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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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knallte gegen die Wand, und ein einzelnes geborstenes Metallglied schlidderte wie ein Geldstück an Reynolds’ Füßen vorbei.
    Der Huntsman rutschte in die Gegenrichtung über den Beton. Seine Stiefel prallten gegen die Wand, und seine Knie knickten hinter ihnen ein.
    »Grundgütiger!« Mit großen Sätzen schoss Reynolds durch den Schuppen und drückte auf den AUS-Knopf. Jonas Holly und Steven Lamb waren auch dort, und jetzt drehte er sich brodelnd vor Adrenalin zu ihnen um.
    Der Anblick ließ ihn regungslos innehalten.
    Jonas Holly war voller Blut und blauer Flecken; das eine Auge war fast zugeschwollen, und aus frischen Wunden lief ihm Blut über Brust und Bauch. Neben ihm – an ihn angeket tet – gab Steven Lamb ein hohes, wimmerndes Geräusch von sich. Seine Augen waren fest zugekniffen, er biss die Zähne zusammen und presste beide Hände auf die Ohren.
    »Steven?« Reynolds berührte ihn an der Schulter. »Steven, du bist jetzt in Sicherheit.«
    Steven öffnete die Augen. Einen kurzen Augenblick lang las Reynolds Erleichterung in seinem Gesicht – dann setzte Panik ein, und er begann zu brüllen und um sich zu schlagen.
    »Macht ihn los von mir! Macht ihn los !Bitte macht ihn los! Bitte … «
    Jonas und Reynolds wehrten die Schläge ab, so gut sie konnten. Reynolds sagte immer wieder Du bist in Sicherheit und Es ist alles vorbei, doch Steven war wie von Sinnen. Mitten in dem Handgemenge griff Jonas Steven an den Hals – und öffnete das Schloss, das sie aneinander festhielt. Steven riss ihm den Schlüssel aus der Hand und stieß sich von Jonas weg. Er fiel hin, kroch hastig davon und kam erst wieder taumelnd auf die Beine, als er zur Schuppentür hinausstürzte.
    Reynolds hatte so viele Fragen, dass er keine davon stellte. Und Jonas Holly stand blinzelnd da, als wäre er gerade aus dem Schlaf gerissen worden. Das kurze Schweigen wurde von dem Regen ausgefüllt und – endlich – vom Wap-wap-wap des Hubschraubers.
    Reynolds kniete sich hin und wickelte die Kette von Coffins Hals ab, während die Krankenwagen vorfuhren. Der Mann würde einen brauchen; er atmete noch, rührte sich aber nicht. Ganz gleich, wodurch er dazu provoziert worden war, wenn Jonas Holly ihm das angetan hatte, dann stimmte mit dem Mann etwas nicht. Ganz und gar nicht. Reynolds fühlte es tief im Bauch, und es war ihm egal, wenn das unwissenschaftlich war.
    In der Mitte des Schuppens sah er eine Pistole auf dem Boden liegen. Unter normalen Umständen hätte er darauf bestanden, dass sie dort liegen blieb, damit die Leute von der Spurensicherung sie in situ fotografieren konnten. Aber das hier waren keine normalen Umstände, und Reynolds stieg eilig über Bob Coffin hinweg und hob die Waffe auf. Mit der Pistole in der Hand fühlte er sich sicherer, und erst jetzt wurde ihm klar, wie ungeschützt er sich bis zu diesem Moment gefühlt hatte.
    Gott allein mochte wissen, was sich hier während der letzten zwei Monate oder der letzten zwei Minuten abgespielt hatte. Reynolds hatte das ungute Gefühl, dass der Rattenfänger-Fall gerade erst angefangen hatte, seine Geheimnisse preiszugeben. Er schauderte. Diese Bauchgefühl-Sache war, als öffne man einem Vampir das Fenster – nachdem er den ersten hereingelassen hatte, schien ihm keine Wahl mehr zu bleiben.
    Rettungshelfer kamen herein, und er deutete auf Bob Coffin. Einer legte Jonas eine Decke um die Schultern und führte ihn aus dem großen Schuppen hinaus.
    Reynolds sah ihm die ganze Zeit nach.
    Dicht vor der Tür bückte sich Jonas und hob das geborstene Kettenglied auf. Er hielt es ins Licht und drehte es in den Fingern – verbogen und verdreht und dort, wo es gebrochen war, ganz blankgescheuert.
    »Wie kommt das denn hierher?«, hörte Reynolds ihn fragen.
    Rice war in einer der Pferdeboxen, im Trocknen, und wickelte Kinder in Decken. Alle vier weinten, doch zur Abwechslung hatte sie nicht das Gefühl, schuld daran zu sein.
    Ein Rettungshelfer ging mit dem Schlüssel, den er Steven aus der Hand genommen hatte, zwischen ihnen umher und nahm ihnen die Halsbänder ab, die sie so lange getragen hatten.
    Steven stand draußen. Als Rice versuchte, ihn in die Box zu holen, entwand er sich ihr. »Ich will nicht rein!«, wehrte er ab. Und dann, etwas ruhiger: »Danke.«
    Sie nickte und brachte ihm eine kratzige graue Krankenwagen-Decke, und er lehnte schlotternd an der Wand des Stalles, während die Kinder eines nach dem anderen zu den wartenden Krankenwagen geführt wurden. Ihre

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