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Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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verbergen versuchte. Trotzdem hatte sie nicht aufgegeben, Fragen zu stellen, auf die es keine Antworten gab. Iseult musste sehr verzweifelt sein, wenn sie glaubte, er könnte irgendetwas über ihren Sohn wissen.
      Was war mit dem Vater des Jungen geschehen? Vielleicht war sie verheiratet gewesen, doch das schien eher nicht der Fall zu sein. Sie umgab ein Hauch von Unschuld.
      Er hätte gestern Abend gern bei ihr gelegen. In der warmen Hütte hätte er Iseults Lippen geschmeckt und ihre seidige Haut gestreichelt, an die er immerzu denken musste.
      Kieran seufzte. Als ob sie es je zuließe, dass ein Mann wie er sie berührte. Er war ein Sklave und nicht wert, eine Frau zu besitzen. Er hatte kein Recht, an sie zu denken. Außerdem wollte er niemals jemanden auf die gleiche Art betrügen, auf die Branna ihn betrogen hatte.
      Er erinnerte sich daran, wie er früher neben seiner Geliebten erwacht war und ihre nackte Haut gestreichelt hatte. Obwohl er wusste, dass Branna ihn nicht liebte, hatte er sich schmerzlich nach ihr gesehnt. Und nun schlief seine falsche Braut in den Armen eines anderen Mannes. Einer Ehe mit ihr entkommen zu sein hätte eigentlich eine angenehme Vorstellung statt einer schmerzlichen sein müssen.
      Hatte er sie geliebt? Oder war es nur verletzter Stolz gewesen? Als er versuchte, sich Branna wieder ins Gedächtnis zu rufen, tauchten ihre Züge so deutlich wie immer vor seinem inneren Auge auf: weiches, kastanienbraunes Haar und Augen, so dunkel wie poliertes Kirschholz. Ihr Lächeln, wenn er sie in die Arme nahm.
      Kieran umklammerten die Schnitzerei. Dann zwang er sich, seine Finger zu entspannen. Sie war jetzt fort, war mit einem anderen Mann verheiratet.
      Wahrscheinlich dachte sie noch nicht einmal mehr an ihn. Er wünschte, er hätte seine Gedanken auch so leicht von ihr abwenden können.
      Er widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildnis. Es ging um die Form von Iseults Mund. Anstatt den Schmerz in ihren Zügen wiederzugeben, hatte er ihnen etwas Eigenes hinzugefügt: einen Anflug von Hoffnung. Doch er hatte ihrem Gesicht kein falsches Lächeln geschenkt. Er hatte ihre Lippen so geschnitzt, als hinge Iseult einem wehmütigen Traum nach.
      Das passte zu ihr. Als er jetzt die Finger reckte, um die Taubheit daraus zu vertreiben, stellte er fest, dass ihm diese Herausforderung Spaß gemacht hatte. Auch wenn er sein Werk Davin überlassen musste, so hatte es ihn doch von der Vergangenheit abgelenkt.
      Es lagen noch zwölf Wochen vor ihm. Würde er am Ende seiner frei gewählten Sklaverei Vergebung finden? Kieran konnte sich nicht vorstellen, jemals Frieden zu finden.
      Gestern Abend hatte er weder verhindern können, dass man ihn bemerkte, noch verrichtete er die Aufgaben eines Sklaven mit angemessener Demut. Keinen Moment lang hatte er sich mit seinem jetzigen Dasein abfinden können. Was, wie er vermutete, der Gipfel eines Opfers wäre.
      Er öffnete ein Fässchen Butter und verwendete den Inhalt, um das Holz zu polieren. Während er das Fett auf der Oberfläche verrieb, dachte er wieder darüber nach, was er wohl tun würde, konnte er Lismanagh den Rücken kehren.
      Er wollte einen Ort finden, wo ihn keiner kannte, wo er sein Erbe und seinen Rang hinter sich lassen konnte. Man würde ihm glauben, wenn er sagte, dass er nichts als ein einfacher Schnitzer sei. Niemand brauchte die Wahrheit zu wissen.
      Er verspürte nicht das Bedürfnis, seinen Vater Marcas wiederzusehen. Er hatte sich in die Sklaverei verkauft, weil er Egan retten wollte. Etwas in ihm hatte angenommen, Marcas würde ihnen folgen, ihnen Stammesbrüder hinterherschicken, um sie beide nach Hause zu holen.
      Doch niemand war gekommen. Monate vergingen, und er hatte keinen einzigen Mann gesehen. Und da hatte er verstanden, dass es keine Heimkehr geben würde. Sie wollten nicht, dass er zurückkehrte.
      Kieran wickelte das Bildnis in ein Stück Leinen und legte es beiseite.
      Danach öffnete er weit die Tür und blinzelte in die Helligkeit. Es war nicht mehr früher Morgen, eher schon Vormittag. Er hatte gearbeitet, bis die Lampen heruntergebrannt waren, aber danach hatte er genug Sonnenlicht gehabt, um mit seiner Arbeit fortzufahren. Eigentlich müsste er sich jetzt erschöpft fühlen, doch er war so in seine Arbeit vertieft gewesen, dass sie seine Energien erneuert hatte.
      Draußen fand er einen weiteren Sack mit Vorräten. Er enthielt Brot, Wild und auch Met. Iseult musste ihn hier abgelegt

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