Ihr wahrer Name
Energie für den Kampf gegen unsere gemeinsamen Feinde.«
Leon fügte sich, doch Paul war nicht Teil der Gruppe, und so mußte er weder Leon noch Posner gehorchen. In einem seiner abrupten Stimmungswechsel wandte er sich wütend gegen Posner.
»Ich bin gestern abend und heute nur mitgekommen, um näher bei meiner Familie zu sein. Jetzt werft ihr meinem Cousin Max vor, geheime Absprachen mit der Legislative von Illinois zu treffen.
Glaubt ihr denn, ich bin mit jemandem verwandt, der so etwas tun würde?«
»Nein«, sagte ich schnell. »Ich glaube nicht, daß Ihre Verwandten etwas so Schreckliches tun würden. Was ist gestern abend passiert, nachdem Durham sich auf der Straße mit Rossy unterhalten hatte? Sind sie zusammen weggefahren? Oder haben die Leute von der Polizei Durham in einem eigenen Wagen mitgenommen?«
»Ich wußte gar nicht, daß die Polizei ihn mitgenommen hat«, sagte Radbuka, ohne auf Posner und Leon zu achten, die ihm zu verstehen gaben, daß er den Mund halten solle. Wie immer reagierte er sofort auf jeden, der ihn ernst nahm, auch wenn der Betreffende ihm grundsätzlich feindlich gesinnt war wie ich. »Ich weiß nur, daß Durham in seinen eigenen Wagen gestiegen ist: Wir sind die Straße runter bis zur Ecke Michigan Avenue, und da haben wir ihn gesehen. Sein Wagen stand mitten im Parkverbot, aber natürlich hat ein Polizist drauf aufgepaßt. Reb Joseph hat Durham nicht getraut und beschlossen, ihm zu folgen.«
»Wie kühn.« Ich bedachte Posner mit einem herablassenden Lächeln. »Das heißt also, daß Sie sich vor Rossys Haus in den Büschen rumgetrieben haben, bis Sie Durham rauskommen sahen. Und dann hat Rossy, der unglaublich charmant sein kann, Ihnen ein albernes Gerücht über das Krankenhaus eingeredet.«
»Es war nicht so«, fauchte Posner mich an. »Als ich ihn in Gesellschaft von Durham gesehen habe, wollte ich... Ich weiß schon seit einiger Zeit, daß Durham versucht, unsere Bemühungen zu sabotieren, europäische Banken und Versicherer zu Entschädigungszahlungen für die Diebstähle im Zusammenhang mit... «
»Ich begreife die Problematik, das können Sie mir glauben, Mr. Posner. Aber Durham hat sich den Grund für seinen Protest nicht einfach so ausgedacht! Es gibt immer mehr Menschen, die der Ansicht sind, daß Unternehmen, die von der Sklaverei profitiert haben, genauso Entschädigungszahlungen leisten sollten wie Unternehmen, die aus der Kraft jüdischer und polnischer Zwangsarbeiter Nutzen gezogen haben.«
Er schob das Kinn angriffslustig vor. »Das ist ein anderes Problem. Bei uns geht es um echtes Geld auf Bankkonten und bei Versicherungen, das uns von europäischen Banken und Versicherern gestohlen wurde. Sie arbeiten für einen Angehörigen der schwarzen Gemeinde in Chicago, dessen Anspruch nicht erfüllt wurde, obwohl er den vereinbarten Betrag eingezahlt hatte. Ich versuche das gleiche für Zehntausende von Menschen, deren Eltern seinerzeit glaubten, sie würden ihren Kindern ein finanzielles Polster hinterlassen. Und ich wollte erfahren, wieso Louis Durham nun plötzlich auch vor dem Ajax-Gebäude auftauchte - er hat mit seinen Forderungen nach Entschädigungszahlungen für die Sklaverei erst angefangen, nachdem wir mit unserer Kampagne gegen die Ajax begonnen hatten.«
Ich war verblüfft. »Dann dachten Sie also, Rossy hätte ihn bestochen, gegen Sie zu marschieren und die Geschäfte seiner eigenen Gesellschaft zu behindern? Das wäre ein toller Stoff für Oliver Stone! Aber wahrscheinlich hatten Sie selbst eine geheime Absprache mit Rossy. Hat er nicht gesagt, ja, ja, ich gestehe alles? Wenn ihr in Zukunft vor dem Beth Israel demonstriert und nicht vor dem Ajax-Gebäude, gebe ich Louis Durham kein Geld mehr?«
»Stellen Sie sich eigentlich absichtlich dumm?« fuhr Posner mich an. »Natürlich hat Rossy bestritten, irgendwelche Absprachen getroffen zu haben. Aber er hat mir auch zugesagt, gründliche interne Nachforschungen in die Wege zu leiten, um noch ausstehende Versicherungsbeiträge von Holocaust-Opfern bei der Ajax oder der Edelweiß aufzuspüren.« »Und das haben Sie ihm geglaubt?«
»Ich habe ihm eine Woche Zeit gegeben. Er hat mir das Gefühl vermittelt, daß es ihm ernst ist.«
»Was machen Sie dann noch hier?« fragte ich. »Warum geben Sie Ihren Leuten nicht ein bißchen frei?«
»Er ist hergekommen, um mir zu helfen.« Paul Radbuka wandte sich mit aufgeregt rotem Gesicht genauso abrupt gegen mich, wie er mir kurz zuvor vertraut hatte. »Wenn
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