Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)
hat nur noch einmal wiederholt, dass Frau Jäger hierherkommen soll. Die Presse muss er separat über ein Handy informiert haben.«
» Ich bin gespannt, was er will«, sagte der Kommissar.
» Geben wir ihm Gelegenheit, uns das zu erläutern«, schlug Inga Jäger vor und wollte gerade das Funkgerät aktivieren, als Professor Götz sich einschaltete.
» Warten Sie! Es gibt vielleicht doch einen Weg hinein«, sagte er. » Aber ich als Laie auf diesem Gebiet kann nicht beurteilen, ob er wirklich eine sichere Möglichkeit zum unauffälligen Stürmen bietet.«
» Sprechen Sie«, forderte Gebert drängend.
» Alte Klöster haben oft unterirdische Geheimgänge und Fluchttunnel«, sagte der Klinikleiter. » So auch Kloster Eberbach. Und einer dieser Gänge führt von dessen Hospitalkeller im Osten der Anlage direkt zu diesem Bau hier, ganz in der Nähe von Christophs Zelle im Untergeschoss.«
» Setz dich mit der Klosterleitung in Verbindung und überprüf das!«, befahl Gebert der Otto.
» Moment noch«, sagte Götz. » Der Gang ist auf beiden Seiten schon vor über einhundertfünfzig Jahren zugemauert worden. Ich kenne ihn nur von alten Lageplänen, habe also keine Ahnung, ob er überhaupt noch begehbar ist oder wie stark die Mauern an Ein- und Ausgang sind.«
» Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden«, meinte die Otto und eilte zu einem der Busse.
Inzwischen kamen die Übertragungswagen der TV -Teams angefahren und auch weitere Einsatzfahrzeuge.
Gebert gab den Männern des Kommandos einen Wink, sie zu sortieren, damit hier oben nicht das gleiche Chaos entstand wie unten an der Einfahrt zur Klinik.
Inga Jäger versuchte, den Lärm auszublenden, und führte das Funkgerät an die Lippen.
» Herr Volz. Inga Jäger hier. Ich bin jetzt beim Isolationsblock. Was wollen Sie?«
» Sehr gut«, antwortete er. » Ist die Presse auch schon da?«
» Was haben Sie vor, Herr Volz?«
» Beantworten Sie meine Frage«, sagte er drohend. » Ist die Presse schon da?«
» Die Reporter kommen gerade an.«
» Ausgezeichnet«, sagte er. » Dann sage ich Ihnen jetzt, was ich will. Ich will, dass Sie und ein Journalist mit Kamera zu mir hier hereinkommen.«
Inga Jäger befand sich gerade im Begriff, ihn zu fragen, warum er diese Forderung stellte und was er damit bezweckte, als ihr das Funkgerät aus der Hand gerissen wurde.
Sie wirbelte herum.
Vor ihr stand Peiß.
Sie starrte ihn fassungslos an, doch er beachtete sie gar nicht und sprach in das Gerät. » Herr Volz, hier spricht der Leitende Staatsanwalt«, sagte er. » Frau Jägers Vorgesetzter. Ich führe die Verhandlungen.«
Eine Reihe von Momenten lang geschah gar nichts, dann aber knarrte es im Funkgerät. » Wie ist Ihr Name?«
» Peiß.«
» Hallo, Herr Peiß«, sagte Volz. » Können Sie mich verstehen?«
» Positiv«, bestätigte Peiß.
» Sehr schön. Dann hören Sie mir jetzt gut zu, denn ich werde mich nicht wiederholen«, sagte Volz. » Falls es Verhandlungen gäbe, wäre ich derjenige, der sie führt. Das nur fürs Protokoll. Aber es gibt keine Verhandlungen, verstehen Sie? Nur eine Forderung. Diese Forderung ist eindeutig und unmissverständlich: Frau Jäger und ein Journalist mit Kamera werden binnen drei Minuten bei mir hier drinnen sein, oder der erste der beiden Brüder wird sterben. Ich werde nicht zulassen, dass Männer wie Sie die Wahrheit noch länger vertuschen. Der Countdown läuft. Volz Ende.«
» Aber Herr Volz, hören Sie«, sprach Peiß hektisch in das Funkgerät. » Es gibt hier ein Protokoll, das unbedingt eingehalten werden muss. Ich kann Ihren Forderungen in der Form nicht nachkommen. Verstehen Sie das?«
Keine Antwort.
» Herr Volz? Bitte kommen!«
Weiterhin keine Antwort.
» Noch zwei Minuten und vierzig Sekunden«, sagte Gebert unheilschwanger.
Peiß stand wie vom Donner gerührt auf der Stelle und wusste offenbar nicht, was er sagen sollte.
Inga Jäger drehte sich zu den Journalisten herum, die sich nur drei, vier Meter entfernt hinter einer provisorisch eingerichteten Absperrung drängelten. Sofort wurde sie mit Fragen bombardiert.
» Wer ist der Geiselnehmer?«
» Wer sind die Geiseln?«
» Gibt es bereits Verletzte?«
» Was will er?«
Und so weiter, und so weiter, und so weiter…
Inga Jäger hob beide Arme so gebieterisch sie konnte, um die Menge zum Schweigen zu bringen.
» Ich brauche Ihre Unterstützung«, rief sie über den trotzdem nicht versiegen wollenden Schwall von Fragen hinweg. » Ich werde zu dem
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