Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
den sie als Anlass nehmen wollte, beruflich die Weichen neu zu stellen. Sie wollte endlich einen Job, der ihren Interessen entsprach. Im Coaching erzählte sie mir von einem alten Traum: Seit ihrer Jugend wollte sie im Filmgeschäft arbeiten – aber das war in ihren Augen nur eine Spinnerei. Ich bat sie, diesen Wunsch »nur so zum Spaß« trotzdem einmal ernsthaft zu betrachten. Und da fing Anna an, tatsächlich Optionen für sich zu entdecken, die ihr gar nicht so verrückt erschienen: Sie konnte sich vorstellen, für Filmfestivals zu arbeiten oder für Produktionsfirmen im Marketing oder im PR-Bereich tätig zu sein.
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Nachdem ihr klar geworden war, dass dies »ihr Ding« ist, entwickelte sie eine ungeheure Energie! Sie sprach mit vielen Menschen und Institutionen der Branche und lernte viel über Jobs und Kommunikationswege. Anna lehnte ab, über einen Plan B nachzudenken, solange sie nicht alles versucht hatte, ihren Traumjob zu bekommen. Natürlich wusste sie, dass sie als Branchenfremde mit Ende dreißig für potenzielle Arbeitgeber nicht automatisch die erste Wahl sein würde. Aber sie war sich auch ihrer Qualitäten bewusst und sah Ihre Entschlossenheit und Begeisterung als ihre Trumpfkarte an! Über mehrere Praktika bekam sie schließlich einen Fuß in die Tür und ist heute tatsächlich in ihrem Wunschbereich freiberuflich tätig.
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»Unsere Neigungen zeigen an, in welche Richtung
sich unser Leben entfalten möchte.«
Ernst R. Hauschka, Aphoristiker
Annas Ausgangsbasis war nicht schlecht: Ihre Erfahrungen und ihr Talent im Eventbereich machten sie auch für ihr neues Betätigungsfeld attraktiv, sie hatte kaum Scheu, an fremde Türen zu klopfen und den Kontakt zu suchen – und sie wusste, wohin sie wollte, und war fest entschlossen, dafür nichts unversucht zu lassen. Natürlich ist nicht jeder bereit und in der Lage, alles auf eine Karte zu setzen. Vor allem, wenn er sich noch gar nicht sicher ist, was für eine Karte es sein soll.
Wenn Sie sich einen neuen Job wünschen, der wirklich Ihren Interessen entspricht, sollten Sie zwei Dinge getrennt voneinander betrachten: Im ersten Schritt sollten Sie sich ausschließlich damit beschäftigen, was Sie beruflich interessiert – auch wenn Sie dabei befürchten, dass Ihre Gedanken unrealistisch sind. Erst dann ist es im zweiten Schritt sinnvoll, sich zu fragen, wo und in welchem Maße Sie Ihre Interessen beruflich verfolgen wollen.
Betrachten wir diese zwei Fragen nicht separat, kommt uns möglicherweise das »Ganz-oder-gar-nicht«-Prinzip in die Quere: Wenn ich meine Interessen dann tatsächlich ernst nehme, meine ich, sie nur auf |187| einem Wege verwirklichen zu können. »Am liebsten spiele ich in meiner Freizeit Schlagzeug, also muss ich professioneller Drummer werden.« »Ich jodele für mein Leben gern, da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich mit meinem Jodel-Diplom selbstständig zu machen.« Kein Wunder, wenn jemand beim Blick auf den Arbeitsmarkt für Schlagzeuger und Diplom-Jodler dann doch lieber Buchhalter bleibt!
Das Problem ist hier die scheinbar zwangsläufige Schlussfolgerung: »Wer A sagt, muss auch B sagen.« Was für ein Unsinn! Nehmen wir doch einmal an, ich bin tatsächlich begeisterter Hobby-Schlagzeuger und mit meinem Job als Buchhalter unzufrieden: Anstatt nur die Option »Profi-Musiker« zu sehen, könnte ich schauen, wo ich mein Hobby auf andere Weise einbringen kann. Vielleicht bleibe ich der Buchhaltung treu, versuche aber für ein Unternehmen zu arbeiten, das Musikinstrumente herstellt. Oder für eine Musikerzeitschrift. Bin ich bereit, mich von der Buchhalterei zu trennen? Welche Fähigkeiten habe ich neben meiner Musikleidenschaft zu bieten? Kann ich mir vorstellen, für einen Konzertveranstalter oder eine Plattenfirma zu arbeiten? Es gibt sicherlich viele Möglichkeiten, die von meinem Hobby unterschiedlich weit entfernt sind – und es liegt an mir zu entscheiden, was für mich richtig ist.
Ein Rennpferd ist ganz sicher nicht die einzige Alternative zu meinem toten Pferd – denn selbst auf einem Kaltblüter komme ich deutlich schneller voran! Bedenken Sie: Wenn Sie 80 000 Stunden Ihres Lebens mit Arbeit verbringen und ein neuer Job Sie nur 10 Prozent mehr interessiert als der bisherige, bedeutet dieser vermeintlich kleine Unterschied doch einen großen Gewinn für Ihre Lebenszufriedenheit.
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Für Ihre berufliche Neuorientierung ist die Klärung
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