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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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schlaff nachgaben, quer durch den Schuppen. Es schien ihn nicht zu kümmern, dass sie noch immer aneinandergekettet waren und dass seine Bewegungen schmerzhaft an Stevens Hals ruckten.
    »Geben Sie mir den Schlüssel«, japste dieser, doch Jonas beachtete ihn nicht. Stattdessen hängte er das freie Ende der Zwingerkette an den Haken ganz unten an der Schuppenwand. Dann ging er neben Coffin in die Hocke, dessen Hände jetzt verzweifelt an den Kettengliedern zerrten, die sich in seine Haut gruben.
    Jonas starrte dem Huntsman unverwandt ins Gesicht und riss an der Kette um seinen Hals. »Das ist keine Liebe«, sagte er leise.
    Steven schauderte. Diese Stimme hatte er schon einmal gehört. Er hatte sie sich doch nicht nur eingebildet.
    Du kannst jetzt abhauen.
    Jonas stand auf und schritt durch den Schuppen, als stolpere und taumele Steven nicht neben ihm her. Er zog das Ende des Stahlseils von der Winde. Der Huntsman lag auf dem Boden, die Hände an der Kehle, und regte sich kaum; ein schwaches Fiepen drang zwischen seinen blutleeren Lippen hervor. Jonas schlang das Stahlseil um seine Beine.
    »Aufhören!«, krächzte Steven. »Hören Sie auf!«
    Doch Jonas rempelte ihn einfach um, riss ihn ein weiteres Mal von den Beinen. Er ging weiter und zerrte Steven rückwärts mit, hielt ihn grob im Schwitzkasten. Die geschwächte Geisel, die ausgesehen hatte wie ein überfahrenes Tier am Straßenrand, schien jetzt die Kraft von zehn Männern zu be sitzen; der Teenager, der an seinem Hals hing, war ein Ärgernis, kein unüberwindliches Hindernis bei seinem Vorhaben. Steven hielt sich an Jonas’ Arm fest und schaute zur Decke empor – auf die Spinnweben zwischen den Balken und auf die altmodischen Leuchtröhren, wie in Ronnies Garage. Er bog den Rücken durch und verrenkte sich den Hals, um zu sehen, wohin sie gingen, und erblickte die Knöpfe an der Wand neben der Winde.
    Jonas Holly wollte Bob Coffin in Stücke reißen.
    Vor seinem geistigen Auge konnte Steven bereits sehen, wie der Huntsman in die Länge gezogen wurde, konnte die Schreie hören und das Reißen der Muskeln, sah, wie der Hals sich dehnte und aufplatzte, Adern wie rote Lakritze und Haut wie Kaugummi. Er konnte schon sehen, wie der Kopf ruckte und abriss und zuckend in eine Ecke rollte, während der Rest von Bob Coffin Blutfontänen spritzend über den Boden schleuderte, bis die Sohlen seiner leblosen Füße gegen die Wand prallten.
    Jonas blieb bei der Winde stehen, und Steven drehte sich herum, so dass er ihm in die Augen sehen konnte.
    Sie waren ausdruckslos wie die eines Hais, so kalt und dunkel wie die Mündung der Pistole des Huntsmans, in einem Gesicht, das Steven schon einmal gesehen hatte und das er nie wieder vergessen würde. Diesen Fehler würde er kein zweites Mal machen.
    »Sie haben sie umgebracht«, flüsterte er. »Ich weiß, dass Sie es waren.«
    Jonas antwortete nicht. Und sogar durch das Kriegstrommelgebrüll des Regens auf dem Dach hörte Steven, wie die Winde surrend zum Leben erwachte.
    »Alle raus!«, brüllte er zu den Dachbalken hinauf. »Jess, schaff sie RAUS!«
    Dann kniff er die Augen zu und drückte die Hände auf die Ohren, doch er hörte die Schreie trotzdem, als Bob Coffin zu sterben begann.
    63
    Rice war vor dem Hubschrauber am Hundezwinger des Jagdvereins Blacklands.
    Reynolds hatte es ja gewusst.
    Der Regen hatte jetzt biblische Ausmaße angenommen, und sobald sie ausstiegen, war sie bis auf die Haut durchnässt. Reynolds rannte über den Hof, vorbei an den leeren Zwingern zu seiner Linken, den Pferdeboxen zu seiner Rechten.
    »Seien Sie vorsichtig!«, schrie Rice hinter ihm, doch er war nicht vorsichtig.
    Irrationale Furcht hatte ihn erfasst und machte ihn zum ersten Mal in seinem Leben leichtsinnig.
    Vor ihm fiel der betonierte Weg zu einem großen Schuppen hin ab. Reynolds zögerte, als sich die riesige Tür quietschend öffnete, dann blieb er wie angewurzelt stehen, als vier Kinder ins Licht und ins Gewitter hinausstürzten. Sie waren halbnackt, weinten und waren völlig verängstigt, doch selbst durch den prasselnden Regen hindurch erkannte Reynolds sie, als hätte er sie selbst gezeugt.
    »Elizabeth!«, brüllte er und rannte die Rampe hinunter.
    Jess Took zeigte auf den Schuppen und schrie: »Er bringt ihn um!«
    Reynolds stürmte gerade rechtzeitig durch die Tür, um Bob Coffins qualvollen Todeskampf mitanzusehen.
    Zu spät.
    Ein lautes Knacken ertönte, und die Kette um Coffins Hals riss entzwei. Sie schnellte hoch und

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