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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Gedanke, dass die verschwindend geringe Chance bestand – ungefähr ein halbes Prozent –, dass es sich bei dem Ratsuchenden dort unten um einen gutaussehenden jungen Landwirt handeln könnte, also legte sie Mascara und einen Hauch Lippenstift auf. Erst auf der wackeligen Treppe fiel ihr das Handtuch wieder ein. Schon wollte sie es abnehmen, doch dann wunderte sie sich über ihren eigenen Optimismus, wo sie doch schon längst festgestellt hatte, dass die Begriffe »gutaussehend«, »jung« und »Landwirt« eine Art dreifacher Widerspruch in sich waren. So etwas gab es nur in den Liebesromanen, die sie in ihrer Jugendzeit verschlungen hatte.
    Sowohl ihre düsterere Stimmung als auch das nasse Handtuch erwiesen sich als gerechtfertigt, als sie sah, dass der Besuch noch nicht einmal ein Mann, sondern bloß ein Schuljunge war – ein schlaksiger, dunkelhaariger Halbwüchsiger mit abstehenden Ohren, ungleichmäßig geschnittenen Haaren und jener aberwitzig vergänglichen Kombination aus heller Knabenhaut und Bartstoppeln.
    »Hi«, sagte sie. »Ich bin Detective Sergeant Rice. Was kann ich für dich tun?«
    Der Junge warf einen raschen Blick auf ihren Handtuchturban und schaute dann weg. »Ähm«, sagte er. »Ich weiß nicht.«
    Rice seufzte innerlich. Kinder waren ihr ein Rätsel. Sie konnte sich nicht mehr recht daran erinnern, wie es war, eins zu sein, und in Gegenwart der Kinder ihre Freundinnen und Schwestern fühlte sie sich immer etwas unbehaglich. Sie lächelte sie an, und die Kinder blickten ernst zurück, als wüssten sie genau, was sie dachte.
    Babys weinten beim ersten Kontakt.
    Sie hatte nichts gegen Kinder, aber sie langweilten sie. Sogar mit den süßen Bälgern aus Hollywoodfilmen verlor sie die Geduld, mit ihren Löckchen, ihren quäkigen Stimmen und ihren neunmalklugen Antworten.
    Ehe sie sich beherrschen konnte, seufzte sie laut, woraufhin der Junge vor ihr errötete. Daraufhin hatte sie ein hinlänglich schlechtes Gewissen, um sich Mühe mit ihm zu geben, obwohl sie wusste, dass ihr Haar für den Rest des Tages total beschissen aussehen würde.
    »Wie heißt du?«
    »Steven«, sagte er. »Lamb.«
    Der Name kam ihr vage bekannt vor, doch sie verschwen dete keine Zeit damit zu überlegen, wieso. Ganz bewusst schlug sie einen sanfteren Tonfall an.
    »Und was wolltest du mir sagen, Steven?«
    Steven wünschte, er wäre nicht hergekommen. Er hatte das Ganze nicht durchgedacht und hatte die Worte nicht parat, um es zu erklären. Einmal hatte er bei einer Schulaufführung von Oliver! mitgespielt. Er hatte nur eine einzige Zeile Text gehabt – »Würde einen glatt umbringen, der Kerl!« –, doch er hatte über die schiere Menge an Möglichkeiten gestaunt, diese Zeile zu vermasseln. Entweder vergaß er seinen Text vollkommen, oder die Worte fielen ihm in der völlig falschen Reihenfolge ein. Sogar wenn er es richtig hinbekam, hörte er sich an wie Yoda.
    Genauso fühlte er sich jetzt. Als würde es die Dinge, die in seinem Kopf herumgeisterten, nur noch komplizierter machen, wenn er sie aussprach. Trotzdem, er konnte nicht einfach wieder gehen, ohne irgendetwas zu sagen. Viel wusste er nicht über Frauen, doch er wusste, dass sie immer mieser drauf waren, wenn sie nasse Haare hatten, also sollte er sich lieber Mühe geben.
    »Es ist wegen Mr Holly«, sagte er.
    Die Frau – DS Rice – sah ein kleines bisschen interessierter aus als noch gerade eben, doch Steven wusste wieder nicht weiter. Wie konnte er ihr all das sagen, was in seinem Kopf war?
    Er hat seine Frau umgebracht! Ich glaube, er war’s. Ich hab gesehen, wie er sie geschlagen hat. Er hat mich am Arm gepackt. Er hat irgendwas von Kindern wehtun gesagt. Vielleicht hat er ja diese Kinder entführt. Das würde er glatt hinkriegen. Wenn er seine Frau umbringen konnte, dann könnte er doch auch Kinder ermorden, oder? Manche Leute tun Kindern weh – das hat er gesagt. Die Leute tun Kindern weh. Und er hat mir Angst gemacht. Ich dachte, er bringt mich um. Seine Stimme war gar nicht seine Stimme, und seine Augen waren wie ein Nichts. Er könnte Kinder umbringen. Er könnte jeden umbringen. Das weiß ich.
    Hier, bei Tageslicht, im abgestandenen Bierdunst des Red Lion, wo er mit einer Polizistin sprach, die einen Handtuchturban auf dem Kopf hatte, hörte sich das an wie ein Fall für Scooby-Doo.
    DS Rice schaute verstohlen auf die Uhr.
    »Ich glaube, er mag Kinder nicht«, sagte Steven vorsichtig.
    »Wie kommst du darauf? Hat er so etwas

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