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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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schienen im Takt mit der Musik auf und ab zu schwimmen. »Was meinst du wohl, was das alles kostet?« Don drückte nacheinander die Klinken der beiden anderen Türen. Hinter der einen verbarg sich eine Toilette, die andere war verschlossen. »Keine Ahnung - die Einrichtung war wahrscheinlich ganz schön teuer, doch alles in Schuß zu halten kostet bestimmt nicht so viel. Abgesehen natürlich von der Miete. Dich macht ja dein Nikotin wach, aber mich schläfern diese Fische ein.« Er grinste. »Du schläfst ein, Vic, und wenn du wieder aufwachst ...« »So funktioniert das nicht, auch wenn die Leute natürlich das im Kopf haben, was sie im Fernsehen sehen, und anfangs nervös sind.« Die verschlossene Tür hatte sich geöffnet, und Rhea Wiell trat zu uns ins Wartezimmer. »Sie sind von dem Verlag, nicht wahr?«
    Sie sah kleiner aus als im Fernsehen, aber ihr Gesicht wirkte genauso gelassen wie in der Sendung. Sie trug ganz ähnliche Kleidung wie dort, nämlich ein sanft fließendes Kleid, das an eine indische Mystikerin erinnerte.
    Don gab ihr völlig unbefangen die Hand und stellte uns vor. »Wenn wir beschließen sollten zusammenzuarbeiten, könnte Vic uns helfen, die Hintergrundinformationen zu recherchieren.« Rhea Wiell trat einen Schritt beiseite, um uns in ihr Büro zu lassen, dessen Einrichtung - ein Ruhesessel, eine Couch sowie ihr eigener Stuhl, alles in sanftem Grün gehalten - zu unserer Entspannung beitragen sollte. Ihre Diplome hingen hinter ihrem Schreibtisch: ihr Abschlußzeugnis von der Jane Addams School of Social Work, ein Zertifikat vom American Institute of Clinical Hypnosis sowie ihre Zulassung des Staates Illinois für die Sozialarbeit in der Psychiatrie.
    Ich setzte mich auf die Kante des Ruhesessels, während Don es sich auf der Couch bequem machte. Rhea Wiell nahm auf ihrem Schreibtischstuhl Platz, die Hände locker im Schoß verschränkt. Sie sah aus wie Jean Simmons in Elmer Gantry.
    »Bei der Sendung neulich abend auf Channel 13 war mir sofort klar, daß Sie und Paul Radbuka eine eindrucksvolle Geschichte zu erzählen haben«, sagte Don. »Sie haben vermutlich schon vor meinem Anruf mit dem Gedanken gespielt, sie in Buchform zu veröffentlichen, oder?« Rhea Wiell lächelte matt. »Natürlich. Wenn Sie die ganze Sendung gesehen haben, ist Ihnen bestimmt klar, daß meine Arbeit in gewissen Kreisen... falsch verstanden wird. Ein Buch, das die Auflösung von Traumablockaden rehabilitiert, wäre natürlich unendlich wertvoll. Und die Geschichte von Paul Radbuka ist ungewöhnlich und eindrucksvoll genug, um die Leute dazu zu bringen, sich ernsthaft mit diesem Problem auseinanderzusetzen.«
    Don beugte sich vor, die Hände unterm Kinn verschränkt. »Ich muß gestehen, daß ich erst vorgestern abend mit diesem Thema in Kontakt gekommen bin. Aber seitdem habe ich versucht, mich so gut wie möglich darüber zu informieren. Ich habe eine Einführung in die hypnotische Suggestion und einige Artikel über Sie gelesen. Allerdings möchte ich nicht behaupten, daß ich mich jetzt schon auskenne.« Sie nickte. »Die Hypnose ist nur ein Teil des gesamttherapeutischen Ansatzes, und zwar ein eher kontroverser, weil die Leute keine allzu große Ahnung davon haben. An was, wie und - das ist vielleicht am interessantesten - warum wir uns erinnern, all das ist nach wie vor so gut wie unbekannt. Die Forschung zu dem Thema erscheint mir interessant, aber ich bin keine Forscherin und habe auch nicht die Zeit, experimentellen Ergebnissen bis in die Tiefe nachzugehen.« »Würde sich Ihr Buch ausschließlich mit Paul Radbuka beschäftigen?« fragte ich. »Darüber denke ich seit Dons - Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie mit dem Vornamen anrede? - gestrigem Anruf nach. Ich glaube, ich sollte zusätzlich noch andere Fallbeispiele verwenden, um zu beweisen, daß meine Arbeit mit Paul keine Eintagsfliege ist, wie die Therapeuten von Planted Memory behaupten.«
    »Wie sollte Ihrer Ansicht nach die zentrale Frage des Buches aussehen?« Don klopfte gedankenverloren auf seine Jackentasche, holte aber einen Stift und nicht seine halbgerauchte Zigarette heraus.
    »Sie sollte sich mit dem Nachweis beschäftigen, daß unsere Erinnerung verläßlich ist, und den Unterschied zwischen gelenkter und echter Erinnerung aufzeigen. Ich bin gestern abend nach der Arbeit die Akten meiner Patienten durchgegangen und habe mehrere Fallgeschichten gefunden, die diesen Punkt eindrucksvoll illustrieren würden. Drei dieser Patienten

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