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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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Übertragungswagen, der das Geschehen im Keller des alten Isolationsblocks zeigte, mit, wie Kommissar Gebert verwundert fand, zunehmend wachsender Panik im Blick.
    » Wir müssen das beenden«, knurrte er Gebert an, eindringlich, aber leise genug, dass niemand anders ihn hören konnte. » Jetzt!«
    » Wir können nichts tun«, sagte Gebert, und das zuzugeben, verkrampfte ihm selbst den Magen. » Nichts, was die Geiseln nicht gefährden würde.«
    Für einen Moment sah es so aus, als würde Peiß gleich wie ein zorniger Junge mit dem Fuß auf dem Boden aufstampfen.
    » Mit welchen Verlusten rechnen Sie, wenn Sie jetzt stürmen?«, fragte er.
    » Ist das Ihr Ernst?« Gebert war schockiert.
    » Beantworten Sie meine Frage!«
    » Den Teufel werd ich tun!«, sagte Gebert. » Da gibt es nichts zu rechnen. Wenn auch nur ein Mann oder eine Frau stirbt, wäre es zu viel.«
    » Was, wenn Volz sie ohnehin alle umbringen will?«
    » Er erweckt nicht den Anschein«, war Gebert überzeugt.
    » Welchen Anschein er erweckt, ist mir scheißegal!«, stieß Peiß zischend aus.
    » Sollte es aber nicht!«, hielt Gebert dagegen. » Das ganze Land sieht zu. Da ist Anschein alles, was zählt. Im Moment deckt er ein lange vergessenes Verbrechen auf. Sollten wir jetzt, ohne dass er tatsächlich jemanden verletzt, eingreifen, erwecken umgekehrt wir den Eindruck, als wollten wir ihn mundtot machen.«
    » Na und?«
    » Das würde ihn, ob er dabei überlebt oder nicht, zu einem Märtyrer machen«, erklärte Gebert, der sich wunderte, dass Peiß das nicht selbst erkannte, » und dafür sorgen, dass künftig auch andere diesen Weg beschreiten, um sich Gehör in der Öffentlichkeit zu verschaffen.«
    » Das gilt nicht weniger für den Fall, dass wir nicht einschreiten«, erwiderte Peiß. » Ich befehle Ihnen den Zugriff, Gebert!«
    » Tut mir leid, Herr Peiß«, sagte der Kommissar. » Ihre Weisungsbefugnis mir gegenüber beschränkt sich auf Ermittlungen, nicht auf Sondereinsätze. Hier habe ich das Sagen– und niemand sonst. Und ich sage, wir greifen nicht ein, solange niemand ernsthaft in Gefahr ist.«
    » Wollen doch mal sehen, wie der Justizminister darüber denkt«, grummelte Peiß, holte sein Handy hervor und ging davon.
    Gebert drückte den Knopf seines Headsets. » Otto. Bitte kommen.«

80
    » Otto hier«, sprach Geberts Assistentin leise in das Mikro ihres Headsets. » Ich kann Sie hören, Chef.«
    Der Tunnel vom Kloster hin zu dem Isolationsblock der psychiatrischen Klinik war nach einem ersten leichten Anstieg zunehmend steiler geworden und immer öfter von kleinen, schmalen, in den Stein gehauenen Treppen unterbrochen, damit er überhaupt erklimmbar war.
    Die Otto stand jetzt am oberen Ende, wo der enge Gang in eine natürliche Höhle mündete, deren gegenüberliegende Seite vermauert war. Die Rückwand des Kellers, in dem Achim Volz die Geiseln hielt. Der Boden dazwischen war, bis auf einen Pfad in der Mitte, gänzlich mit ausgetrockneten Knochen übersät.
    Offenbar hatte man in der Anstalt schon lange vor der Aktion T4 die menschlichen Überreste verstorbener Patienten ohne großen Aufwand oder gar einem Funken Respekt einfach hier entsorgt. Der durch den grünen Schein des Nachtsichtgeräts noch gespenstischer wirkende Anblick jagte der Otto eine Gänsehaut über den Rücken.
    » Wie weit seid ihr?«, wollte Gebert wissen.
    » Wir sind jetzt da«, antwortete sie flüsternd.
    » Gut. Wie ist der nächste Schritt?«
    » Wir müssen über Ultraschall unsere Position im Verhältnis zum Kellerraum prüfen«, sagte sie, » und außerdem sehen, wie dick die Mauer ist, durch die wir müssen.«
    » Beeilt euch«, drängte Gebert. » Die Dinge spitzen sich auch hier oben zu. Peiß will, dass Volz gestoppt wird. Er schaltet gerade den Justizminister ein, um uns unter Druck zu setzen. Und wenn das passiert, will ich, dass wir so weit sind, sonst werden die Dinge äußerst hässlich. Denn egal, wer es letzten Endes befiehlt, wenn der Zugriff schiefgeht, halten wir den Schwarzen Peter in der Hand.«
    » Verstanden«, sagte die Otto und gab Lauer einen Wink, mit den Ultraschalluntersuchungen zu beginnen. » Wir arbeiten so schnell wir können. Versprochen.«
    » Das weiß ich«, sagte Gebert. » Macht Meldung, sobald ihr die Zahlen habt.«
    » Zu Befehl.«
    » Gebert Ende.«

81
    Doktor Gunther Schneider sah aus, als müsste er sich gleich übergeben. Inga Jäger konnte im grellen Licht des Scheinwerfers auf Max Hoffmanns Kamera deutlich sehen,

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