Ihr stolzer Sklave
dass du noch einmal hierherkommst. Halt dich fern von mir, Iseult. Oder ich werde dich das nächste Mal nicht gehen lassen.“
Sie nickte mit brennenden Augen. In diesem Augenblick verstand sie, warum er sie gemieden hatte, und sie wusste jetzt, dass sie das Gleiche tun musste. Für sie beide würde es nie eine Zukunft geben, nicht solange sie verlobt war.
Davin war ihr zum Ehemann bestimmt, nicht ein Sklave. Schon einmal hatte sie wegen der Begierde den Kopf verloren und einen schrecklichen Preis dafür gezahlt. Sie würde es nicht wieder tun.
Nachdem sie gegangen war, sank Kieran auf die Bank nieder. Bei allen Göttern, wie hatte er so töricht sein können? Er hatte sie erschrecken wollen, hatte beabsichtigt, sie dazu zu bringen, zu ihrem Verlobten zu flüchten. Stattdessen hatte er sie beinahe verführt.
Er ergriff eines seiner Messer und stieß es in einen Eibenklotz. Selbst jetzt noch brannte ihr Geschmack in seinem Mund. Er schloss die Augen und versuchte nicht daran zu denken, dass auch Davin sie so berührte.
Eifersucht kochte in ihm hoch. Er packte das Messer und riss es wieder aus dem Holz. Einen Augenblick lang starrte er auf die Klinge. Je eher er die Brauttruhe vollendete und Lismanagh verließ, desto besser.
Später in der Nacht erwachte Kieran und hörte Kampfgeschrei. Er sprang auf die Füße und griff nach einem Schnitzmesser. Das Herz stockte ihm und begann dann zu rasen, während in seinem Kopf böse Bilder aus der Vergangenheit auftauchten.
Das Gebrüll der Plünderer mischte sich mit dem Flehen seines Volkes.
Fackeln setzten strohgedeckte Dächer in Brand, verwüsteten Heimstätten und ließen sie in Flammen aufgehen. Seine Schwester Aisling schrie um Hilfe, während ein anderer Egan packte. Zwischen beiden hin und her gerissen, tötete Kieran den Plünderer, der versucht hatte, Aisling zu nehmen. Und er verlor Egan.
Kieran schob die Tür auf und ließ den Blick über die Männer des Stammes schweifen. Fast ein Dutzend Ó-Falvey-Männer kamen durch das Tor und trieben lachend eine kleine Schafherde herein. Nahe dem Eingang sah er drei gefesselte Geiseln.
Nur ein mitternächtlicher Überfall auf einen anderen Stamm, nichts weiter.
Und doch nahm ihm der Ansturm lebhafter Erinnerungen den Atem.
Männer wie diese hatten seinen Bruder entführt.
Kieran starrte auf eine der Geiseln, deren Körperkraft groß genug zu sein schien, um sich mit einer einzigen Bewegung von den Fesseln zu befreien.
Der Mann beobachtete kühl das Geschehen. Sein dunkelblondes Haar wurde im Nacken von einem Lederband gehalten, und seine scharfen Gesichtzüge schienen eher nordisch als irisch zu sein. Er trug jedoch die Farben eines Stammes.
Sein Gesichtsausdruck blieb völlig gelassen. So sah kein hilfloser Mann aus, der in Gefangenschaft geraten war. Das hier war ein Mann, der sich selbst zur Geisel bestimmt hatte – und Kieran traute ihm nicht.
Während die anderen Männer fluchend gegen ihre Fesseln ankämpften, rührte sich der dritte Gefangene nicht. Er ließ es zu, dass man ihn an einen Holzpfosten kettete, der vor einem großen Stein stand.
Kieran hielt einen Mann des Ó-Falvey-Stammes auf. „Wer ist das?“ Er deutete auf den dritten Gefangenen.
Der Mann stierte Kieran an, als fragte er sich, wieso ein Sklave ihn anzusprechen wagte. Schließlich meinte er schulterzuckend: „Einer von den Sullivans. Unsere Männer erbeuteten etliche Schafe und einige Geiseln.“
Obwohl solche Überfälle bei den Stämmen üblich waren, blieb Kieran weiterhin misstrauisch. Er beobachtete den Gefangenen und die Art, wie der Mann den Blick über jeden Einzelnen von ihnen gleiten ließ. Es war fast so, als wollte er sich die Gesichter einprägen.
Mit der Hand immer noch das Messer umklammernd, trat Kieran ins Licht.
Er schritt auf die Gruppe zu, bis er den Blick des Gefangenen auf sich zog.
Mehr denn je war er davon überzeugt, dass diese Männer keine Iren waren, auch wenn sie sich wie Stammesleute kleideten.
„Wer bist du?“, fragte er leise und benutzte dazu Worte der nordischen Sprache.
Der Blick des Gefangenen hielt den seinen fest. Dann stahl sich langsam ein Lächeln auf seine Lippen. Doch er antwortete nicht.
Kieran fühlte eine Drohung in den Augen des Mannes.
9. KAPITEL
Iseult erwachte am nächsten Morgen, weil eine Hand ihre Wange streichelte. Sie öffnete die Augen und sah Davin, der sie anlächelte.
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