Ihr wahrer Name
funktionierte und wie sie sie einsetzte - sparsam und nur, wenn ihre Patienten das Gefühl hatten, ihr vertrauen zu kön nen -, dann wandte er sich der kontroversen Diskussion zu, die das Buch höchstwahrscheinlich entfachen würde.
Er schenkte ihr ein einnehmendes Grinsen. »Von unserer Warte aus ist eine kontroverse Diskussion höchst wünschenswert, weil das Buch dann in der Presse wahrgenommen wird, und das ist unbezahlbar. Aber möglicherweise wollen Sie nicht, daß Sie selbst und Ihre Praxis auf solche Weise ins Licht der Öffentlichkeit rücken.«
Sie erwiderte sein Lächeln. »Ich würde die Publicity genau wie Sie begrüßen - wenn auch aus anderem Grund. Ich möchte, daß so viele Leute wie möglich begreifen, auf welche Weise wir Erinnerungen blockieren, wie wir sie wieder freilegen und uns selbst auf diese Art befreien können. Die Planted Memory Foundation hat Menschen, die unter Traumata leiden, sehr geschadet. Ich habe bisher nicht die Möglichkeit gehabt, die Wahrheit einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen. Dieses Buch würde mir sehr helfen.«
Ein silbernes Glöckchen, das mich an eine japanische Tempelglocke erinnerte, läutete auf ihrem Schreibtisch. »Leider müssen wir unser Gespräch jetzt beenden - ich erwarte einen Patienten und brauche Zeit, um die Sitzung vorzubereiten.«
Ich gab ihr meine Visitenkarte und sagte ihr noch einmal, daß ich mich so bald wie möglich mit Paul Radbuka unterhalten wolle. Sie gab mir ihre kühle, trockene Hand und drückte die meine leicht, um mich ihres guten Willens zu versichern. Don bot sie an, ihm dabei zu helfen, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn er wollte.
»Der größte Teil meiner Hypnosearbeit beschäftigt sich mit der Selbsterforschung, aber manchmal wende ich mich auch der Suchtbekämpfung zu.«
Don lachte. »Ich hoffe, daß wir etwa ein Jahr lang eng zusammenarbeiten werden. Falls ich zu dem Schluß kommen sollte, daß ich bereit bin, mit dem Rauchen aufzuhören, legen wir das Manuskript beiseite, und ich nehme auf Ihrer Couch hier Platz.«
11
Tempowechsel
Als wir auf dem Weg zum Aufzug an dem Schönheitschirurgen mit Spezialgebiet Fettabsaugen vorbeikamen, gratulierte Don sich dazu, wie gut alles gelaufen war. »Das wird ein tolles Projekt. Mit diesen Augen könnte sie mich zu fast allem überreden.«
»Tja, das hat sie offenbar schon getan«, sagte ich trocken. »Mir war's allerdings lieber gewesen, wenn du den Namen von Max nicht erwähnt hättest.«
»Mein Gott, Vic, es war der reine Zufall, daß sie den Namen sofort mit Max Loewenthal in Verbindung gebracht hat.« Er trat einen Schritt zurück, als sich die Aufzugtüren öffneten, um ein älteres Paar herauszulassen. »Dieses Buch wird meine Karriere retten. Ich wette, daß ich meinen Agenten dazu bringe, eine hohe sechsstellige Summe auszuhandeln, ganz zu schweigen von den Filmrechten. Ich sehe schon Dustin Hoffman, wie er sich als völlig gebrochener Radbuka an seine Vergangenheit erinnert.«
Lottys bittere Bemerkung über Geister, die sich an den Schatten der Vergangenheit schadlos hielten, fiel mir wieder ein. »Du hast gesagt, du willst Lotty Herschel beweisen, daß du kein Journalist bist, der den Leuten gleich das Mikro vor die Nase hält. Sehr überzeugend wird sie das nicht finden, wenn du dich gar nicht mehr einkriegst vor lauter Freude darüber, aus dem Elend ihrer Freunde einen kommerziellen Film zu machen.«
»Vic, nun übertreib mal nicht so schamlos«, sagte Don. »Gönnst du mir nicht meinen kleinen Triumph? Natürlich nehme ich Rücksicht auf Dr. Herschels Gefühle. Anfangs hatte ich Zweifel an Rhea, aber nach der Stunde war ich dann völlig von ihr überzeugt. Tut mir leid, wenn mir die Aufregung ein bißchen zu Kopf gestiegen ist.« »Mich hat sie auf dem falschen Fuß erwischt«, sagte ich.
»Bloß, weil sie dir nicht gleich die Privatnummer ihres Patienten gegeben hat. Die sie keinesfalls irgend jemandem geben sollte. Das weißt du ganz genau.«
»Ja, das weiß ich«, pflichtete ich ihm bei. »Wahrscheinlich stört's mich einfach, daß sie die Situation kontrollieren will:
Sie wird sich mit Max und Lotty und Carl treffen; sie wird entscheiden, was dann geschieht, aber sie wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, daß ich mich mit ihrem Patienten unterhalte. Findest du es nicht auch merkwürdig, daß er ihre Büro als seine Privatadresse angegeben hat, als wäre seine Identität völlig von ihr abhängig?«
»Du übertreibst, Vic, weil du selbst immer
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