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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Vergeltung.
    Steven stand auf und sagte nichts, doch in seinem Bauch rumorte es wild.
    Es war leicht gewesen, Mr Holly zu vergessen, während der in seinem Haus oben auf dem Hügel gehockt und auf Einsiedler gemacht hatte. Doch der Anblick, wie er in seiner Uniform ganz ruhig durchs Dorf ging – und das Wissen, dass er dies von nun an jeden Tag tun würde –, ließen in Steven ein Gefühl leichter Panik aufsteigen. Er ging über den trockenen Rasen, um sein Skateboard aufzuheben, dann klemmte er es sich unter den Arm und ging davon.
    »Hab dich doch nicht so!«, schrie Lalo ihm nach.
    Doch Steven hörte ihn kaum.
    Mr Holly kam bereits am Red Lion vorbei, als Steven die Straße erreichte. Die Barnstaple Road war die größte Straße – und beinahe die einzige –, die durch Shipcott hindurchführte. Ihren Namen hatte sie in einfacheren Zeiten bekommen, als es noch wenige Zielorte gegeben hatte.
    Steven folgte Jonas Hollys Schritten. Er wusste nicht, was er erwartete. Er wusste nicht, warum er das tat. Einem Teil von ihm – einem großen Teil – war die kindische Vorstellung peinlich, Mr Holly zu überwachen. Ein Halbwüchsiger, der einen Polizisten observierte; es war albern, und es war sinnlos, und es war auf Dauer nicht durchzuhalten. Aber trotzdem hielt er mit der hochgewachsenen Gestalt vor ihm Schritt, kam nie näher heran, hielt an, um seinen Schnürsenkel zu binden, als Mr Holly stehen blieb, um die Zettel im Schaufenster von Mr Jacobys Laden zu lesen, und ging weiter, als der Polizist es tat.
    Die Schule befand sich am Ende des Dorfes, und Steven machte abermals halt, um sich wieder den Schuh zuzubinden, während Mr Holly die Straße überquerte und auf dem gegenüberliegenden Gehsteig den Rückweg antrat.
    Jetzt kamen sie aufeinander zu.
    Steven wusste nicht, wo er hinschauen sollte. Er wollte nicht Hallo zu Mr Holly sagen müssen, doch das schien unvermeidlich.
    Er drehte den Kopf und schaute in die Fenster der Häuser, an denen er vorüberkam. In manchen gab es Gardinen, in vielen jedoch nicht. Hier waren die staubigen Kakteen in zueinander passenden blauen Keramiktöpfen, die die Fensterbank von Mr Peach zierten, seinem Sportlehrer. Dort war die Entensammlung – einschließlich eines Plastik-Donald-Duck –, die Mrs Tithecott so liebte und stolz zur Schau stellte. Chris und Mark Tithecott waren seit ihrer Einschulung wegen dieser Enten in Prügeleien verwickelt worden; sie machten die Zwillinge ebenso gnadenlos zur Zielscheibe, als hätten sie rote Haare gehabt oder Brillen oder Billigturnschuhe getragen. Steven war wenigstens zweimal Zeuge gewesen, wie sie ihre Mutter angefleht hatten, die Enten aus dem Fenster zu nehmen, doch sie hatte die Dinger gesammelt, seit sie ein kleines Mädchen war, und war unnachgiebig. Steven fand die Enten nicht so schlimm wie die Zwillinge, doch er hatte trotzdem Mitgefühl, wegen all der Jahre, die seine Nan bei ihnen zu Hause am Fenster gestanden und wie eine Verrückte hinausgestarrt hatte. Sie hatte darauf gewartet, dass ihr Sohn vom Laden nach Hause kam, und sie alle zur Zielscheibe des Spotts gemacht.
    Steven ging auf, dass Mr Holly auf der anderen Straßenseite vorbeigegangen war, während er sich an all das erinnert hatte, ohne dass er ihn hatte zur Kenntnis nehmen müssen.
    Geschafft.
    Trotzdem, Steven wusste, dass ihm jetzt, wo Mr Holly wieder in Shipcott Dienst tat, nie wieder leicht zumute sein würde.
    13
    Im Wald stand ein Auto. Tief im sonnengetüpfelten Dickicht, auf einem Frühlingsmeer aus Glockenblumen und sternförmigen weißen Knoblauchblüten. Vor ungefähr drei Jahren hatte Ronnie Trewell es dort hineingefahren und es in einem Augenblick der Panik in Brand gesteckt. Das war damals gewesen, bevor er ein bisschen erwachsen geworden war und gelernt hatte, dass ein Auto zu stehlen und damit durch die Gegend zu rasen bloß der Beginn von etwas war, das eine wundervolle Freundschaft sein konnte.
    Nachdem er todunglücklich zugesehen hatte, wie jenes erste Auto brannte, hatte Ronnie geschworen, nie wieder eins kaputt zu machen. Von da an behielt er die Wagen, die er klaute. Wenn der Lack hinüber war, klebte er ab, spachtelte und sprühte. Wenn der Motor nicht rund lief, nahm er ihn auseinander und arbeitete daran, bis man kaum noch merkte, ob er lief oder nicht. Wenn die Leistung nicht dem entsprach, was sie laut Internet sein sollte, investierte Ronnie in Luftfilter und neue Zündkerzen und synthetisches Motoröl. Kurz gesagt, er klaute gute Autos und

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