Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)
toll hinkriegen – es sah ja ziemlich einfach aus, und Steven hatte ihm Mut gemacht –, tatsächlich jedoch war er ein hoffnungsloser Fall gewesen. Steven hatte sich trotz diverser Stürze nicht beirren lassen, Davey jedoch hatte rasch keine Lust mehr auf Schmerzen gehabt und das Skateboard, die Rampe und Steven selbst als Riesenzeitverschwendung abgetan. Mit der Zeit, als Steven immer besser wurde und ihm immer weiter voraus war, war Daveys Feinseligkeit dem Skatebord gegenüber gewachsen. Er hatte Shane und noch ein paar andere unkoordinierte Klassenkameraden mit seiner Verachtung angesteckt, und »Scheißskater« war zu einer Standardbeschimpfung geworden, ob die Zielperson nun skatete oder nicht.
»Was hattet ihr da oben auf dem Hügel zu suchen? Ihr dürft doch nicht auf die Springer Farm.«
Das war nicht das, was Davey erwartet hatte, und er hatte keine Antwort für seinen Bruder parat, also sagte er, sie wären gar nicht auf der Springer Farm gewesen.
Wieder schien Steven zu wissen, dass er log. »Wenn du da noch mal hingehst, sag ich’s Mum.«
»Das ist doch bloß ’ne alte Ruine. Interessiert doch niemanden.«
»Du verstehst das nicht. Es ist gefährlich, da raufzugehen.«
Davey verdrehte die Augen. »Okay, Oma.«
Steven packte ihn so schnell und so fest am Oberarm, dass Davey aufquietschte. »Ich mein’s ernst. Geh nicht auf den Hügel, okay?«
Davey riss sich los. »Okay! Scheiße, ich hab doch okay gesagt, oder?« Er rieb sich den Arm. »Besorgst du uns jetzt unsere Kohle oder nicht?«
»Ja«, sagte Steven leise.
»Echt?«, fragte Davey misstrauisch.
Steven antwortete nicht – er stand einfach nur vom Bett auf und zog seine Turnschuhe an.
Mark Trumbull las im Bushaltestellenhäuschen in einem seiner Pornohefte, als Steven Lamb zu ihm trat und es ihm aus den Händen riss.
»Hey!«, empörte er sich und stand auf. Er war zwei Jahre jünger als Steven, aber nur wenig kleiner und viel schwerer – und er war es nicht gewohnt, sich von irgendjemandem ans Bein pinkeln zu lassen.
»Wo ist das Geld?«, fragte Steven kalt.
»Was denn für Geld?«, erwiderte Mark Trumbull. »Gib mir mein Heft wieder.«
»Ich bin Davey Lambs Bruder.«
»Ja? Na und?«
»Also, wo ist die Kohle?«, fragte Steven noch einmal.
»Ich hab seine Kohle nicht. Her mit dem Heft.«
Steven schaute zum ersten Mal auf die Zeitschrift hinunter und sah dann Mark Trumbull an.
»Ich weiß, wo du wohnst«, sagte er und ging los.
»Einen Scheiß weißt du.«
»Nummer zweiundsiebzig.«
Mark Trumbull eilte ihm nach. Seine rechte Hand war zur Faust geballt, doch er wusste nicht recht, ob er Daveys Bruder wirklich eine knallen sollte oder nicht. Irgendeine vage Vorstellung von Steven Lamb, die aus dem Kollektivbewusstsein der Schule stammte, machte ihn ungewohnt vorsichtig. »Du gibst mir jetzt das Heft wieder, oder ich mach dich alle, Arschgeige.«
Steven Lamb sagte nichts und ging weiter. Nervös blickte Mark Trumbull die Straße hinauf. Sein Haus war nur noch fünfzig Meter entfernt, und seine Eltern waren zu Hause.
»Hey!«, sagte er wütend und packte Steven hinten am T-Shirt.
Steven drehte sich um und verpasste ihm mit dem zusammengerollten Pornoheft eine so deftige Ohrfeige, dass Mark Trumbull vom Gehsteig auf die Straße stolperte, die Hände seitlich an den Kopf gepresst.
Steven ging weiter.
Er erreichte die Haustür.
»Wo ist das Geld?«
Mark Trumbull stand einen knappen Meter entfernt da – in völliger Panik. Er wusste nicht, wie er Steven davon abhalten sollte, an die Tür zu klopfen. Vielleicht bluffte er ja nur. Er würde nie im Leben anklopfen.
Steven klopfte. »Wo ist das Geld?«, fragte er noch einmal.
»Scheiße! Hier!«, zischte Mark Trumbull. »Hier! Lass einfach … Komm einfach von der verdammten Tür weg! Hier!« Er wühlte in seinen Jeanstaschen und streckte Steven Geld hin – zerknitterte Scheine und Münzen fielen auf den Gehsteig.
»Das ist nicht alles«, sagte Steven.
»Ein bisschen was hab ich ausgegeben. Das ist alles, was noch da ist. Ich schwör’s. Ich schwör’s, verdammte Scheiße!«
Mark Trumbull schwitzte und weinte fast vor panischer Angst. Steven rührte sich nicht von der Haustür weg. Warum ging er denn nicht da weg ?
Steven warf einen kurzen Blick auf die Zeitschrift. »Was hast du sonst noch gekauft?«
»Was zu trinken. Noch so’n Heft. Ein Skateboard. Bitte, Alter …«
»Bring das Skateboard morgen mit in die Schule und gib es Davey.«
»Okay! Mach ich, ich
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