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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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manchmal, wie soll ich es ausdrücken, unorthodoxe Methoden anwendest.«
    Ich verzog das Gesicht. »Da hast du recht, Ralph. Aber ich gebe dir mein Pfadfinderehrenwort, daß ich nicht in der Nähe deines Mikrofiche war.«
    »Ich würde wirklich gern wissen, was an diesem einen verdammten Versicherungsfall so wichtig ist.« Er schlug mit der flachen Hand gegen die Wand neben dem Aufzug.
    »Der Vertreter, der die Versicherung abgeschlossen hat, dieser Al Hoffman, ist jetzt sieben Jahre tot. Glaubst du, die Gesellschaft hat noch Aufzeichnungen über seine Privatadresse, seine Familie oder irgendwelche andere Informationen? Er hatte einen Sohn, der müßte jetzt so um die Sechzig sein. Vielleicht hat der Unterlagen, die Licht in die Sache bringen könnten.« Natürlich war das nur ein Strohhalm, aber im Augenblick hatten wir einfach nichts Solideres.
    Ralph holte ein kleines Notizbuch aus seiner Brusttasche und schrieb etwas hinein. »So ist das: Der Nachmittag beginnt damit, daß ich dich des Diebstahls bezichtige, und endet damit, daß ich für dich den Laufburschen mache. Ich werde sehen, was ich rausfinden kann. Allerdings wär's mir lieber gewesen, wenn du die Polizei aus dem Spiel gelassen hättest. Die werden jetzt bestimmt Connie befragen. Und von der glaube ich nun wirklich nicht, daß sie den Typ umgebracht hat. Gut, sie hätte ihn erschießen können - immer vorausgesetzt, sie hatte eine Waffe -, wenn sie sich tatsächlich mit ihm verabredet hätte und er ihr dabei zu nahe gekommen wäre. Aber kannst du dir vorstellen, daß sie einen Mord bewußt wie einen Selbstmord hat aussehen lassen?« »Ich bin immer schon zu impulsiv gewesen, Ralph, doch du kannst nicht einfach solche Anschuldigungen gegen mich erheben, wenn du keinen anderen Grund dafür hast als dein Wissen um meine unorthodoxen Methoden. Außerdem bleibt die Tatsache, daß jemand an der Mikrofiche-Schublade war. Deine und Ms. Bigelows Deutung der Angelegenheit ist bloß eine Notlösung: Die Leute von der Polizei, die im Mordfall Fepple ermitteln, sollten wissen, daß jemand das Mikrofiche gestohlen hat. Du solltest sie hierherholen, egal, wie schlecht das für die Publicity ist. Und Connie Ingram sollte alle eventuellen Fragen beantworten. Du kannst beweisen, was für ein guter Chef du bist, indem du die Rechtsabteilung der Ajax auf die Sache ansetzt. Sorg dafür, daß erfahrene Leute ihr bei der Befragung beistehen. Sie scheint Ms. Bigelow zu vertrauen; sie soll bei der Befragung ebenfalls dabeisein. Eine Menge hängt davon ab, wann ihr Name in Fepples Computer eingetragen wurde. Und davon, ob sie ein Alibi hat für Freitag abend.«
    Da ging die Aufzugglocke. Als ich den Lift betrat, fragte Ralph mich ganz beiläufig, wo ich am Freitag abend gewesen war.
    »Bei Freunden, die das auch bezeugen würden.«
    »Tja, von deinen Freunden hätte ich nichts anderes erwartet, Vic«, sagte Ralph ein wenig säuerlich.
    »Nun mach kein so mürrisches Gesicht.« Ich hielt die Hand vor die Lichtschranke, damit die Aufzugtür noch nicht zuging. »Connie Ingrams Mutter wird auch für sie aussagen. Und Ralph: Vertrau deinem Instinkt im Hinblick auf die Sommers-Akte. Wenn dein sechster Sinn dir sagt, daß da was nicht stimmt, dann versuch bitte rauszufinden, was, ja?«
    Als ich unten im Foyer ankam, war es draußen auf der Straße ruhig. Die Angestellten waren verschwunden, und so hatte es für Posner und Durham keinen großen Sinn mehr, vor dem Gebäude auf und ab zu marschieren. An der Kreuzung standen noch ein paar Polizisten, aber abgesehen von den Handzetteln auf dem Gehsteig gab es keine Hinweise mehr auf die Menschenmenge, die bei meiner Ankunft dagewesen war. Ich hatte mir die Chance, Radbuka nach Hause zu verfolgen, entgehen lassen. Radbuka, dessen Vater doch nicht Ulf geheißen hatte. Auf dem Weg in die Tiefgarage blieb ich in einem Eingang stehen, um Max anzurufen und ihm zu sagen, daß Radbuka an jenem Abend vermutlich nicht auftauchen würde, und ihn zu fragen, ob er bereit wäre, Don die Unterlagen über seine Suche nach der Radbuka-Familie zu zeigen. »Dieser Streeter kann wirklich gut mit der Kleinen umgehen«, sagte Max. »Er ist eine große Hilfe. Ich glaube, wir werden ihn bitten, die Nacht bei uns zu verbringen, auch wenn der Mann, der sich Radbuka nennt, nicht hierherkommt.«
    »Ja, das ist eine gute Idee. Ich kann nicht garantieren, daß Radbuka euch heute nicht belästigt; ich weiß nur, daß er sich jetzt an Posner drangehängt hat. Vor einer

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