Ihr stolzer Sklave
nicht.“
Iseult hatte genug Kritik von dieser Frau gehört. Ruhig ging sie zur Tür und öffnete sie. „Es wird genügen müssen.“
Sie trat in die kühle Dunkelheit hinaus. Weder Davin noch Alastar waren in der Nähe. Iseult vermutete, dass sie einen Spaziergang machten.
Obwohl die Höflichkeit ihr eigentlich vorschrieb, ihrem Verlobten noch eine gute Nacht zu wünschen, ging sie weiter in Richtung von Muirnes Hütte.
Was würde sie tun, wenn man von ihr erwartete, mit Davins Familie zusammenzuleben? Sie mussten sich unbedingt eine eigene Hütte bauen, sie würde sonst verrückt werden. Denn Davins Mutter tat bestimmt alles in ihrer Macht Stehende, um ihre Ehe zu zerstören.
Iseult ging schneller. Mit jedem Schritt machte sie ihrer Wut Luft.
Manchmal wünschte sie, Davin wäre nicht der Sohn eines Häuptlings. Sie wünschte sich ein einfaches Leben, eines, das sie in Ruhe gestalten konnten. Vielleicht mit Kindern, die sie umgaben, und mit Aidan, der dann gesund und sicher wieder zu Hause war.
Über ihr verbarg sich der Mond hinter den Wolken. Iseult ging an Muirnes Haus vorbei. Sie musste jetzt allein sein und brauchte einen Moment, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Sie passierte die Tore des Ringwalls und ging, bis sie das flackernde Licht der Fackeln nur noch von Weitem sah.
Als sie sich in das feuchte Frühlingsgras sinken ließ, beruhigte sie sich langsam. Der fruchtbare Duft der Erde brachte ihr Frieden.
„Du solltest nicht allein hier draußen sein“, sagte eine Stimme. Sie drehte sich nach ihr um und erblickte Kieran. Er trat näher. Das Licht hinter ihm tauchte sein Profil ins Dunkel. Das schwarze Haar fiel ihm ins Gesicht.
Ungebändigt und wild umwehten die Locken seine Wangen. Er kreuzte die Arme vor der Brust und betrachtete schweigend Iseult.
Mit einem Mal fühlte sie sich unbehaglich und zog die Knie an die Brust.
Kein Wächter war in Sicht. Hier draußen vor dem Ringwall würde niemand sie sehen können.
„Ich möchte allein sein. Und es geht mir gut, wie du siehst.“ Wieder blieb er stumm. Seine Arroganz erinnerte sie daran, dass Begriffe wie Demut und Knechtschaft für diesen Mann keine Bedeutung besaßen.
Anders als Davins übrige Sklaven zog er sich weder zurück, noch hielt er sein Gesicht abgewandt.
Unangenehm berührt stand sie auf. „Du wirst nicht entkommen wollen, oder?“
„Nein.“
„Hast du vor, eine weitere Flucht zu versuchen?“ Es hätte sie nicht erstaunt, wenn es so gewesen wäre. Sie wollte sehen, wie er floh, wollte dieses beunruhigende Gefühl loswerden, das sie jedes Mal in seiner Nähe befiel.
„Noch nicht.“ Er spielte auf Zeit und täuschte Gehorsam vor. Sah Davin denn nicht, wer dieser Mann wirklich war?
Kieran kam näher. Dabei bewegte er sich, als ob dieses Land sein Eigen wäre. Als ob sie sein Eigen wäre.
Das ließ wieder den Zorn in ihr wach werden. Wenn sie einen Spaziergang machen wollte, dann würde sie das tun. Sie brauchte keine Begleitung.
Sie setzte ihren Weg fort, bis sie nahe dem Wald war. Eine größere Entfernung zum Ringwall wagte sie nicht.
Kieran folgte ihr wie ein Schatten und hielt dabei einen angemessenen Abstand. Aber Iseult wusste, ganz gleich wie weit sie auch gehen würde, er würde sie nicht allein lassen. Er drehte den Kopf, als würde er die Umgebung nach Gefahren absuchen.
Doch die einzige Bedrohung, die sie spürte, ging von ihm aus.
„Ich brauche keinen Wächter.“
„Doch, das tust du.“ Tief und befehlend klang seine Stimme in der Stille der Nacht.
„Es gehört nicht zu deinen Aufgaben, mich zu beaufsichtigen.“ Vor den Fackeln im Hintergrund verschmolzen seine Umrisse beinahe mit der Dunkelheit. Auch wenn er immer noch ausgezehrt wirkte, seine Stärke war nicht zu leugnen. Und hinter seinem undurchdringlichen Blick lag eine Leere, die beinahe ihre eigene spiegelte.
„Vielleicht nicht.“ Seine Augen verweilten auf ihrem Gesicht, als müsste er es sich für immer ins Gedächtnis einprägen.
Das Bedürfnis, ihm zu entfliehen, war so stark, dass Iseult sich umdrehte und zum Ringwall zurückkehrte. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, so sehr spürte sie seine Gegenwart. Obwohl sie sich nicht zu ihm umwandte, fühlte sie seine Nähe.
Als sie dann wieder hinter dem Palisadenzaun in Sicherheit waren, blickte sie sich um. Sie fühlte sich vor ihm, als wäre sie nackt, als könnte er ihr bis in die Seele
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