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Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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früh zu verheiraten.“ Iseults Hand schloss sich fester um ihren Becher, während sie ihn leerte.
      Wenn es nach Neasa ging, würden sie überhaupt nicht heiraten. Es schmerzte, dass nichts, was sie tat, ihren Ansprüchen genügte. Nie hörte diese Frau auf, Iseult daran zu erinnern, dass sie die Tochter eines Schmieds war und nicht würdig, Davin zu heiraten.
      „Es dauert schon länger, als mir lieb ist“, erwiderte Davin. „Vielleicht heirate ich sie morgen bei Sonnenuntergang.“ Neckend packte er Iseults Zopf. Sie antwortete ihm mit einem Lächeln, aber innerlich war sie wachsam. Als sie das letzte Mal an eine Ehe gedacht hatte, endete es mit einer Demütigung. Es war schwer, einem Mann wieder Vertrauen zu schenken.
      Ihr wurde eiskalt bei der Erinnerung, wie sie allein mit dem Priester auf einen Geliebten gewartet hatte, der nie kam. Sie war mit seinem Kind schwanger gewesen, und er hatte es gewusst. Wie alle anderen auch.
      Scham erfüllte sie, als sie sich daran erinnerte, wie ihre Freunde und ihre Familie sie angestarrt hatten. Statt sie zu heiraten, war Murtagh lieber in ein Kloster gegangen. Und hatte das, zusammen mit dem in ihrem Bauch wachsenden Kind, nicht Nahrung für genug Tratsch an langen Winterabenden geboten?
      Neasa hatte es jedenfalls nicht vergessen, so viel war klar. Sie glaubte, das Iseult es nicht wert war, einen Edlen zu heiraten. Doch Davin hatte um sie angehalten, sie behandelt, als wäre sie eine Prinzessin und keine Gemeine. Der Mann liebte sie, auch wenn Iseult nicht verstand, warum.
     
      „Davin, eines Tages, schon bald, wirst du Häuptling sein“, ermahnte Neasa ihren Sohn. „Du trägst dann eine große Verantwortung. Iseult muss noch viel lernen, bevor sie dir eine anständige Frau sein kann.“
      „Ich werde nur Anführer werden, wenn das Volk mich wählt“, berichtigte er sie. Auch wenn er es in ruhigem Ton sagte, sah Iseult doch das Verlangen auf seinem Gesicht. Er wollte den Stamm führen, und alle wussten, dass kein anderer außer ihm zur Wahl stand.
      In diesem Augenblick wurden sie von Davins Vater Alastar unterbrochen.
      „Neasa, es besteht keine Notwendigkeit, von mir zu sprechen, als sei ich schon tot. Ich bin Häuptling – und werde es auch noch einige Zeit bleiben.“ Alastar stand auf und reckte sich. „Komm, Davin. Ich möchte deine Pläne für Beltaine hören.“
      Iseult sah sehnsüchtig zur Tür hin, aber sie war nicht eingeladen worden, mit den Männern zu gehen. Schweigend unterstützte sie Neasa dabei, die Schüsseln fortzuräumen.
      „Kann ich dir sonst noch helfen?“, fragte sie, als sie fertig waren.
      „Ja.“ Neasa setzte den Krug mit Met ab und sah sie an. „Du könntest dich weigern, meinen Sohn zu heiraten. Aber ich weiß, dass du das nicht tun wirst. Du bist zu sehr darauf aus, einen Mann seines Standes zu heiraten.“ In Iseult flammte der Zorn auf. Die Frau stellte sie hin, als wäre sie gierig, als würde sie Davin nur wegen seines Geldes heiraten. „Davin ist ein guter Mann. Ich habe vor, ihn zu respektieren und zu umsorgen.“ Sie biss sich auf die Lippen, um zu verhindern, dass sie noch mehr sagte.
      „Er verdient eine Frau, die weiß, wie man sich die Keuschheit erhält. Du hast ein Kind geboren.“
      „Ein Kind, das mir gestohlen wurde“, widersprach Iseult. „Dein Sohn steht zumindest vor dir. Ich weiß nicht, ob meiner lebt oder tot ist.“ Der quälende Schmerz zerriss ihr fast das Herz, und ihre Augen schwammen in Tränen.
      Als sie ihren Sohn Aidan verloren hatte, war Davins stille Anwesenheit Balsam für ihre blutende Seele gewesen. Er hatte sie in ihrem Kummer getröstet, sie mit so viel Zärtlichkeit, so viel Liebe behandelt.
      „Du verstehst die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind“, sagte Neasa, wobei ihre Stimme messerscharf klang. „Und du weißt, dass ich das Beste für mein Kind möchte.“ Sie wischte sich die Hände an einem Tuch ab und fügte hinzu: „Du kannst vielleicht nicht verstehen, was es bedeutet, unser Volk anzuführen.“
      Neasa irrte sich. Auch wenn Iseult keine von ihnen war, so fürchtete sie sich doch nicht vor der Verantwortung, die auf sie zukam. All ihre Gedanken drehten sich darum, wie sie sich um Davin kümmern und zusammen mit ihm ein Heim aufbauen konnte.
      „Ich bin vielleicht nicht die Tochter eines Häuptlings“, erklärte sie, „aber ich will mein Möglichstes tun, um Davin glücklich zu machen.“ Neasa schüttelte den Kopf. „Das genügt

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