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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Sie mich nicht zu meiner Familie lassen und wenn Sie diesen... dieses Braunhemd engagieren, um mich daran zu hindern, daß ich mit meiner kleinen Cousine spreche, heißt das noch lange nicht, daß sie nicht meine Familie sind. Soll zur Abwechslung doch mal Max Loewenthal sehen, wie es ist, geächtet zu werden.«
    »Paul, Sie sollten endlich begreifen, daß er nicht mit Ihnen verwandt ist. Sie quälen mit ihrer Belagerung nicht nur die Familie Loewenthal und sich selbst, sondern riskieren auch, festgenommen zu werden. Und glauben Sie mir: Das Leben im Gefängnis ist schrecklich.« Radbuka sah mich finster an. »Max ist der, der ins Gefängnis gehört, wenn er mich weiter mit solcher Verachtung behandelt.«
    Ich musterte ihn erstaunt und fragte mich, wie ich zu ihm durchdringen könnte. »Paul, wer war Ulf wirklich?«
    »Er war mein Ziehvater. Wollen Sie mich dazu bringen zuzugeben, daß er mein richtiger Vater war? Das werde ich nicht, denn es stimmt nicht.«
    »Aber Rhea sagt, daß >Ulf< nicht sein richtiger Name gewesen ist.«
    Er wurde noch aufgeregter. »Versuchen Sie ja nicht, Rhea eine Lügnerin zu nennen. Die sind Sie. Ulf hat kodierte Dokumente hinterlassen. Sie beweisen, daß mein Name eigentlich Radbuka ist. Wenn Sie an Rhea glauben würden, könnten Sie auch den Kode verstehen, aber das tun Sie nicht. Sie wollen sie vernichten und mich auch, aber das werde ich nicht zulassen. Nein, niemals!« Voller Bestürzung sah ich, wie er zu zittern begann, und bekam Angst, daß dies der Beginn eines Anfalls sein könnte. Als ich mich auf ihn zubewegte, um ihm zu helfen, blaffte Posner mich an, ich solle auf Distanz bleiben: Er würde nicht erlauben, daß eine Frau einen seiner Anhänger berührte, auch wenn Radbuka sich möglicherweise nicht darüber bewußt war, welche Gefahr die Berührung einer Frau darstellte. Er und Leon führ ten Radbuka zu einer Bank an einer Bushaltestelle. Dort schien Radbuka sich allmählich zu beruhigen. Ich ließ die Männer allein und ging langsam zur Klinik zurück, weil ich hoffte, mich noch kurz mit Max unterhalten zu können, bevor ich wieder ins Büro fuhr.
    »Irgendwie ergibt das, was Posner gesagt hat, Sinn«, erklärte ich Max, nachdem seine erschöpfte Sekretärin ihn dazu gebracht hatte, mir fünf Minuten zu widmen. »Ich meine, daß die Ajax Durham bestochen haben könnte, mit den Demonstrationen anzufangen. Aber er muß genauso verrückt wie Paul Radbuka sein, wenn er hier eine Protestaktion anzettelt. Wie steht die Situation mit den Geldgebern des Beth Israel?«
    Max sieht nicht oft so alt aus, wie er ist, aber an jenem Nachmittag wirkte er grau und angespannt. »Ich begreife das alles nicht, Victoria. Morrells Freund Don Strzepek ist gestern abend zu mir gekommen. Ich habe ihm vertraut und ihm meine alten Notizen gezeigt; ich dachte, er glaubt, was darin steht. Ein Freund von Morrell würde doch nicht mein Vertrauen mißbrauchen, oder?« »Die Notizen sind doch längst nicht detailliert genug, um endgültig zu klären, ob dieser Radbuka nun ein Verwandter ist oder nicht - es sei denn natürlich, es befindet sich etwas in deiner Mappe, was ich nicht gesehen habe.«
    Er winkte müde ab. »Es ist nur dieser Brief von Lotty drin, und den hast du gelesen. Den hat Don doch sicher nicht verwendet, um Paul in seinem Glauben zu bestärken, daß er mit uns verwandt ist, oder?«
    »Ich glaube nicht, Max«, sagte ich, wenn auch nicht völlig überzeugt, denn ich erinnerte mich an das Leuchten in Dons Augen, wenn er Rhea Wiell ansah. »Ich könnte versuchen, heute abend mit ihm zu sprechen, wenn du das möchtest.«
    »Ja, das wäre gut.« Er setzte sich mit starrem Gesicht an seinen Schreibtisch. »Ich hätte nie gedacht, daß ich mich irgendwann freuen könnte, wenn meine Angehörigen weg sind, aber ich bin wirklich froh, wenn Calia und Agnes endlich im Flugzeug sitzen.«

36
    Ein neues Wort für die gleiche alte Geschichte
    Ich ging langsam zu meinem Wagen zurück und fuhr unter Beachtung sämtlicher Verkehrsregeln und Ampeln zu meinem Büro. Zorn und Adrenalin vom Morgen lagen hinter mir. Nach einem Blick auf den Stapel Nachrichten, die Mary Louise für mich hinterlassen hatte, rief ich in Morrells Hotel in Rom an, wo es jetzt neun Uhr abends war. Das Gespräch wirkte sowohl aufbauend als auch deprimierend auf mich. Er sagte all die Dinge, die man von seinem Geliebten hören möchte, besonders wenn dieser Geliebte vorhat, acht Wochen lang in das Land der Taliban zu reisen. Aber als

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