Ihr stolzer Sklave
kehrte Muirne mit etlichen Messern zurück.
„Ich mache das schon. Aber warum nimmst du dir nicht vier von den Flundern und bereitest sie heute Abend für deine Familie zu?“, bot Iseult ihr an. Da dies die einzigen Fische waren, die sie selbst gefangen hatte, war das wohl die beste Verwendung für sie.
„Möglich, dass ich genau das beabsichtige.“ Muirne zog sich einen weiteren Stuhl heran und setzte sich neben sie. „Willst du uns Gesellschaft leisten, Davin?“
„Heute Abend nicht, fürchte ich. Ich treffe mich mit den Männern, um darüber zu entscheiden, was wegen der nordischen Plünderer zu tun ist.“ Er beugte sich nieder und küsste Iseult auf die Wange. „Gute Nacht, a stór .“ Nachdem er gegangen war, stieß Muirne einen glücklichen Seufzer aus.
„Viele Frauen würden sich die rechte Hand abschlagen, um mit solch einem Mann verheiratet zu werden, Iseult. Ich kann mir vorstellen, wie du dich auf Beltaine freust.“
„Ja, das tue ich.“ Die Worte kamen ihr ganz automatisch über die Lippen.
Sie war nur etwas beunruhigt wegen der Hochzeitszeremonie und des Beilagers mit Davin.
Iseult nahm eines der Messer und zog einen Holzeimer für den Abfall zu sich heran. Wahrscheinlich würde gleich jede Katze innerhalb des Ringwalls aufkreuzen und auf eine milde Gabe hoffen. Widerstrebend begann sie einen der größeren Fische auszunehmen. Muirne plauderte munter, während sie die Flundern ausnahm. Anschließend duckte sie sich unter der niedrigen Tür hindurch in ihre Hütte, wo sie begann, den frischen Fang zuzubereiten.
Allein zurückgelassen, bearbeitete Iseult sieben weitere Fische. Nach einiger Zeit hatte sie das Gefühl, als würde jeder Zoll von ihr nach Meer riechen. Was hätte sie jetzt nicht für ein Bad gegeben.
Leichte Schritte waren zu hören, und sie schaute auf. Kieran stand vor ihr, ein Messer in der Hand.
„Was willst du?“, wollte sie wissen.
Er zuckte die Achseln und zog sich einen der Holzklötze als Stuhl heran.
Er setzte sich weit weg von ihr und griff nach einem Brett und drei Fischen.
„Ich sagte dir doch, dass du das nicht tun sollst. Ich habe die Wette verloren. Also ist das hier meine Angelegenheit.“
Wieder zuckte er die Achseln, öffnete den Bauch des Fisches und nahm ihn aus.
„Lass das!“ Sie legte ihr Brett und Messer beiseite. Glaubte er etwa, sie wäre nicht fähig, diese Arbeit zu verrichten? „Geh einfach zu deiner Schnitzerei zurück. Oder geh und bediene Davin. Mir ist es egal.“ Seine Gegenwart machte es ihr noch schwerer, sich zu konzentrieren. Sie wartete darauf, dass er ging. Aber er arbeitete weiter, bis er drei Fische gesäubert hatte.
Kieran stand auf und brachte sie ihr herüber. „Wo soll ich die hintun?“ Sie nahm die Fische und legte sie in einen sauberen Holzeimer, der neben ihren Füßen stand. „Das reicht. Geh jetzt und lass mich weiterputzen.“
So wie er sie anschaute, fühlte sie sich in seiner Gegenwart unbehaglich.
„Wette oder nicht, es ist eine Menge Fisch. Und ich möchte mein Abendmahl noch innerhalb der nächsten Stunde einnehmen.“ Verärgert strich Iseult sich eine Strähne aus der Stirn. „Dann greif dir deine zwölf Fische und geh.“
„Wer geht?“ Muirne trat aus der Hütte und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. Als sie Kieran sah, leuchteten ihre Augen. „Oh, du bist der neue Sklave, nicht wahr?“
„Der bin ich.“ Obwohl er den Kopf gesenkt hielt, konnte Iseult keine Spur von Demut an ihm entdecken.
„Es ist gut, dass Davin dich geschickt hat, um beim Ausnehmen der Fische zu helfen. Sonst würde unsere Iseult noch die ganze Nacht hier sitzen.“
Iseult stellte fest, dass Kieran diese Vermutung nicht korrigierte. Sie bezweifelte, dass Davin daran auch nur einen Gedanken verschwendet hatte, so besorgt wie er wegen der nordischen Plünderer gewesen war.
Muirne nickte Iseult zu. „Unterbrich deine Arbeit für einen Augenblick, und iss mit uns. Du kannst auch das Abendmahl mit uns teilen, Sklave. Bring noch ein paar Fische, einige von den kleineren. Sie neben den anderen zuzubereiten dauert nicht lange.“
„Er heißt Kieran“, sagte Iseult. „Und er wollte gerade gehen.“
„Ich hätte nichts dagegen, mit euch zu essen“, sagte er. „Es ist eine Weile her, dass ich Gesellschaft hatte.“
Als Iseult ihm einen wütenden Blick zuwarf, lag ein Ausdruck reinster Unschuld auf seinem Gesicht.
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