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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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wenn sich nichts änderte. Wenn sein Dad ihn ins Bett brachte, war er gern im Bett; wenn sein Dad mit ihm aufstand, war er gern auf. Also zog er es jedes Mal vor, nicht auszusteigen, wenn er in dem Kleinbus saß.
    Natürlich würde er irgendwann anstandslos aussteigen. Nicht so wie Robbie oder Miranda. Die traten immer um sich und brüllten und plumpsten auf den Boden, wenn sie ihren Willen nicht bekamen. Theater machen, nannte Mrs Johnson das.
    Aber Charlie machte nie Theater. Wenn die Zeit zum Aussteigen kam, würde er still sitzen, während Mrs Johnson oder Mr King seinen Gurt aufmachten, und sich dann von ihnen aus dem Kleinbus helfen lassen.
    Dieser Kleinbus war neu. Er war viel gemütlicher als der alte, der hatte zerrissene Plastiksitze gehabt und nach Pipi gerochen. Charlie würde mit Freuden den ganzen Tag hier sitzen – obwohl es heiß war.
    Robbie und Miranda waren schon vorgegangen, weil sie immer vorgingen, also waren nur noch er und Teddy und Beth übrig. Teddy war der Schlauste von ihnen allen. Er konnte nicht richtig reden, aber alle wussten, dass er schlau war. Er schrieb sogar Sachen, mit einem richtigen Computer.
    »Teddy?«, sagte Charlie, und der Junge neben ihm ruckte unbeholfen mit dem Kopf und zielte mit dem spuckebedeckten Kinn auf Charlie.
    Charlie legte den Kopf schief, um Blickkontakt mit ihm zu halten, und sang:
    Häschen in der GRUBE
Saß und schlief
    Er wartete darauf, dass Teddy einstimmte, doch er tat es nicht, also sah er Beth an. Er wusste nicht recht, ob sie ihn anschaute, weil ihre Augen so schielten, doch sie sagte: »Halt die Klappe, Spasti«, also sang er einfach leise weiter, nur für sich.
    Saß und schlief
Saß und schlief
    Teddy Loosemore drehte den Kopf weg und schaute durch die Windschutzscheibe auf die Reihe der Autos, die mitten auf der Wiese die Mittagssonne spiegelten. Sie hatten ein Stückchen von den anderen Wagen entfernt geparkt – näher bei den Zelten und den Toiletten. Beth musste immer nahe bei den Toiletten sein.
    Sie waren spät dran. Sie waren immer spät dran, wenn sie mit dem Kleinbus irgendwo hinfuhren. Teddy fand das grässlich, aber er hatte keine Kontrolle darüber. Er versuchte, auf die Uhr zu sehen, die ihm seine Mutter zum Geburtstag ge kauft hatte, konnte jedoch sein Handgelenk nicht richtig her umdrehen. Also fasste er es mit der anderen Hand und drehte das Ziffernblatt zu sich her. Fast elf. Der Tag war schon halb vorbei. Den anderen Kindern war das egal, Teddy aber nicht. Wenn er einen Tag im Freien verbrachte, sollte der dann anfangen, wenn er für normale Menschen begann. Die anderen wussten wahrscheinlich nicht einmal, dass sie auf einem Reitturnier waren.
    Im Kopf seufzte Teddy. In seinem Mund hörte es sich an wie ein komisches Grunzen.
    Gleich würden Mrs Johnson, die Mary hieß, und Mr King, der Michael hieß, zurückkommen und ihn und Beth holen. Die beiden anderen ehrenamtlichen Mitarbeiter würden bei Robbie und Miranda bleiben. Teddy wünschte, sie würden sich beeilen. Es war heiß, und er wollte die Pferde sehen. Er war froh, dass er als Nächster aus dem Bus aussteigen würde. Charlie würde wie immer der Letzte sein, weil er nie Theater machte.
    Armer Charlie.
    Teddy wusste, was mit Charlie passiert war, obwohl es ihm nie jemand gesagt hatte. Weil er ganz verdreht war und die Worte nicht herausbekam und normalerweise vollgesabbert war, redeten die Leute über ganz private Dinge, wenn Teddy dabei war. Daher wusste er, dass die Nabelschnur sich bei der Geburt um Charlies Hals gewickelt hatte, und deswegen hatte er das Gehirn eines Vierjährigen, obwohl er vierzehn war.
    Teddy wusste alles Mögliche, von dem die Leute nicht wussten, dass er es wusste. Er hörte Dinge und merkte sie sich. Er wusste, dass Mrs Johnsons Schwiegertochter zu viel trank und dann die Kinder zur Schule fuhr. Er wusste, dass Mr Kings Frau ihn wegen eines Mannes verlassen hatte, der doppelt so groß war wie er und nur halb so viel Grips hatte. Und er wusste, dass Beths Mutter wegen Prostitution im Gefängnis saß, allerdings war ihm nicht ganz klar, warum Protestieren ein Verbrechen war.
    Außerdem wusste Teddy Dinge, die er in Büchern oder online gelesen hatte. Geschichten von Helden und Erfindern und Soldaten und Raumfahrern – und wenn er solche Sachen las, dann war er dabei, mitten im Geschehen, und war frei und ein ganz normaler Junge und hatte das Gefühl, er könne fliegen. In Wirklichkeit konnte er nicht einmal gehen. Wenigstens das konnte Charlie.

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