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Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ihr unschuldiges Herz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hagen
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necken.
    Er verkniff die Augen zu engen Schlitzen und versuchte, drohend dreinzuschauen, doch auch seine Mundwinkel zuckten dabei nach oben.
    » Das kriegen Sie zurück«, sagte er amüsiert und schloss den Wagen ab.
    » Kann’s kaum erwarten«, konterte sie mit einem Lachen, und die beiden gingen hinüber zu der Reihe hässlicher Hochhäuser. Dort angekommen, suchten sie das Klingel-Tableau ab, bis Inga Jäger den Namen des Mannes fand, wegen dem sie hierhergekommen waren. Sie hatten ihn vorher angerufen, und er erwartete sie. Dennoch knarzte die Sprechanlage, als sie klingelte. Sicher war wohl sicher.
    » Ja? Hallo?«
    » Jäger, StA, und KHK Gebert«, sagte Inga Jäger in das Mikrophon hinein.
    » Kommen Sie rauf«, bat die Stimme überflüssigerweise, und der Summer wurde betätigt.
    Der Flur und das Treppenhaus stanken nach einer Mischung aus Urin und billigem Reinigungsmittel. Sogar Gebert, der sich bis jetzt als äußerst hart im Nehmen erwiesen hatte, rümpfte angeekelt die Nase.
    » Der Aufzug ist kaputt«, rief die Stimme von ganz weit oben. » Sie müssen die Treppe nehmen. Achter Stock.«
    » Scheiße!«, fluchte Gebert leise. » War ja klar.«

30
    Etwa dreieinhalb Minuten später erreichte Inga Jäger den lieblos weiß angelegten Flur der achten Etage. Dreimal wöchentlich ins Fitnessstudio zu gehen, zahlte sich eben doch aus. Wider Erwarten stand keine der vier von hier abgehenden Türen offen. Sie würden wohl gleich noch einmal klingeln müssen. Doch zunächst wartete sie ungeduldig auf Gebert, der, heftig schnaufend wie eine Dampfmaschine und mit hochrotem Kopf, die letzten zehn Stufen der nur halbherzig geputzten Treppen hinaufgestapft kam.
    » Kein Wort«, keuchte er.
    Inga Jäger grinste, als sie realisierte, dass er in ihrem Gesicht gelesen haben musste, dass sie ihn wegen seiner mangelnden Fitness aufziehen wollte. Es war erstaunlich, wie gut sie beide einander nach nur anderthalb Tagen Zusammenarbeit zu kennen schienen.
    Ein gutes Gefühl.
    Oben angekommen, hielt Gebert sich am Geländer fest und atmete tief ein und aus, um wenigstens wieder einigermaßen zur Puste zu kommen.
    Auf seiner wie immer tadellos rasierten Glatze standen dicke Schweißperlen.
    » Meine Stärke liegt im Spurt«, japste er.
    » Hm-hm.« Inga Jäger nickte. » Glaube ich gern. Aber nur bergab, oder?«
    Er runzelte die breite Stirn. » Sie haben gut reden mit Ihren gerade mal sechzig Kilo.«
    » Achtundfünfzig«, betonte sie energisch– weil ihr das ausgesprochen wichtig und sie zudem bekennend eitel genug war, darauf nicht wenig stolz zu sein.
    » Klappergestell.«
    » Ja, ja, ich weiß«, winkte sie breit grinsend ab. » An einer richtigen Frau muss ordentlich was dran sein, weil sie sonst ja viel zu leicht kaputtgeht.«
    » Yep«, sagte er und wischte sich den Schweiß ganz unzeremoniell mit der flachen Hand vom Kopf.
    Sie lachte– und war erstaunt darüber. Seit dem Tod ihres Mannes hatte kein anderer Mann sie so zum Lachen gebracht wie Gebert. Und das einfach nur durch seine direkte Art. Gleichzeitig machte ihr gerade das aber auch ein schlechtes Gewissen, und sie sammelte sich wieder.
    » Bereit?«, fragte sie, und als er nickte, suchte sie die richtige Tür und klingelte.
    Die Schnelligkeit, mit der geöffnet wurde, verriet, dass der Mann gleich hinter der Tür auf sie gewartet hatte.
    » Kommen Sie schnell herein!«, sagte er drängend hastig. » Die Katzen hauen sonst ab.«
    Das erklärte, warum die Tür wieder verschlossen gewesen war. Inga Jäger und Gebert beeilten sich, die Wohnung zu betreten, und der Mann, die Tür hinter ihnen so schnell wie möglich wieder zuzudrücken.
    Er war etwa eins siebzig, hager, hatte grauschwarzes, kurz geschorenes Haar und die typisch erschöpften Augen eines Ex-Cops, die im Laufe eines Lebens einfach zu viel gesehen hatten, um noch zu funkeln. Seine zerschlissene Strickjacke und die abgewetzte Cordhose schienen zwei Nummern zu weit.
    » Willy«, grüßte Gebert ihn mit einem typisch kerlhaften Nicken. » Darf ich vorstellen: Frau Oberstaatsanwältin Inga Jäger.«
    » Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Herr Andres«, sagte sie und ergriff seine ausgemergelte Hand. Der Druck erinnerte nur noch dünn an frühere Kraft.
    » Ganz meinerseits«, erwiderte der pensionierte Kommissar und machte nach einer leichten Verbeugung eine einladende Geste in Richtung Wohnzimmer. » Ich habe frischen Kaffee aufgesetzt. Es sei denn, Kai, du hättest lieber ein Bier.«
    » Ich bin im Dienst,

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