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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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gesagt?«
    »Irgendwie schon. Er hat zu mir gesagt, die Menschen tun Kindern weh.«
    »Aber das stimmt, Steven. Traurig, nicht wahr? Manchmal tun Menschen Kindern wirklich etwas an.«
    »Ja. Aber …« Er mühte sich ab, es zu erklären, und schaffte es schließlich nicht. »Es war einfach nur die Art und Weise, wie er das gesagt hat.« Er stockte und schloss dann in einem hastigen Wortschwall: »Ich glaube, er hat vielleicht die Kinder entführt. Und ich glaube, er könnte jemandem was antun. Ich weiß, dass er jemandem was antun könnte.«
    »Das ist eine ernste Anschuldigung, Steven. Hast du irgendwelche Beweise dafür?« Jetzt musterte DS Rice ihn scharf, als würde sie gleich sauer auf ihn werden.
    Hatte er Beweise? Er wusste, dass es stimmte – er hatte gesehen, wie Mr Holly seiner Frau ins Gesicht geschlagen hatte –, aber hatte er Beweise? Er wusste, was Beweise waren, was Beweismaterial war, und zwar nicht einfach nur die Behauptung, man habe irgendetwas gesehen, wenn es niemanden sonst gab, der das bezeugen konnte. So stünde einfach nur sein Wort gegen das eines Polizisten.
    »Eigentlich nicht«, antwortete er schließlich.
    »Und was hast du für einen Grund zu glauben, dass er die Kinder entführt hat?«
    »Einfach … ich weiß nicht.« Das würde niemals ausreichen, das war ihm klar. »Eigentlich bloß so ein Gefühl.«
    Diesmal schaute DS Rice ganz unverhohlen auf die Uhr. »Okay, Steven, gibt’s sonst noch etwas?«
    Steven schüttelte den Kopf. Er wusste, dass er versagt hatte. Sie hatte bereits das Interesse verloren.
    »Also, danke, dass du dich bei uns gemeldet hast, okay?«
    »Okay«, sagte er. »Aber ich denke mir das nicht aus.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet.«
    Irgendwie hatte sie das schon getan, fand er, doch er beließ es dabei.
    Dann blickte sie auf seinen abgeschabten Rucksack hi nunter. »Bist du auf dem Weg zur Schule?«
    »Ja.«
    »Okay«, meinte sie. »Wenn du uns irgendwas sagen möchtest, komm einfach in die mobile Einsatzzentrale auf dem Parkplatz, in Ordnung? Alles, was dir einfällt, was helfen könnte, die Kinder zu finden. Okay? Ab neun Uhr morgens.«
    »Okay«, sagte er.
    »Danke, Steven.«
    Elizabeth Rice sah Steven Lamb nach, als er das Pub verließ und sich dabei seinen Rucksack über die Schultern wuchtete. Sie wusste nicht mehr, wie es war, ein Kind zu sein, aber ein Satz, den er gesagt hatte, hatte ihr etwas in Erinnerung gerufen.
    Es war einfach nur die Art und Weise, WIE er das gesagt hat.
    Dabei musste sie daran denken, wie sie sechzehn gewesen war und ihrer Mutter erzählt hatte, dass ein Nachbar, Mr Craddock, ihr gegenüber auf dem Schulweg anzügliche Bemerkungen gemacht hatte, an der Bushaltestelle. Sie kannte Mr Craddock, seit sie klein war, und hatte ihn immer nett gefunden. Im Sommer erlaubte er ihr, mit seinem Hund Fuzzy spazieren zu gehen, weil sie selbst keinen haben durfte. Einmal hatte er ein paar Jungs angebrüllt, die sie geärgert hatten. Er winkte immer und lächelte, und seine Frau auch.
    Und dann, an jenem Tag an der Bushaltstelle – als sie sechzehn Jahre alt war – hatte er gefragt, ob sie in der Schule Haue bekämen.
    »Nein!« Sie hatte gelacht. Die Vorstellung war total albern. Niemand bekam mehr in der Schule Haue – selbst das Wort war lächerlich. »Wir müssen nur nachsitzen.«
    »Und wie sieht’s zu Hause aus?«, hatte Mr Craddock gesagt. »Verhaut dein Daddy dir den Popo?«
    »Nein«, sagte Elizabeth und lachte nicht, weil sie sich bei dem Ganzen plötzlich unwohl fühlte.
    Sie waren zusammen in den Bus gestiegen, und sie wusste noch, wie grässlich sie es gefunden hatte, dass er hinter ihr die Stufen hinaufgestiegen war. Wie sie genau gewusst hatte, dass er ihre nackten Beine unter dem Schulrock anglotzte, den sie hartnäckig immer ein bisschen zu kurz trug. Und wie sie gemerkt hatte, wie Mr Craddock auf ihrer Liste von der Spalte »nett« in die Spalte »pervers« gerutscht war. Eine Liste, die immer länger geworden war, je größer ihre Brüste wurden.
    Es hatte eine Woche gedauert, bis sie ihrer Mutter davon erzählte.
    »Das hat er bestimmt nicht ernst gemeint«, hatte ihre Mutter gesagt.
    »Doch«, hörte Rice sich jetzt erwidern. »Es war die Art, wie er es gesagt hat.«
    Jetzt sah die erwachsene Elizabeth Rice den Jungen an dem kleinen Bleiglasfenster vorbeigehen, den Kopf gesenkt und mit gefurchter Stirn.
    Sie ging nach oben und trocknete ihr Haar – das wirklich beschissen aussah – und erwähnte das Gespräch

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