    Ganz sicher konnte er sich vorstellen, was es kosten würde, seine zweiundvierzig Schwarzbunten den ganzen Winter lang zu füttern.
    Toter wurde der Junge ja nicht.
    Er brauchte zwei Stunden, um die Wiese fertig zu mähen, und dann rief er die Polizei an.
    Charlie hatte es gern, wenn die Dinge genauso blieben, wie sie waren. Als der Knochenmann ihm also gesagt hatte, er solle

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