Ihr stolzer Sklave
Verdacht, was die Herkunft des Mannes betraf, und hoffte, heute Antworten auf seine Fragen zu erhalten.
Iseult lehnte sich gegen den Wind und ritt hart nach Osten. Sie hatte ihre Freundin Niamh überreden können, sie zu begleiten. Beide kannten sich erst seit dem letzten Winter, und Niamh war Iseult eine enge Vertraute geworden. Auch wenn Niamh sich über ihre braunen Haare und grauen Augen beklagte und der Meinung war, dass kein Mann sie jemals hübsch finden würde, war Iseult der Ansicht, ihre Freundin habe ein nettes Lächeln.
Zudem war sie abenteuerlustig und besaß das Talent, sich in Schwierigkeiten zu bringen, ähnlich wie sie selbst.
„Sind wir bald da?“, fragte Niamh und ritt langsamer, um ihr Pferd aus dem Fluss trinken zu lassen. Das silberne Band, das sich glitzernd von den Weiden abhob, zog sich ostwärts. „Wir sind schon seit Ewigkeiten unterwegs. Wenn ich noch eine Stunde auf diesem Pferd sitzen muss, fällt mir mein Hinterteil ab.“
Meines auch, dachte Iseult, sagte es aber nicht. „Wenn Hagen sich nicht getäuscht hat, sollte es nach dieser Flussschleife sein.“
„Und wenn er sich getäuscht hat, haben wir den ganzen Weg umsonst gemacht.“
Iseult zuckte die Schultern. „Nur noch eine Stunde. Und wenn wir den rath dann nicht finden, versuchen wir es an einem anderen Tag noch einmal.“
Niamh knirschte mit den Zähnen. „Gönne mir einen Augenblick Pause, bitte. Mein Allerwertester ist völlig taub.“ Sie erhob sich ein wenig vom Pferd und strich sich über das Gesäß. „Ich bin erstaunt, dass du statt meiner nicht Davin mitgenommen hast.“ Bei der Erwähnung des Namens verzog die junge Frau das Gesicht. Das überraschte Iseult nicht, denn sie wusste, dass ihre Freundin Davin nicht leiden konnte. Niamh gab sich alle Mühe, ihm aus dem Weg zu gehen, und behauptete, er sei für ihren Geschmack viel zu eingebildet.
„Er hatte andere Pflichten zu erledigen“, erwiderte Iseult.
„Wichtigere als dein Kind?“ Bei diesem Gedanken runzelte Niamh die Stirn. „Ich wüsste nur zu gern, wieso das Jagen von Wild Priorität hat.“ Iseult schützte die Augen mit der Hand vor der Sonne und hielt angestrengt nach dem Ringwall Ausschau. „Ich sagte ihm nicht, wohin wir reiten.“
Bei diesem Geständnis blickte die Freundin erschrocken auf. „Warum nicht?“
Weil Davin schon aufgegeben hatte. Weil er nicht länger an den Erfolg ihrer Suche glaubte. „Weil er nicht wollte, dass ich Lismanagh verlasse. Er macht sich Sorgen wegen der Lochlannachs“, fügte sie hinzu. Das klang doch überzeugend genug, oder?
„Die mache ich mir auch.“ Niamh schauderte bei dem Gedanken an die Nordmänner, während sie mit den Augen den Horizont absuchte.
Missgestimmt zuckte sie die Achseln und meinte: „Ich finde, Davin hat recht. Die Nordmänner sind Angst einflößend. Das habe ich jedenfalls gehört.“
„Ich habe noch nie einen gesehen, also weiß ich es nicht“, erwiderte Iseult. Doch da schoss ihr die Erinnerung an Kieran durch den Kopf. Rau und wild. Er beunruhigte sie, raubte ihr das Gefühl der Sicherheit. Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben, besonders deshalb nicht, weil er ein so unberechenbarer Mann war.
„Iseult?“ Niamh sah sie an, als hätte sie etwas gesagt und keine Antwort darauf erhalten.
Iseult schüttelte ihre Zerstreutheit ab. „Es ist alles in Ordnung.“ Und sich zu einem Lächeln zwingend, fügte sie hinzu: „Ich bin froh, dass ich nicht allein unterwegs bin. Danke, dass du mitgekommen bist.“
„Mein Vater würde meinen Kopf fordern, wenn ich ihm gesagt hätte, was ich vorhabe. Wir hätten die Männer mitnehmen sollen.“
„Und wer von denen hätte uns wohl begleitet?“ Iseult konnte sich keinen einzigen Mann vorstellen, der als ihr Beschützer aufgetreten wäre. „Sie glauben doch, dass ich verrückt bin.“
Niamh hob die Schultern. „Vermutlich hast du recht. Aber wir müssen vor Sonnenuntergang wieder zu Hause sein. Sonst schickt Davin jeden Mann des Stammes, der noch krauchen kann, hinter dir her.“ Sie entkorkte einen Tonkrug voll Met, hielt ihn an ihre Lippen und reichte ihn dann weiter an die Freundin.
„Es kann nicht mehr weit sein.“ Iseult trank ebenfalls aus dem Krug, und nach seinem Absetzen schirmte sie erneut ihre Augen ab und ließ den Blick über die Landschaft schweifen. „Schau, da oben auf dem Hügel. Ich glaube, ich kann den rath sehen.“
„Hast du je den Stamm
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