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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Besprechung Morrells über einige aktuelle Bücher zum Thema Guatemala befand. »Guter Artikel, Morrell - wirklich eine schwierige Frage, was man mit alten Junten in neuen Kleidern machen soll, was? Und genauso schwierig ist die Frage, wie man mit der Verwicklung unserer eigenen Regierung in die Machenschaften von manchen dieser Gruppen umgehen soll.«
    Ich döste ein bißchen vor mich hin, während sie sich über südamerikanische Politik unterhielten. Als Don erklärte, er müsse noch eine Zigarette rauchen, folgte Morrell mir in die Küche, um zusammen mit mir das Essen zuzubereiten. Wir aßen auf Barhockern an der Arbeitsfläche in der Mitte der Küche, und Don erzählte uns mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor über die Veränderungen im Verlagswesen. »Während meines Barcelonaaufenthalts haben die Herren ganz oben den Leuten von Journal erklärt, daß die Aufgabe der Autoren einzig und allein darin besteht, den Inhalt bereitzustellen. Und dann haben sie gleich noch 'ne Anweisung nachgeschickt für die Form von Manuskripten, was aus den Inhalt-Bereitstellern reine Tippsen macht.«
    Ein paar Minuten vor zehn rückte er mit seinem Hocker von der Arbeitsfläche weg. »In den Zehn-Uhr-Nachrichten müßten sie eigentlich über die Birnbaum-Konferenz berichten. Ich würd's gern sehen, auch wenn sie die Kameras wahrscheinlich hauptsächlich auf die Demo draußen gerichtet haben.«
    Er half Morrell, die Essensreste in den Abfall zu kratzen, und ging dann auf eine weitere Zigarette auf die hintere Veranda. Während Morrell die Spülmaschine einräumte, die Arbeitsfläche abwischte und die übrigen Fettuccine in Tupper-Schüsseln füllte, ging ich ins Wohnzimmer, um Channel 13 , den Chicagoer Lokalsender von Global Entertainment, einzuschalten. Dennis Logan, der Sprecher der Abendnachrichten, beendete gerade seine Kurzzusammenfassung der folgenden Meldungen.
    »Zeitweise ging es bei der Konferenz zum Thema Juden in Amerika im Hotel Pleiades heute recht stürmisch zu, aber die größte Überraschung kam am Ende des Nachmittags von jemandem, dessen Name nicht einmal im Programm stand. Beth Blacksin wird Ihnen später in unserer Sendung ausführlich darüber berichten.«
    Ich rollte mich in der Ecke von Morrells Couch zusammen. Gerade als ich eingedöst war, klingelte das Telefon, und als ich hochschreckte, schwärmten im Fernsehen zwei junge Frauen von einem Mittel gegen Pilzinfektionen. Morrell, der nach mir ins Wohnzimmer gekommen war, stellte den Ton leiser und nahm den Hörer von der Gabel. »Für dich, Schatz. Max.« Er hielt mir den Hörer hin.
    »Victoria, tut mir leid, daß ich so spät anrufe«, entschuldigte sich Max. »Wir haben hier ein Problem, das du hoffentlich lösen kannst. Ninshubur - du weißt schon, der kleine blaue Plüschhund, den Calia überallhin mitnimmt -, hast du den vielleicht?«
    Ich hörte Calia im Hintergrund heulen, Michael rufen und Agnes brüllen. Verschlafen rieb ich mir die Augen und versuchte mich zu erinnern, was mit Calias Hund passiert war. Ich hatte Calias Rucksack in meine Aktentasche gepackt und ihn dann aufgrund meiner hektischen Bemühungen, Calia zu Max zu bringen, völlig vergessen. Ich legte den Hörer weg und sah mich im Wohnzimmer um. Schließlich fragte ich Morrell, ob er wisse, wo meine Aktentasche sei.
    »Ja, V.l.«, sagte er mit Leidensmiene. »Du hast sie aufs Sofa fallen lassen, als du reingekommen bist, und ich hab' sie ins Arbeitszimmer gebracht.«
    Ich ging in sein Arbeitszimmer hinüber. Auf seinem Schreibtisch lag, abgesehen von seiner Ausgabe des Koran mit dem langen grünen Lesezeichen, nur meine Aktentasche. Ninshubur befand sich ganz unten, unter Calias Rucksack und dem Buch mit der Geschichte von der Prinzessin und ihrem treuen Hund. Ich nahm den Hörer im Arbeitszimmer in die Hand, entschuldigte mich bei Max und versprach ihm, den Plüschhund gleich vorbeizubringen. »Nein, nein, das ist nicht nötig. Es sind bloß ein paar Häuserblocks, und ich bin ganz dankbar, wenn ich ein bißchen aus dem Chaos hier rauskomme.«
    Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, erklärte mir Don, die Spannung steige, es sei gerade die zweite Werbepause, und gleich würden wir den interessanten Teil der Nachrichten sehen. Max klingelte genau in dem Augenblick an der Tür, als Dennis Logan wieder zu sprechen begann. Als ich Max hereinließ, sah ich, daß er in Begleitung von Carl Tisov war. Ich gab Max den Plüschhund, aber Max und Carl blieben so lange an der Tür stehen,

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