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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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zwei Kinder im Bus – Kylie Martin und Maisie Cook, beide aus Withypool. Sie waren ungefähr acht, schätzte er. Die beiden saßen einander rechts und links vom Mittelgang gegenüber, baumelten mit den bloßen Beinen und den Sandalenfüßen und kicherten über Gott weiß was. Es waren nette Kinder. Die meisten Kinder waren nett, fand er – im Gegensatz zu dem, was immer so geredet wurde.
    Als er zu den Mädchen hinüberschaute, rollte der Bus in ein weiteres Schlagloch, und er hätte fast aufgestöhnt, so dringend musste er pinkeln. Seine Blase würde gleich platzen. Er wusste es – ganz gleich, was ihn die Erfahrung in Sachen Pressen und Warten über Toilettenschüsseln in den frühen Morgenstunden gelehrt hatte.
    Er musste unbedingt pinkeln. Er konnte es nicht mehr aushalten.
    Sobald er das gedacht hatte, lenkte Ken den Bus in eine flache Parkbucht auf der Hügelkuppe und hielt an.
    Im Rückspiegel schauten Kylie und Maisie fragend zu ihm auf.
    »Ihr beiden wartet hier, okay? Nicht aussteigen. Ich muss bloß schnell mal was nachsehen gehen.«
    »’Kay«, sagte Maisie.
    »Versprecht mir, dass ihr nicht aussteigt, in Ordnung?«
    »Versprochen«, sagte Kylie.
    »Versprochen, Mr Beard«, sagte Maisie.
    »Brave Mädels.«
    Ken hastete die Stufen hinunter. Überquerte den schmalen Asphaltstreifen und strebte den Hügel hinunter auf einen Ginsterbusch zu. Der Hang war steil und uneben, und seine Blase hätte zweimal fast versagt, ehe er die sichere Deckung erreichte.
    Ken Beard öffnete seinen Hosenschlitz, stand mit dem Rücken zur Straße da und genoss mit die prachtvollste Aussicht in ganz Großbritannien, während er zu pinkeln versuchte.
    Nichts.
    Seine Blase fühlte sich an wie ein Wasserball, und sein Penis kribbelte vor freudiger Erwartung, doch es tat sich nichts. Jetzt, wo er die Erlaubnis zum Pinkeln hatte, hatte sich sein Harntrakt festgefahren wie Friedensverhandlungen im Mittleren Osten.
    Diese Schmerzen. Diese Demütigung. Diese Verlegenheit. Kens ganz persönliches Exmoor verschwamm an den Rändern, als ihm die Tränen in die Augen schossen. Wann war so etwas Simples wie pissen so traumatisch geworden? Jedes Mal, wenn er nicht konnte, stellte er sich den Finger eines Arztes in seinem Arsch vor, der seine Prostata abtastete. Wahrscheinlich mit einem Haufen Medizinstudenten drum herum, die alle zusahen.
    Ein Albtraum.
    Er konnte hier doch nicht so rumtrödeln. Er hatte keine Zeit. Er verzog das Gesicht und drückte die Peniswurzel, wollte den Urin mit reiner Willenskraft zwingen hervorzukommen, und es war ihm egal, ob es wehtat.
    Er musste zurück zum Bus.
    Doch das ging nicht, bevor er gepinkelt hatte, Herrgott noch mal! War das denn zu viel verlangt? Ken warf einen Blick über die Schulter. Er konnte gerade noch das cremeweiße Dach seines Busses sehen. Er vertraute darauf, dass die Mädchen blieben, wo sie waren. Es waren brave Mädchen. Nicht so wie seine Karen, die mit sechzehn völlig entgleist war und in ein besetztes Haus gezogen war, mit einem Freund, der sich die Augen schminkte. Aber man konnte ja gar nicht vorsichtig genug sein, wo doch diese anderen Kinder entführt worden waren. Ihm würde das nicht passieren, natürlich nicht, aber vielleicht hätte er doch lieber irgendwo pinkeln sollen, wo er Kylie und Maisie genau im Blick hatte, bloß um seines Seelenfriedens willen. Das hätte natürlich geheißen, dass sie ihn ebenfalls hätten sehen können – und dabei hätte er sich wohl kaum genug entspannen können, um Wasser zu lassen.
    Ihnen würde schon nichts passieren. Sie waren ja zu zweit. Es war ein heller Sommernachmittag, und er war gerade mal fünfzig Meter weit weg.
    Ein anderes Auto näherte sich. Dem Motorengeräusch nach ein Diesel.
    Jetzt komm schon!
    Noch ein paar Tropfen.
    Über ihm wurde der Wagen langsamer und hielt an. Er schaute den Hügel hinauf, konnte ihn aber nicht sehen. Der Motor dröhnte lautstark im Leerlauf.
    Wieso? Ken furchte die Stirn. Er war sich sicher, weit genug an den Straßenrand gefahren zu sein, dass ein anderes Auto vorbeikonnte. Vielleicht war es ja jemand, der angehalten hatte, weil er glaubte, der Bus hätte eine Panne. So etwas taten die Leute hier draußen auf dem Moor. Isolation brachte das Beste in den Menschen zum Vorschein.
    In den meisten Menschen.
    Ken hoffte nur, es möge nicht jemand sein, der ihn dafür melden würde, dass er die Kinder allein gelassen hatte und pissen gegangen war. Krebs war wohl eine hinreichend gute Ausrede, dachte er,

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