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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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sich die ursprüngliche Verurteilung auf die Approbation deines Vaters als Arzt ausgewirkt?«
    » Sie wurde ihm entzogen.«
    » Ja, das wurde sie«, bestätigte Volz. » Hat er sie nach seiner Begnadigung zurückerhalten?«
    Schneider biss sich auf die Unterlippe, ehe er antwortete. » Nein, das hat er nicht.«
    » Hat er also nicht. Und ist es oder ist es nicht wahr, dass er dennoch nach seiner Entlassung aus der Haft wieder als Arzt praktiziert hat, und zwar als Kinderarzt?«
    » Das ist wahr.«
    » Dreizehn Jahre lang!«, schrie Volz. » Unbehelligt von den Behörden hat er eine Praxis aufgebaut, die noch heute existiert und als Grundlage gedient hat für das Vermögen der Familie Schneider. Er hat sogar den Tod seiner Töchter und Enkelinnen in Kauf genommen, um das nicht aufs Spiel zu setzen!«
    Inga Jäger war wie vom Donner gerührt.
    » Was meinen Sie mit in Kauf genommen?«, fragte sie.
    » Sehen Sie, Frau Staatsanwältin«, sagte Volz. » Jetzt erst kommen wir zum eigentlichen Geständnis: Denn Wilhelm Schneider, das auf freien Fuß gesetzte Monster vom Eichberg, hatte es in der Hand, ob die Frauen in seiner Familie leben oder sterben. So, wie es nach ihm auch Gunther in der Hand hatte.«

82
    Auf der anderen Seite der Kellermauer, nicht mehr als vielleicht zwei bis drei Meter entfernt von dort, wo Achim Volz und Dr. Gunther Schneider standen, schloss Lauer gerade die Ultraschalluntersuchung ab.
    » Fünfunddreißig bis vierzig Zentimeter Basalt«, flüsterte er. » Herkömmlicher Mauermörtel.«
    » Nichts, womit unser Semtex nicht fertigwird«, sagte die Otto leise.
    » Es gibt ein Problem.« Lauer klang alles andere als zuversichtlich, und da die Otto wusste, wie gerne er sprengte, wusste sie auch, dass er das Wort Problem genau so meinte, wie er es gesagt hatte.
    » Welches?«
    » Sehen Sie die Riefen hier im Mörtel?«
    Sie schaute genauer hin und entdeckte Linien, die wie schief verlaufende Schlieren aussahen. » Was bedeuten die?«
    » Sie bedeuten, dass die Bindung kriecht«, erklärte Lauer. » Und das tut sie nur unter sehr hoher Last.«
    » Kommen Sie zum Punkt.«
    » In den unteren Bereichen der Mauer ist das normal. Wegen des Eigengewichtes der Mauer. Aber so weit oben in der Wand dürften sie eigentlich nicht mehr vorkommen. Es sei denn…«
    » Es sei denn?«
    » Es ist eine tragende Wand«, sagte er. » Man hat nach ihrer Errichtung noch etwas obendrauf gebaut.«
    » Wir können sie also nicht aufsprengen, ohne dass das, was darüber gebaut ist, auf uns herunterkommt?«
    Er nickte. » Zumindest nicht großflächig. Und das ist das Problem. Wäre es eine normale Mauer, könnte ich mehrere kleine Sprengsätze anbringen und sie zum Einsturz bringen, ohne die Menschen dahinter zu gefährden. Hier müsste ich sehr viel gezielter vorgehen. Ich müsste ein Fenster heraussprengen, das groß genug ist, damit wir durchkommen, aber gleichzeitig so klein, dass es die Stabilität der Mauer nicht gefährdet. Die Sprengung müsste außerdem so massiv und schnell sein, dass sie die Mauer nicht großflächig erschüttert, sondern das Fenster aufbricht, ohne dass die Mauer es merkt, wie ich zu sagen pflege.«
    » Also wie ein mit großer Geschwindigkeit ausgeführter Durchschuss«, vermutete die Otto.
    » Was aber wiederum die Steine, die wir heraussprengen, auf der anderen Seite durch den Raum jagt wie Kanonenkugeln.«
    » Fuck!«, fluchte die Otto. Dann sprach sie ins Headset. » Chef, Otto hier! Wir haben schlechte Neuigkeiten.«

83
    Während auf der anderen Seite der Wand die Otto Kommissar Gebert Bericht erstattete, herrschte in dem Keller vor Christophs Zelle eine beinahe schon unheimliche Stille, in der alle Blicke mit gespannter Ungläubigkeit auf Gunther gerichtet waren. Eine Stille, in der die letzten Worte von Achim Volz nachhallten wie das Echo einer gewaltigen Explosion.
    Das Monster vom Eichberg hatte es in der Hand, ob die Frauen in seiner Familie leben oder sterben. So, wie es nach ihm auch Gunther in der Hand hatte.
    » Du wusstest davon?«, fragte Gernot seinen Bruder entgeistert, die alten Augen weit aufgerissen.
    Gunther sah ihn an.
    » Du wusstest es wirklich«, erkannte Gernot. » Und du hattest die Möglichkeit, es zu verhindern?«
    Gunther wandte den Blick ab und schwieg.
    » Na los, sag es ihm schon, Gunther!«, forderte Volz ihn auf. » Sag ihm endlich die Wahrheit!«
    Aber Gunther biss nur wieder die Zähne fest aufeinander und schüttelte den Kopf.
    » Gut«, sagte Volz. » Dann

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