Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
Vom Netzwerk:
geknistert wie zwei Winter zuvor vor Reif. Er hatte in das Rinnsal unter dem alten Schlehengebüsch gestarrt und sich an den Schmerz in seinen Beinen erinnert, wie die eisige Kälte bis in seine Knochen vorgedrungen war, als er sich über die halbnackte Frau gebeugt hatte …
    An der Bushaltestelle musste Jonas abermals innehalten und tief durchatmen. Er sah seine Hände zittern wie die eines Säufers und kämpfte die Panik nieder, die in seiner Brust zu einer großen Blase angeschwollen war. Er konnte das nicht. Er musste nach Hause.
    Bob Coffin kam vorbei, in seiner zerknautschten grünen Wachsjacke und den Wettergamaschen, trotz des warmen Wetters, und tippte vor Jonas an den Schirm seiner Mütze.
    »Mr Holly«, sagte er, als wären sie sich erst gestern begegnet.
    Jonas nickte ihm zittrig zu.
    Bob Coffin blieb stehen. Er war fast vierzig Jahre lang der Huntsman des Jagdvereins Blacklands gewesen, der Meuteführer, und seine Beine waren krumm, aber stämmig vom harten Tagewerk mit den Hunden. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und waren leuchtend blau, und sie betrachteten Jonas wie die eines kleinen, vorsichtigen Vogels. Der Mann reichte Jonas kaum bis zum Kinn, und doch zögerte er eine weitere Sekunde, als Coffin kurz mit dem Kopf in Richtung des Red Lion ruckte und fragte: »Kommen Sie auch?« Dann folgte er ihm wie ein Lamm.
    Und so war er spät auf dem Parkplatz eingetroffen, gerade als Reynolds zu reden anfangen wollte, und es war ihm peinlich gewesen, dass er bemerkt worden war und dass die Leute sich zu ihm umgedreht und so ein Aufhebens gemacht hatten. Sie waren freundlich. So freundlich. Schüttelten ihm die Hand und drückten ihm die Schulter und wünschten ihm halblaut alles Gute. Elizabeth Rice hatte den Arm um ihn gelegt und ihn völlig überrascht, indem sie seine Wange zu sich herabzog, damit sie ihm einen Begrüßungskuss geben konnte. Niemand hatte einen Witz darüber gerissen. Lucy zuliebe, nahm er an.
    Er war erleichtert gewesen, als sich alle wieder umgedreht und ihn in Ruhe gelassen hatten, um Reynolds zuzuhören, und er wieder hatte atmen können.
    Als er sich hinlänglich beruhigt hatte, um Reynolds richtig anzusehen, fiel ihm auf, dass dieser Haare hatte.
    Überall auf dem Kopf.
    Reynolds hob die Hand, um Ruhe einzufordern, damit er sprechen konnte, doch niemand sah zu ihm her, und ehe er sich abermals räuspern konnte, ertönte metallisches Hufgetrappel, und mindestens dreißig Pferde kamen die Straße heraufgeklappert und wuselten am Eingang des Parkplatzes durcheinander, während die Freiwilligen in spontanen Jubel ausbrachen.
    Der Jagdverein Midmoor war ausgerückt, um John Took beizustehen, auch wenn er eigentlich nur Co-Master war. Sie wurden von Charles Stourbridge angeführt, dem zweiten Master – dem richtigen Master, da waren sich die meisten einig –, der mit erhobener Hand Ruhe verlangte und sie augenblicklich bekam.
    »Guten Morgen«, sagte er mit einer Stimme, die sich im Globe Theatre gut gemacht hätte. »Ich glaube, hier müssen ein paar Kinder gesucht werden.«
    Wieder jubelten und klatschten die Freiwilligen und drehten sich zu ihm um, so dass Reynolds plötzlich hundert Schultern vor sich sah. Sogar seine eigenen Polizeibeamten zeigten ihm ihre Achselstücke.
    Proleten.
    »Wir sind nur hier, um zu helfen.« Stourbridge nickte ihm bescheiden zu, und Reynolds konnte ihn auf Anhieb nicht leiden. Natürlich waren sie hier, um zu helfen! Was glaubte Stourbridge denn, weswegen sie hier waren? Um den Laden zu schmeißen? Er war hier derjenige mit den verdammten Google Maps!
    Als sich die Suchmannschaft endlich wieder zu Reynolds umdrehte, begann er: »Ladys und Gentlemen, wir alle wissen, warum Sie hier sind, und …«
    »Hier hinten versteht man nichts!«, verkündete eine schroffe Stimme. »Lauter!«
    »Ladys und Gentlemen«, setzte er von Neuem an.
    »Ja, das haben wir mitgekriegt!«
    Reynolds spürte, wie sich Schweiß an der Basis seiner Haarimplantate sammelte. Plötzlich kam ihm seine Rede ein bisschen blumig und überflüssig vor. Reine Verschwendung bei einem Haufen Bauern wie diesen hier.
    »Ich habe hier ein paar Umgebungskarten!«, brüllte er. »Ich habe das Moor in zwölf Quadrate eingeteilt, in einem Radius von acht Kilometern um Dunkery Beacon herum.«
    Charles Stourbridges Pferd teilte die Menge wie das Rote Meer, als er zu dem Kohlebunker hinüberritt und mit so erwartungsvoller Autorität die Hand ausstreckte, um eine Karte in Empfang zu nehmen, dass

Weitere Kostenlose Bücher