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Ihr wahrer Name

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Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Stunde hab' ich ihn zusammen mit Posner vor dem Ajax-Gebäude auf und ab marschieren sehen. Wahrscheinlich gibt ihm das das Gefühl, akzeptiert zu sein, und er kreuzt nicht bei euch auf. Aber er ist unberechenbar.« Dann erzählte ich ihm von meinem Treffen mit Rhea Wiell. »Sie scheint die einzige zu sein, die ihn irgendwie im Griff hat, aber sie scheint diese Kontrolle - aus welchem Grund auch immer - nicht ausüben zu wollen. Wenn du Don Einblick in die Unterlagen über deine schwierige Nachkriegsreise nach Europa gewährst, könnte er sie vielleicht davon überzeugen, daß du wirklich nicht mit Paul Radbuka verwandt bist.«
    Als Max sich dazu bereit erklärt hatte, hinterließ ich eine Nachricht auf Dons Handy-Mailbox, daß er Max anrufen solle. Es war halb sieben; ich hatte also nicht mehr genug Zeit, um vor der Essenseinladung nach Hause oder ins Büro zu fahren. Vielleicht würde ich doch noch bei Lotty vorbeischauen, bevor ich zu den Rossys ging.
    Halb sieben hier, halb zwei morgens in Rom, wo Morrell bald landen würde. Er würde den morgigen Tag in Rom zusammen mit dem Team von Humane Medicine verbringen, am Donnerstag nach Islamabad fliegen und von dort aus über Land nach Afghanistan reisen. Einen Moment gab ich mich ganz meiner Verzweiflung hin: Ich war erschöpft, Max und Lotty hatten Probleme, und Morrell war auf der anderen Seite der Welt. Ich war einfach zu allein in dieser großen Stadt.
    Ein obdachloser Streetwise-Verkäufer tänzelte mit seiner Zeitschrift auf mich zu. Als er mein Gesicht sah, veränderte sich sein Verhalten sofort.
    »Schätzchen, so schlimm kann's doch nicht sein, oder? Sie haben immerhin noch ein Dach überm Kopf, stimmt's? Und drei anständige Mahlzeiten am Tag. Selbst wenn Ihre Mutter tot sein sollte, wissen Sie, daß sie Sie geliebt hat - also machen Sie kein so trauriges Gesicht.« »Ach, die Freundlichkeit von Fremden«, sagte ich und fischte einen Dollar aus meiner Tasche. »Stimmt. Niemand ist freundlicher als Fremde, und nichts ist merkwürdiger und fremder als Freundlichkeit. Das ist meine Botschaft an Sie. Gott segne Sie, und zaubern Sie dieses hübsche Lächeln öfter auf Ihre Lippen.«
    Ich möchte nicht behaupten, daß er mich dadurch wirklich zum Lachen brachte, aber immerhin schaffte ich es, die Melodie von »Whenever I feel afraid« zu pfeifen, als ich die Stufen zur Garage hinunterging.
    Ich fuhr auf dem Lake Shore Drive in nördlicher Richtung nach Belmont, wo ich mich auf die Suche nach einem Parkplatz machte. Lottys Haus befand sich einen knappen Kilometer weiter die Straße hinauf, aber hier ist es so schwierig, einen Platz für den Wagen zu ergattern, daß ich den ersten nahm, den ich sah. Und der erwies sich als ideal, weil er nur einen halben Häuserblock von Rossys Haustür entfernt war.
    Auf dem Weg nach Norden hatte ich den Anruf bei Lotty immer wieder aufgeschoben: Von der Straße im Stadtzentrum aus wollte ich ihn wegen des Lärms nicht erledigen. Und im Auto war es mir zu gefährlich. Doch jetzt blieb mir nichts anderes mehr übrig, ich würde anrufen - wenn ich zuerst ein paar Minuten lang die Augen geschlossen, einen klaren Kopf und das Gefühl bekommen hatte, den emotionalen Attacken gewachsen zu sein, die ich von Lotty zu erwarten hatte. Ich stellte den Sitz fast in Liegeposition. Als ich mich zurücklehnte, sah ich einen Wagen vor der Tür zu Rossys Haus vorfahren. Während ich das Geschehen beobachtete, fragte ich mich, ob das Rossy war, der vom Direktor der Ajax-Versicherung zu Hause abgesetzt wurde, begeistert über den günstigen Ausgang der Stimmabgabe in Springfield. Janoff und Rossy hatten mit Sicherheit eine Limousine von Meigs Field aus genommen und auf dem Rücksitz auf ihren Erfolg angestoßen. Als nach ein paar Minuten immer noch niemand aus dem Wagen stieg, verlor ich das Interesse - er wartete bestimmt, um jemanden aus dem Gebäude abzuholen.
    Rossys Begeisterung über die Abstimmung stand fest: Die Edelweiß Rück hatte die Ajax als Vorposten in den USA erworben, und das Unternehmen wäre sicher alles andere als erfreut gewesen, wenn es durch die Entscheidung in Illinois gezwungen gewesen wäre, seine Unterlagen über Leute durchzugehen, die in Europa ermordet worden waren - eine solche Suche hätte einen ganzen Batzen Geld verschlungen. Vermutlich hatte die Ajax der Legislative eine ordentliche Summe geboten, um die Abstimmung zu den eigenen Gunsten zu entscheiden, aber das war mit Sicherheit billiger, als die Bücher der

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