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Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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waren zu viele, um eine Gruppe von nur dreißig Leuten anzuführen. Irgendwo mussten noch Männer warten, insgesamt konnten es siebzig sein. Kieran beurteilte diesen Kampf nicht sehr optimistisch.
      „Wir werden eine Versammlung einberufen und dann entscheiden, was zu tun ist.“ Davin entließ die Auskundschafter und sagte ihnen noch, dass sie essen und sich von ihrer Erkundungsfahrt ausruhen sollten. Einer nach dem anderen ging, bis nur noch Kieran und Orin übrig waren.
      Davin machte ein ärgerliches Gesicht, weil er während der Befragung gestört worden war. „Was willst du?“
      „Die Figur meines Bruders. Ich habe einen Teil des Handels erbracht.“ Er übergab Davin das in ein Tuch eingewickelte Bildnis.
      Sein Herr wickelte es aus und studierte Iseults geschnitztes Porträt. Dass Davin keine Reaktion zeigte, bekümmerte Kieran nicht. Er wusste, dies hier war seine beste Arbeit.
      „Das ist sie“, meinte Davin anerkennend und hob endlich den Blick. „Bei Gott, das ist sie. Ich hätte es nicht für möglich gehalten.“ Sorgfältig schlug er das Holz wieder in das Tuch ein und steckte es weg. „Die Skulptur deines Bruders ist bei mir in der Hütte. Komm, ich gebe sie dir jetzt wieder.
      Wir werden dafür sorgen, dass die Truhe später zu dir gebracht wird.“ Sie waren im Begriff, zurück zum Ringwall zu gehen, als Orin stehen blieb. Ein hoffnungsvolles Lächeln lag auf seinem Gesicht.
      „Was ist?“, wollte Davin wissen.
      „Es ist ein schöner Tag. Die See ist ruhig, und der Himmel ist vollkommen.“
      „Ich weiß, was du denkst.“ Davin schlug seinem Pflegebruder auf die Schulter. „Hol unsere Vorräte, und ich kümmere mich um das Boot.“ Kieran wollte ohne die beiden weitergehen. Er hätte zwar gern mit der Arbeit an der Truhe begonnen, aber Davin hatte andere Pläne. Langsam fing Kieran an zu verstehen, was es hieß, ein Sklave zu sein. Und es ärgerte ihn, von den Launen eines anderen Mannes abhängig zu sein.
      „Ich finde, Kieran sollte mitkommen“, fügte Orin hinzu. „Sonst fangen wir keinen einzigen Fisch. Bei der letzten Jagd hätten wir ohne ihn nicht das Hirschkalb nach Hause gebracht.“
      „Was sagst du dazu, Kieran?“
      Kieran blieb jäh stehen, als er Davins Bitte vernahm. Oder war es ein Befehl? Weil er so wenig selbst bestimmen konnte, erwachte in ihm der Wunsch, Nein zu sagen. Aber andererseits war es ein verlockender Gedanke. Seit über einem Jahr war er nicht mehr auf dem Meer gewesen.
      Der Geschmack von Salz, das Gefühl absoluter Freiheit lockten ihn über die Maßen.
     
      „Wir werden das Boot herausholen und unser Glück auf See versuchen“, fuhr Davin fort. Er stieg aufs Pferd und sah auf die grauen Schaumkronen hinaus.
      Es blieb ihm also keine andere Wahl. Kieran zuckte die Achseln. „Wenn du mich brauchst.“
      „Eine angemessene Belohnung für eine so schöne Arbeit“, sagte Davin und griff nach Iseults Abbild. „Das könnte eine letzte Gelegenheit sein, aufs Meer hinauszufahren, bevor die Invasion der Nordmänner stattfindet. Und“, seine blauen Augen funkelten Kieran an, „du darfst jeden Fisch behalten, den du fangen kannst. Meine Mutter wird nichts haben wollen, was nicht Orin oder ich ins Netz bekommen haben.“
      „Wie du willst.“ Bei der unerwarteten Einladung wurde es Kieran leicht ums Herz. Es war lange her, dass er sich auf etwas hatte freuen können. Er folgte den Männern in den Ringwall zurück, dankbar dafür, dass er Egans Figur wieder zurückerhielt. Auch wenn sein Bruder nicht mehr lebte, hatte er so doch wenigstens eine Erinnerung an ihn.
      Eine Stunde später ging Kieran zum Ufer hinunter, wo er Davin, Orin und Iseult wartend vorfand. Nachdem er die Hütte nach Zubehör für den Fischfang durchstöbert hatte, konnte er ein paar kleine Metallstücke einstecken. Davin und Orin waren dabei, ein Netz und lange Ruten in den Kahn zu laden, während Iseult zwei Körbe trug, die wahrscheinlich Essen und Trinken enthielten, wie Kieran vermutete.
      Er hatte nicht erwartet, sie zu sehen. Doch sie war Davins Verlobte, also hatte er sie wahrscheinlich eingeladen mitzukommen. Davins Hände packten sie um die Taille, während er sie ins Boot hob. Ihr dunkelgraues Obergewand und der etwas hellere léine hätten an anderen Frauen wenig anziehend gewirkt. Bei Iseult unterstrichen sie noch ihre Schönheit. Davin hielt Iseult länger fest als nötig. Unangenehm berührt vom Anblick der beiden, schaute Kieran

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