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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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große Auszeichnung, dass sie mich mag.«
    » Ist es«, versicherte er. » Ich habe dazu vier verdammte Jahre gebraucht.«

9
    Frankfurt am Main. Westend.
    Sie ließen die Abfahrt zum Flughafen rechts liegen und fädelten sich links auf die Spuren in Richtung Frankfurt-Stadtmitte ein.
    Eine schweigende Viertelstunde später hatten sie das Zentrum erreicht, dessen gewaltige Banktürme der Stadt den Spitznamen Mainhattan eingebracht hatten, und bogen bei der Messe nach links ab ins Westend, ein Labyrinth verkehrsberuhigter Einbahnsträßchen voller Gründerzeithäuser und Jugendstilvillen.
    Genau die richtige Wohngegend für all die Banker, Anwälte und Ärzte, dachte Inga Jäger und fragte sich– ganz gewiss nicht zum ersten Mal in ihrer beruflichen Laufbahn–, ob sie sich nicht für die falsche Seite der Justiz entschieden hatte, als sie beschloss, Staatsanwältin zu werden. Zumindest finanziell würde sie dann besser dastehen. Aber so weit sie zurückdenken konnte, hatte sie schon immer Recht und Ordnung vertreten wollen und nicht Klienten, die damit in Konflikt geraten waren.
    Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen, für Verbrecher zu arbeiten. Weder für die im Milieu noch für die, die in ihren dreitausend Euro teuren Anzügen in Vorstandsbüros saßen.
    Für Unschuldige ja– aber damit würde sie dann noch weniger verdienen als jetzt. Und andere Rechtsgebiete als das Strafrecht hatten sie noch nie interessiert.
    Sie mussten dreimal um den Block fahren, ehe sie endlich einen Parkplatz gefunden hatten, und gingen dann zu dem Haus, dessen Adresse Elli Falkenstein ihnen notiert hatte.
    Falls das in dieser Luxusgegend überhaupt möglich war, strahlte das zweistöckige Sandsteingebäude mit seinem gusseisernen Zaun, der kleinen Gartenfläche mit Vogelbad aus Marmor und von Säulen umrahmter Freitreppe ganz besonderen Wohlstand aus.
    » Das hasse ich an diesem Job am meisten«, gab Kommissar Gebert zu.
    » Geht mir ganz genauso«, gestand auch Inga Jäger. » Du musst jemandem mitteilen, dass ein geliebter Mensch nicht nur tot ist, sondern auch noch brutal ermordet wurde, und musst dabei zugleich davon ausgehen, dass du gerade mit dem Mörder selbst sprichst.«
    » Der Ehemann ist nun einmal immer der Hauptverdächtige«, sagte Gebert. » Aber das macht es nicht einfacher.«
    Inga Jäger nickte, dann bot sie an: » Ich übernehme das.«
    Gebert schüttelte den Kopf. » So habe ich das nicht gemeint. Es ist meine Aufgabe.«
    Inga Jäger war froh, dass er das sagte. Trotzdem meinte sie: » Taktisch ist es besser, wenn wir das im Team tun.«
    Er schaute sie fragend an.
    » Zuerst übermittle ich ihm die schlechte Nachricht«, erklärte sie, » und drücke mein Beileid aus, und dann übernehmen Sie das Verhör.«
    Er überlegte einen Moment. » Sie haben recht«, sagte er dann. » Das ist einfacher, als von mitfühlend auf kalt und objektiv umzuschwenken. Auch für ihn.«
    » Und wenn wir beide das Gefühl haben, er ist unschuldig, kann ich dann wieder das Trösten übernehmen.«
    » Das ist gut«, stimmte er zu. » So machen wir das. Glauben Sie denn, dass er unschuldig ist?«
    » Schwer zu sagen«, meinte sie. » Morde zwischen Ehepartnern geschehen in der Regel entweder im Affekt, sehen wie ein Haushaltsunfall aus oder werden geduldig mit kleinen Dosen Gift ausgeführt, sodass der Tod wie das Ende eines langwierigen Krankheitsverlaufs aussieht. Bei all den modernen Untersuchungsmöglichkeiten heutzutage ist Letzteres allerdings nicht mehr besonders populär. Die Hinrichtung im Weinberg spricht gegen den Affekt, das Herz herauszuschneiden und mitzunehmen wiederum dafür.«
    » Wir wissen mehr, nachdem wir mit ihm geredet haben«, sagte Gebert und drückte den in den Bruchsteintorpfeiler eingelassenen Klingelknopf aus Messing. Auf dem Schild darüber stand:
    Sieglinde und Heiko Reichard
    » Sind Sie bewaffnet?«, fragte er dann– wie Inga Jäger fand etwas spät.
    Sie nickte. Seit dem Tod ihres Mannes war sie immer bewaffnet. Auch privat.

10
    » Ja, bitte?«, ertönte es blechern kratzig aus der in den Torpfosten eingelassenen Gegensprechanlage. Die Stimme klang angegriffen und verschlafen.
    » Guten Tag. Spreche ich mit Herrn Heiko Reichard?«, fragte Gebert.
    » Ja«, antwortete die Stimme vorsichtig. » Sie wünschen?«
    » Hier ist Kriminalhauptkommissar Kai Gebert vom LKA Wiesbaden«, stellte sich der riesige Polizist mit seinem eindringlichen Bariton vor. » Ich und meine Kollegin, Oberstaatsanwältin

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