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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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rechne er damit, dass Steven sich in Bewegung setzte.
    Doch das tat Steven nicht.
    Seine Instinkte hatten ihm in seinem kurzen Leben gute Dienste geleistet, und jeder einzelne von ihnen sagte ihm jetzt, dass etwas nicht stimmte.
    »Hopp!«, schnauzte Coffin und schob und stupste Jonas und Steven, um sie in Gang zu bringen. »Na los!«
    »Wir sind keine Kühe«, fauchte Steven und schüttelte ihn wütend ab. »Wir sind keine verdammten Kühe .«
    Ganz ruhig zog Bob Coffin die Pistole aus der Tasche und zielte damit auf Stevens Gesicht. Steven duckte sich, und Jess schrie auf.
    »Hubschrauber«, wiederholte der Huntsman tonlos.
    Es war kein Hubschrauber zu sehen, doch von der Pistole aufgeschreckt, tappten sie alle den Weg hinauf, der vom Regen glitschig geworden war.
    Jonas stützte sich nicht allzu schwer auf Steven, aber trotzdem war es schwierig, beim Gehen nicht zu stolpern. Sie rempelten sich ständig an – überall waren spitze Ellenbogen und kantige Hüften. Das freie Ende der etwa einen Meter langen Kette, mit der Jonas so lange am Gitter festgemacht gewesen war, pendelte zwischen ihnen; das Vorhängeschloss schlug gegen ihre Oberschenkel. Er hätte das Ende losmachen sollen, das am Halsband befestigt gewesen war, dachte Steven, aber egal – nach der Pistole kam ihm das nicht wie ein Riesenproblem vor.
    Sie gingen die Betonrampe hinunter und traten in den großen Schuppen. Steven blickte sich in dem Raum um, den er bisher bei vollem Bewusstsein immer nur zur Hälfte gesehen hatte, und das durch eine Ritze in einer Mauer. Er war größer, als er gedacht hatte – groß genug für mehrere Traktoren –, und fast leer. An einer Seite des Schuppens stand eine alte Werkbank aus Holz, auf der drei Messer bereitlagen, wie für ein festliches Abendessen in einem prachtvollen Herrenhaus: ordentlich ausgerichtet und der Länge nach aufgereiht. Ein Wetzstein klemmte in einem glänzenden blauen Schraubstock, auf der Werkbank lagen mehrere schwere Ketten, ein paar Schäkel und Karabinerhaken und einige rostige Dosen. Steven erkannte 3-in-1-Schmieröl und Castrol-Motoröl, von Ronnies Garage her.
    Ems Arme um seinen Rücken, ihr warmer Atem an seinem Hals … »Ist mir egal« …
    Das Herz tat ihm weh, wenn er daran dachte.
    An der einen Wand befand sich die elektrische Winde. Ihr Stahlseil war das Einzige in dem Schuppen, das blank und neu war. In der gegenüberliegenden Wand war ganz unten ein dicker Haken ins Mauerwerk gedübelt worden. Genau zwischen Winde und Haken war ein Abfluss und ein kleiner dunkler Fleck – der einzige Hinweis, begriff Steven, auf die unzähligen Tiere, die dort geschlachtet worden waren – die Stelle, wo der Kopf abgetrennt wurde und das Blut herausfloss.
    Neben dem Haken war die halboffene Tür der Fleischkammer, und Steven drehte sich der Magen um bei dem Gedanken, was jetzt kommen würde. Die Erinnerung daran, von kaltem, stinkendem Fleisch eingehüllt zu sein, war erschreckend deutlich.
    »Ich will nicht! Ich will nicht!« Maisies unaufhörliches Schluchzen hallte laut in seinem Kopf wider, verbündete sich mit dem Regen, der auf das Metalldach trommelte.
    Selbst wenn der Hubschrauber direkt über ihnen wäre, Steven bezweifelte, dass einer von ihnen ihn jetzt hören würde. Er überlegte, wie sie wohl durch eine Wärmebildkamera betrachtet aussahen: eine seltsame Ansammlung weißer Flecke, die gemeinsam durch den Schuppen schlurften und in der Kälte der Fleischkammer immer grauer wurden und dann schließlich ganz verschwanden, wenn sie in dem Fleisch steckten. Vielleicht würde ein grauer Fuß hervorragen oder ein dunkelgrauer Ellenbogen – doch die Crew über ihnen müsste wissen, wonach sie Ausschau halten sollte. Was sie dort vor sich sah.
    Bob Coffin schaltete flackernde Leuchtröhren an und schob die Schuppentür quietschend auf ihren ungeölten Rollen zu. Als der Hof und die Zwinger und der immer dunkler werdende Himmel dahinter verschwanden, malte Steven sich aus, wie sich der steinerne Deckel eines uralten Grabmals über seinem Kopf schloss.
    Jonas sah dasselbe wie sie alle: die Werkbank, den Schraubstock, die Winde, die Ketten. Aber er sah nur eins wirklich an – die halboffene Tür der Fleischkammer, wo Bob Coffin bald die weinenden, verängstigten Kinder in die stinkenden Kadaver stopfen würde wie Anchovis in Oliven. Schon hatte der Huntsman die Kette gepackt, die Jess und Pete aneinanderfesselte. Schon zerrte er sie von den anderen weg, und die Pistole in seiner Hand

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