Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

über ihm. »Du mogelst .«
    »Gar nicht wahr.« Shane setzte sich auf und hielt sich das Knie. »Du hättest mir fast das Bein gebrochen, du Wichser .«
    Davey wollte schon zurückfauchen, doch bei dem Gedanken, sich mit Shane zu verkrachen und allein durch den Wald nach Hause gehen zu müssen, verbiss er sich die geplante Beleidigung.
    »’Tschuldige, Alter«, sagte er stattdessen und streckte die Hand aus. Shane betrachtete sie misstrauisch, dann ließ er sich aufhelfen.
    »Alles okay?«, erkundigte sich Davey, und die ungewohnte Rücksicht seines Freundes ließ Shane ähnlich nobel werden.
    »Ja, geht schon«, antwortete er.
    »Willst du dich auf mich stützen?«
    »Ja, okay.«
    Ihre Spiele waren für diesen Tag vorbei, und Shane und Davey gingen nach Hause. Shane humpelte aus Leibeskräften und stützte sich auf Daveys Schulter, als sie das Dorf erreicht hatten, und Davey ließ ihn gern mit seiner Verletzung angeben. Er hätte dasselbe getan.
    »War aber ’n tolles Spiel«, meinte Shane, als sie das Haus erreichten, in dem er wohnte.
    »Ja«, sagte Davey. »Voll klasse.«
    14
    Sie hatten gerade Englisch, als Em fragte: »Hast du Lust, Samstag mit aufs Turnier zu gehen?«
    »Okay«, antwortete Steven und war dann gezwungen zu fragen: »Was denn für ein Turnier?«
    Em lächelte, aber auf nette Art. »Das vom Jagdverein. Auf der Deepwater Farm.«
    Steven war noch nie auf einem Reitturnier gewesen. Natürlich wusste er, dass sie stattfanden, so wie ihm vage bewusst war, dass um ihn herum Felder bestellt, Jagden organisiert, Schafzuchtprüfungen abgehalten und Marmeladen gekocht wurden – alles ohne seine aktive Beteiligung.
    Er hatte keine Ahnung, wo die Deepwater Farm war, und auch keinerlei Vorstellung davon, wie das sein könnte, zu so einem Turnier zu gehen, doch das war belanglos und hinderte ihn nicht daran, ein kleines Aufwallen freudiger Erregung zu verspüren, dass Em ihn gefragt hatte. Aber er hielt den Ball flach, weil andere sie sehen konnten.
    »Okay«, sagte er. »Geht klar.«
    Der Jagdverein Midmoor hatte sein alljährliches Turnier aus Respekt vor der Familientragödie seines Masters abgesagt.
    Co- Master, hatten etliche verstimmte Vereinsmitglieder auf einer Versammlung betont, bei der John Took nicht anwesend gewesen war. Charles Stourbridge stand zu John Took, allerdings auf ziemlich arthritische Art und Weise, und der Antrag, das Turnier abzusagen, bekam lediglich eine Mehrheit von sechs Stimmen.
    Der alte Jagdverein Blacklands war letzten Winter nach Jahren des Niedergangs mit Midmoor zusammengelegt worden. Der Verfall hatte schon vor Jahren eingesetzt, als man herausgefunden hatte, dass der Serienmörder Arnold Avery das Revier des Vereins auf dem Moor in seinen ganz persönlichen Friedhof verwandelt hatte. Man hatte ein ungutes Gefühl dabei, über die Gräber ermordeter Kinder zu galoppieren, und viele Jagdfreunde hatten den Geschmack daran verloren.
    Später hatten Saboteure im Kielwasser des gesetzlichen Fuchsjagdverbots ihre Störungsbemühungen verstärkt. Nicht alle waren Zugezogene von auswärts und professionelle Agitatoren; es waren auch Leute aus der Gegend darunter, die sich endlich in der Lage sahen, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, jetzt, wo sie das Gesetz – wenngleich dürftig – auf ihrer Seite wussten. Es hatte Zusammenstöße gegeben. Wütende Zusammenstöße. In Edgcott war der Land Rover eines Jagdverfechters einem Saboteur aus dem Ort über den Fuß gefahren und hatte diesen zerquetscht, und als Vergeltung war David Lodge vom Pferd gezerrt worden und hatte sich das Schlüsselbein gebrochen. Sein Pferd war durchgegangen, in einem Sumpfloch stecken geblieben und vor Erschöpfung gestorben, ehe sie es hatten herausziehen können. Jagdreiten machte keinen Spaß mehr und wurde allmählich nicht nur für den Fuchs gefährlich. Die Jagdanhänger aus Devon mochten plötzlich ihre Kinder nicht mehr mitbringen, und Teilnehmer- sowie lebenswichtige Mitgliederzahlen waren erschreckend rückläufig. Einige Vereinsmitglieder begriffen, dass die Stunde für Blacklands geschlagen hatte, und desertierten zu den größeren Vereinen, zu Dulverton West oder zu den Exmoor Foxhounds, weil zahlenmäßige Stärke Sicherheit bedeutete.
    Das beschleunigte das Ende Blacklands. Als kleinerer der beiden in Bedrängnis geratenen Vereine war es ihnen schlimmer ergangen. Arbeitsplätze gingen verloren, Pferde wurden verkauft und Hunde abgeschafft. Traurig, aber notwendig. Der Master der