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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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resignierter Stimme.
    Als Tim sich wieder meldete, bedankte er sich dafür, daß ich Calias Tränen getrocknet hatte - er selbst hatte sich allmählich nicht mehr zu helfen gewußt. Agnes hatte er während ihres Galerietermins erreicht, und sie war jetzt auf dem Weg nach Hause. Allerdings, sagte er, würde er in Zukunft lieber den israelischen Premierminister in Syrien bewachen, als noch einmal auf eine Fünfjährige aufpassen.
    Ich trommelte mit den Fingern auf meinen Schreibtisch. Nach einer Weile wählte ich die Nummer von Rhea Wiell, die zum Glück gerade keinen Patienten hatte. Als ich ihr die Situation schilderte und sagte, es wäre uns wirklich eine große Hilfe, wenn wir den Hund noch am gleichen Tag zurückerhielten, meinte sie, sie würde dieses Thema bei ihrem nächsten Termin am Freitag morgen mit Paul besprechen.
    »Er möchte ja nur einen Talisman von der Familie, die seiner Ansicht nach jede Verbindung zu ihm abstreitet. Am Anfang seiner Behandlung bei mir hat er kleine Dinge aus meiner Praxis mitgenommen, wenn er sich unbeobachtet fühlte: Tassen aus dem Wartezimmer oder eines meiner Tücher. Als er ein bißchen stabiler wurde, hat er damit aufgehört.«
    »Sie kennen ihn besser als ich, Rhea, aber die arme Calia ist erst fünf. Ich glaube, daß ihre Bedürfnisse in diesem Fall an erster Stelle stehen sollten. Könnten Sie ihn anrufen und ihn bitten, den Hund zurückzugeben? Oder mir seine Telefonnummer geben, damit ich mich selbst mit ihm in Verbindung setzen kann?«
    »Hoffentlich haben Sie sich die ganze Geschichte nicht ausgedacht, um mir seine Privatnummer zu entlocken, Vic. Unter den gegebenen Umständen bezweifle ich, daß ausgerechnet Sie in der Lage wären, ihn zu einem Treffen mit Ihnen zu überreden. Er hat morgen früh einen Termin bei mir; dann werde ich mich mit ihm unterhalten. Ich weiß, Don ist überzeugt, daß Max Loewenthal nicht mit Paul verwandt ist, aber Max ist mit Sicherheit der Schlüssel zu Pauls Verwandten in Europa. Wenn Sie Max dazu bringen könnten, sich mit ihm zu treffen... «
    »Max hat Paul vorgeschlagen, sich mit ihm zusammenzusetzen, als er am Sonntag unangemeldet bei seiner Party aufgetaucht ist. Doch er will sich nicht mit Max treffen, sondern erreichen, daß Max ihn als Mitglied der Familie anerkennt. "Wenn Sie Paul überreden könnten, uns einen Blick in seine Familiendokumente zu gewähren... «
    »Nein«, sagte sie in scharfem Tonfall. »Wüßt' ich's doch, daß Sie sich wieder eine neue Methode ausgedacht haben, mich dazu zu bringen, Ihnen diese Unterlagen zu zeigen. Aber ich werde Pauls Vertrauen nicht mißbrauchen. Er ist in der Kindheit zu oft enttäuscht worden, als daß ich ihm das antun könnte.«
    Dann legte sie auf. Warum begriff die Frau nicht, daß ihr Vorzeigepatient ein Fall für die geschlossene Abteilung war? Oder zumindest mit einer starken Dosis Psychopharmaka ruhiggestellt werden mußte?
    Das brachte mich auf eine Idee. Ich suchte die Nummer von Posners Holocaust-Asset-Recovery-Komitee heraus. Als sich ein Mann meldete, hielt ich mir die Nase ein wenig zu, damit meine Stimme nasal klang.
    »Ich rufe im Auftrag der Casco-Apotheke in River Forest an«, sagte ich, »und würde gern mit Mr.
    Paul Radbuka sprechen.«
    »Er arbeitet nicht hier«, sagte der Mann.
    »Oje. Wir haben hier sein Rezept für Haldol, aber nicht seine Adresse. Er hat uns nur diese Telefonnummer gegeben. Sie wissen nicht zufällig, wo wir ihn erreichen können, oder? Ein Rezept für ein solches Mittel können wir nicht ohne Adresse einlösen.«
    »Nun, diese Adresse hier können Sie nicht verwenden, weil er nicht zu unserem Personal gehört.« »Gut, Sir, aber wenn Sie mir sagen würden, wie ich ihn erreichen kann? Diese Telefonnummer ist die einzige, die er uns gegeben hat.«
    Der Mann legte den Hörer mit lautem Scheppern weg. »Leon, hat dieser Radbuka ein Formular ausgefüllt, als er am Dienstag hier aufgetaucht ist? Hier rufen Leute für ihn an; ich hab' keine Lust, seinen Anrufbeantworter zu spielen.«
    Ich hörte, wie es noch eine Weile hin und her ging, hauptsächlich Klagen über Radbuka und warum Reb Joseph sie mit einem so schwierigen Menschen belastete. Und ich hörte wie Leon, der Posner und mich während unseres Gesprächs vor dem Krankenhaus begleitet hatte, die anderen rügte, weil sie Reb Josephs Urteilsvermögen in Frage stellten, bevor er selbst den Hörer ergriff. »Wer spricht da?«
    »Die Casco-Apotheke in River Forest. Wir haben hier ein Haldol-Rezept

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