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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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glasigen Augen auf.
    Alkoholiker.
    Sie wusste aus den Unterlagen zu den neu entdeckten Fällen, dass er, 1952 geboren, gerade einmal Ende fünfzig war; aber er sah viel eher aus wie Ende sechzig.
    » Sie sind Ludwig Krüger?«
    » Ja«, sagte er. Nicht mehr. Ein weiteres, deutliches Zeichen seines Argwohns.
    Als Inga Jäger bemerkte, dass der Page noch immer da stand und neugierig darauf wartete, zu erfahren, worum es hier wohl ging, wandte sie sich ihm zu und sagte: » Danke, Marcel. Wir benötigen Sie jetzt nicht weiter.«
    Widerwillig zögernd, aber offensichtlich noch mehr daran gewöhnt, Befehle zu befolgen, als sie zu erteilen, machte er eine knappe Verbeugung und verließ die Küche.
    Dann erst sprach Inga Jäger weiter. » Ich bin von der Staatsanwaltschaft«, sagte sie und zeigte ihren Ausweis. » Mein Name ist Jäger. Der Herr neben mir ist Kriminalhauptkommissar Gebert vom LKA .«
    » Was wollen Sie von mir?«, fragte er leise– so als wollte er vermeiden, dass man ihn vorn in der Küche hören konnte. » Ich hab mir nichts zuschulden kommen lassen.«
    » Wir haben ein paar Fragen an Sie. Es geht um den Mord an Ihrer Frau Marlene«, erklärte Inga Jäger.
    Ludwig Krüger schüttelte unwirsch den Kopf und winkte sie in den hinteren Bereich der Topfspüle. Ganz offensichtlich hatte er seinem Arbeitgeber seine Vergangenheit verschwiegen.
    » Da gibt es nichts zu sagen«, raunte er mit zittrigen und trotz der hohen Luftfeuchtigkeit spröden und aufgerissenen Lippen. » Ich bin unschuldig. Aber das glaubt mir eh keiner. Und es spielt auch keine Rolle mehr. Ich hab meine zwanzig Jahre im Knast in Frankfurt abgesessen und bin jetzt seit sechs Jahren wieder auf freiem Fuß. Sie sehen selbst, was aus mir geworden ist, also lassen Sie mich bitte in Ruhe. Ich brauche diesen Job.«
    » Wo waren Sie in der Nacht von vorgestern auf gestern?«, fragte Inga Jäger.
    » Wann?«
    » Vorgestern Nacht«, wiederholte Gebert.
    Es schien Krüger schwerzufallen, sich zu erinnern. Dann aber antwortete er: » Hier. Hier im Hotel. Wir hatten Nachtreinigung. Wie jeden Monat.«
    » Von wann bis wann?«
    » Von zehn Uhr abends bis sechs Uhr morgens.«
    » Gibt es dafür Zeugen?«, fragte Gebert.
    » Ja, natürlich«, sagte er. » Den Management-Trainee Costa Esposito und auch die fünf Auszubildenden, die geholfen haben. Die Nachtreinigung ist immer ein ganz netter Zusatzverdienst. Warum fragen Sie?«
    Inga Jäger war sich nicht sicher, ob sie sagen sollte, wovon sie inzwischen mehr und mehr überzeugt war. Doch dann gewann ihr Mitgefühl für diesen Mann in ihr die Oberhand. » Wir haben neue Erkenntnisse gewonnen, die darauf hindeuten könnten, dass jemand anders Ihre Frau ermordet hat.«
    Krüger reagierte nicht, wie sie es erwartet hatte. » Das ist schön für Sie«, sagte er verbittert. » Ich weiß sogar, dass jemand anders meine Frau ermordet hat. Also, wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden. Ich habe zu tun.«
    » Woher?«, fragte Gebert alarmiert.
    » Woher was?«, fragte Krüger zurück.
    » Woher wissen Sie, dass jemand anders Ihre Frau ermordet hat?«
    » Na, weil ich sie nicht umgebracht habe. Also muss es wohl jemand anderes gewesen sein.«
    » Und wir sind jetzt auf der Suche nach dem wahren Mörder«, sagte Inga Jäger schnell.
    Krügers mürrische Miene hellte sich ein wenig auf.
    » Finden Sie das Schwein«, sagte er dann grimmig und ballte seine von Stahlschwämmen zerkratzten Fäuste. In seinen alkoholverschleierten Augen glühte es plötzlich, und Inga Jäger erkannte dieses Glühen als das, was es war– es war nicht die Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Rehabilitation oder Genugtuung, es war der Wunsch nach Rache. Ein Wunsch, den sie selbst nur allzu gut kannte. Und mit einem Mal glaubte sie sogar etwas wie eine neue Anspannung in dem heruntergekommenen Mann zu entdecken. Eine Lebendigkeit, die dieser Körper wohl schon seit Jahrzehnten nicht mehr gespürt hatte. » Finden Sie ihn.«
    » Das werden wir«, versprach Inga Jäger. » Vielleicht können Sie uns dabei helfen.«
    » Wie?«
    » Kennen Sie oder kannte Ihre Frau einen Heiko Reichard?«, fragte Gebert.
    » Nein«, antwortete Ludwig Krüger. » Ist er der Mörder?«
    » Das wissen wir noch nicht«, sagte Inga Jäger. » Und einen Thomas Eser? Kennen Sie den?«
    Er schüttelte den Kopf. » Sagt mir ebenfalls nichts.«
    Die Enttäuschung war ihr wohl allzu deutlich anzusehen, als sie die Schultern sinken ließ, denn augenblicklich verschwand auch aus

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