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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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jedes einzelnen Fingers und dessen, was dieser gerade tat, ungemein bewusst. Also brachte er sie alle zur Ruhe, indem er die Hände ineinander verschränkte wie Prinz Charles, und wurde noch nervöser.
    Wie sollte er es sagen? Wie sollte er anfangen? Es gab einen richtigen und einen falschen Ansatz – so viel wusste er noch. Reynolds ging das Ganze abermals im Kopf durch, wie eine Dankesrede bei der Oscar-Verleihung.
    Hallo, Mr Peach. Darf ich reinkommen? Weg von den neugierigen Augen der Nachbarn und der hartnäckigen Presse.
    Können wir uns setzen? Ihn nicht stehen lassen, für den Fall, dass er umkippt und mit dem Kopf auf den Couchtisch knallt.
    Ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten. Zu plötzlich. Aber alles, was weniger plötzlich war, erweckte nur den Anschein, als spiele er mit dem Mann, wo er doch zum Wesentlichen kommen musste.
    Charlie ist tot. Das war das Wesentliche. Es ließ sich nicht verbrämen. DCI Marvel hätte es einfach gesagt und dann weitergemacht. Aber DCI Marvel war kein Vorbild.
    Reynolds schaute an der Wand des Hauses hinauf, das blassblau gestrichen war wie der Himmel darüber. Im obersten Fenster war ein Blatt Papier mit Klebestreifen an der Scheibe befestigt worden. Darauf prangten Aufkleber und Glitzer und die sorgfältig gemalten Worte HIER WOHNT CHARLIE .
    Unverhofft traten ihm Tränen in die Augen. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Er wischte sie grob weg, doch es kamen neue. Er dachte an Charlie im Heu, mit dem Daumen im Mund, daran, wie Elizabeth Rice ihm das Haar gestreichelt hatte, als schliefe er. Und er konnte es nicht fassen, dass er sie aufgefordert hatte, das nicht zu tun – oder das hier zu tun.
    Beschämend.
    Er hoffte, dass David Peach nicht zu Hause war. Bitte, lieber Gott, lass ihn nicht zu Hause sein.
    Reynolds glaubte nicht an Gott, und anscheinend glaubte Gott auch nicht an ihn, denn fast augenblicklich hörte er jemanden die Treppe hinunterkommen, und dann öffnete David Peach die Tür, warf einen einzigen Blick auf sein Gesicht und sagte: »Er ist tot, nicht wahr?«
    Bob Coffin öffnete die Tür von Jonas’ Zwinger mit Händen, die vor Zorn zitterten.
    Er trug seine Maske nicht. Das war es, was Jonas vor Angst den Magen zusammenkrampfte. Der Mann war so wütend, dass er die Maske vergessen hatte.
    Stattdessen hatte er eine weiße Hundepeitsche in der Hand.
    Jonas wusste nicht, was los war, doch er mühte sich hastig auf die Beine. Er war noch immer angekettet, wollte aber so aufrecht wie möglich stehen, wenn der Mann auf ihn losging, und als Coffin ausholte, streckte er abwehrend die Hände aus.
    Es änderte nichts. Dies hier war ungezügelte, unbändige Wut, von Wahnsinn befeuert. Die Schläge trafen überall – seine Hände, seinen Kopf, sein Gesicht, seinen Rücken, seine Rippen. Manchmal war es der schwere Stiel der Peitsche, manchmal die brennende Lederschnur, manchmal die Stiefel des Huntsmans. Der Lärm war überwältigend – das Geräusch der Schläge auf seinem Körper, das Rasseln des Gitters, Ächzlaute des Schmerzes und der Anstrengung, das Geschrei und das Weinen der Kinder.
    Bob Coffin drosch so heftig und so lange auf Jonas ein, dass Jonas wusste, der Mann würde ihn umbringen.
    Warum?
    Er wusste nicht, ob er gefragt hatte, doch der Huntsman sagte es ihm trotzdem – in kurzen Ausbrüchen, während sein Arm sich hob und herabfuhr.
    »Er is’ to t ! Er is’ gestorbe n ! Sie ham gesagt, ich soll ihn laufen lassen, und jetzt is’ er TO T ! «
    Die Worte rammten durch Jonas’ betäubten Verstand wie Schienennägel.
    Charlie war tot?
    Der Huntsman trat ihm in den Bauch, und er krümmte sich vor Schmerz.
    Charlie war tot? Das konnte nicht wahr sein.
    Finger in seinem Haar. Nicht Charlies behutsame Hände, sondern eine knorrige Faust, die ihm von dem Beton auf die Knie hochzerrte. Etwas Hartes, Kaltes bohrte sich so brutal in seine Schläfe, dass es ihm den Kopf herumbog. Sein Blick fiel auf Steven. Der Junge schrie und drosch gegen den Zaun wie ein wild gewordener Affe im Zoo. Jonas konnte ihn nicht verstehen, sah nur die Form seines Mundes und die Furcht in seinen Augen. Er hörte nichts. Fühlte nichts. Er sah Steven schreien und dachte an Lucy im Wasser.
    Ich verspreche es.
    Etwas krachte gegen seinen Hinterkopf, und der Beton schnellte auf ihn zu.
    Bob Coffins Stiefel kamen an seinem Gesicht vorbei; die Peitsche wurde vom Boden aufgehoben. Jonas’ Atem pfiff laut in seinem Kopf. Seine Augen folgten den Stiefeln, als sie den Zwinger

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