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Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Titel: Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Diesbrock
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da hin!) und die Wohnung ja nun wirklich mal wieder gestrichen werden muss. Welchen Wert hat also meine äußere Freiheit, wenn meine inneren Freiheitsgrade so begrenzt sind?
    Wenn ich »freiwillig« jeden Tag zehn Stunden arbeite (weil ich mich nicht traue, früher zu gehen), wenn ich von meinem Kollegen fiese Bemerkungen mit einem Lächeln ertrage (weil ich mich ihm gegenüber hilflos fühle) oder nicht nach einer Gehaltserhöhung frage (weil ich Angst vor einem Nein habe) – dann hilft mir meine äußere Freiheit wenig.
    Es ist bitter, wenn unsere innere Freiheit zu klein ist, um unser Leben zu gestalten, wie wir es wollen und brauchen, und wir das alles gar auf die Zeit nach der Pensionierung verschieben – weil wir glauben, dann die (äußere) Freiheit zu haben, all das zu tun, was wir schon immer wollten. Wir verschieben unser Leben, weil unsere innere (Un-) Freiheit uns anscheinend gar keine andere Wahl lässt.
    |129| Der neue Job und Ihre innere Freiheit
    Wenn wir fest davon überzeugt sind, keine Alternative zu unserem toten Pferd zu haben, spielt unsere (geringe) innere Freiheit dabei eine zentrale Rolle. Aber meistens merken wir das gar nicht und glauben lieber, dass es uns an äußerer Freiheit mangelt! Wir verweisen dann gern auf die äußeren Bedingungen und argumentieren, dass Faktoren unserer äußeren Freiheit unsere Möglichkeiten begrenzen. Damit erklären wir unser Festhalten am Status quo: Es sind der Arbeitsmarkt, unser Arbeitgeber, andere Menschen, die angeblich unser Fortkommen behindern. Und die mangelnden materiellen Möglichkeiten, unser Alter, unsere Kompetenz – alles Faktoren der äußeren Freiheit. Anscheinend ist es für uns weniger unangenehm, auf die äußeren Gegebenheiten zu zeigen, wenn wir uns in Wirklichkeit innerlich eng fühlen. Wir schaffen uns die Vorstellung, kleine Rädchen in einer großen Maschine zu sein, und darin natürlich kaum Einfluss zu haben. Kein schlechtes Alibi.
    Innere Un-Freiheit ist immer auch ein Ausdruck von Angst. Dass der rasante Wandel unserer Arbeitswelt und die Forderung nach immer mehr Selbstverantwortung und Flexibilität uns eine Heidenangst machen, halte ich für ganz natürlich. Das Gefühl von innerer Un-Freiheit scheint mir ein Rückzugsreflex auf eine viel zu komplexe Welt zu sein. Gleichzeitig nehmen unsere Möglichkeiten und unsere äußere Freiheit mit den Veränderungen des Arbeitsmarktes eher zu – und das ist keine schlechte Basis für berufliche Veränderungen.
    Natürlich haben wir nicht alle die Freiheiten, die wir gern hätten, und selbstverständlich ist die äußere Freiheit recht unterschiedlich verteilt. Wenn es aber um die berufliche Neuorientierung geht, steht uns viel häufiger ein Mangel an innerer Freiheit im Weg als Faktoren der äußeren Freiheit!
    Mein Anliegen ist es hier, Sie dazu anzuregen, genauer zu unterscheiden: Ist es wirklich der Mangel an äußeren Möglichkeiten und Fähigkeiten, der Sie begrenzt? Oder ist es vielmehr innere Un-Freiheit, die Sie daran hindert, die Zahl Ihrer Möglichkeiten zu sehen und zu nutzen? Denn dann hat es logischerweise wenig Sinn, auf äußere |130| Bedingungen zu schauen und sich hauptsächlich daran abzuarbeiten.
    Sie haben jetzt die Möglichkeit, einmal einen Blick auf die Grenzen Ihrer äußeren Freiheit zu werfen. Nutzen Sie dazu folgende Übung.

    Äußere Freiheitseinschränker
Sammeln Sie bitte in der linken Spalte dieser Tabelle begrenzende Faktoren Ihrer äußeren Freiheit (wenn der Platz nicht reicht, fahren Sie auf einem Blatt Papier fort): Was schränkt Sie in Bezug auf Ihre berufliche Neuorientierung ein? Welche Menschen, finanziellen und materiellen Faktoren, mangelnden Fähigkeiten und Möglichkeiten oder äußeren Bedingungen – also alles, was nicht zu den mentalen Einschränkungen zählt – sind das?
Auf welche Weise nimmt jeder Punkt Ihnen die Freiheit und begrenzt Sie?
Mit welchen Gegenmaßnahmen können Sie möglicherweise Ihre Freiheit zurückgewinnen?
    Ein Beispiel:
Freiheitseinschränker: »Ich muss für meine Familie sorgen.«
Welche Grenze setzt er mir? »Ich muss monatlich mindestens 2200 Euro netto verdienen.«
Wie könnte ich ihm begegnen? »Meine Frau würde gern halbtags wieder arbeiten. Für die Zeit, bis mein neuer Job mindestens 2200 Euro bringt, könnte ich unser Erspartes verwenden. Ich könnte meine Eltern um einen Kredit bitten.«
    Wenn Ihnen die drei Fragen im Moment zu viel sind, sammeln Sie doch bitte auf jeden Fall die Einschränker.

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