Ihr stolzer Sklave
Fische in ihren Korb. Nachdem sie sie gezählt hatte, schien es, als hätte sie die Wette verloren. Das Letzte, was sie wollte, war, den Abend mit dem Säubern von Fischen zu verbringen. Angewidert rümpfte sie die Nase.
Weder sprach Kieran während der Heimreise mit ihr, noch schenkte er ihr einen Blick. Am Himmel zogen Wolken auf und verdunkelten die Sonne.
Die Temperatur war gefallen, und die kalte Luft ließ Iseult nach ihrem brat greifen. Um sich zu wärmen, legte sie sich das wollene Tuch um Kopf und Schultern.
Als sie den Strand erreicht hatten, hob Davin Iseult aus dem Boot. Ohne sich um das kalte Wasser zu kümmern, trug er sie sicher auf seinen Armen ans Ufer.
Orin eilte den anderen voraus zum Ringwall, während Kieran den Korb mit den Fischen aufnahm und allein hinter Davin und Iseult herging.
Wohin sollte er den Fang bringen?
Davin fing Iseults Blick auf. „Mach dir keine Sorgen um die Wette, a stór .
Kieran wird sich um die Fische kümmern.“
Sie hätte überglücklich sein sollen. Sie hätte den Mund halten und Kieran die Arbeit überlassen sollen. Doch für sie war es eine Frage der Ehre. Sie hatte verloren. Also war es jetzt an ihr, die Fische zu putzen, auch wenn das ziemlich ekelhaft war.
„Lass mich runter, Davin“,drängte sie. Er gehorchte. Wieder verharrte seine Hand länger als nötig auf ihr.
Mit großen Schritten trat sie zu Kieran. Er schenkte ihr kaum einen Blick und achtete nur auf den Korb. Versuchte er etwa, demütig zu erscheinen?
Dann misslang ihm das aber gründlich. Stattdessen machte er eher einen zornigen Eindruck.
„Ich verlor die Wette“, erinnerte ihn Iseult. „Deshalb ist es meine Aufgabe, den Fisch zu säubern.“
Kieran schüttelte den Kopf. „Du bist seine zukünftige Frau. Ich bin ein Sklave. Es ist besser, wenn ich es tue.“
Er benahm sich, als wäre sie eine arrogante Edelfrau, die sich für körperliche Arbeit zu schade war. Sie war sich nicht zu schade für diese Arbeit, ganz und gar nicht! Nun gut, sie mochte sie nicht, aber Tatsache war, dass er gewonnen hatte. Auch wenn Davin damit einverstanden zu sein schien, die Wette Wette sein zu lassen, so verletzte das doch Iseults Ehrgefühl.
Sie trat Kieran in den Weg, und er war gezwungen, stehen zu bleiben.
„Gib mir den Korb.“
„Nein.“
Bevor er sich an ihr vorbeidrängen konnte, packte Iseult den Griff des Behältnisses. „Ich werde den Korb tragen. Ich drücke mich nicht um meine Pflichten.“
„Am besten lässt du ihr ihren Willen“, riet Davin ihm. „Meine Iseult hat ihren eigenen Kopf.“
Sie reckte das Kinn vor. Immerhin wusste wenigstens einer, wovon er sprach. Sie riss den Korb mit den Fischen an sich. Aber er war schwerer, als sie gedacht hatte. Sie musste kämpfen, um ihn halten zu können.
„Brauchst du Hilfe?“, fragte Kieran ruhig.
„Nicht von dir.“ Oder irgendeinem anderen, dachte sie, während sie keuchend den Hügel hinaufstapfte.
Davin holte sie ein und ging neben ihr. „Ich bringe den Korb zu Muirne“, erbot er sich. „Du kannst die Fische dort auseinandernehmen.“ Es schmerzte ihren Stolz, aber noch mehr schmerzten ihre Arme. Also gab sie nach. „Stell ihn draußen vor ihre Hütte.“
Als er sie von dem Gewicht befreit hatte, rieb Iseult sich die Arme. Heilige Brigid, dabei hatte sie noch fast dreißig Fische zu putzen!
Es ist dein eigener Fehler, dachte sie. Warum bist du auch so ehrlich.
„Bist du sicher, dass du das willst?“, fragte Davin. „Kieran würde es schon erledigen.“
„Ich habe der Wette zugestimmt“, wiederholte sie. Es erschien ihr als Schwäche, an ein Aufgeben zu denken. Und es tat gut, Kierans erstauntes Gesicht zu sehen.
Sie gingen den Kreis der Hütten entlang, bis sie Muirnes Unterkunft erreichten. Einige der Fackeln waren wegen der anbrechenden Dämmerung bereits angezündet worden. Iseult zog sich einen Hocker heran und richtete sich ihren Arbeitsplatz vor der Hüttenwand ein. Besser, sie fing gleich an und brachte es hinter sich.
„Oh, Davin und Iseult. Ihr seid zurück!“ Mit breitem Lächeln öffnete Muirne die Tür. „Und wie ich sehe, hast du ein Festessen mitgebracht. So viele habe ich noch nie gesehen, Iseult. Ich bringe Messer, und wir alle helfen dir.“
Die Wärme in Muirnes Stimme hob Iseults Stimmung ein wenig. Seufzend setzte sie sich. Sie suchte sich ein Holzbrett aus und legte es sich auf den Schoß. Im Nu
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