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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
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tun werde, änderte sie ihre Meinung. Sie heirateten am 6. September 1942.
    Es lassen sich nur Vermutungen darüber anstellen, wie die beiden in politischen und religiösen Fragen einander später beeinflussten. Als erwiesen gilt, dass Khin Kyi vor ihrer Begegnung mit Aung San eher dem Christentum zuneigte, der Religion ihres Vaters, sich jedoch nach der Eheschließung zur gläubigen Buddhistin bekehren ließ. Äußerlich betrachtet klingt dies nach einer rein strategischen Entscheidung. In einem so tief im Buddhismus verankerten Land wie Burma wäre es Aung San wohl sehr schwergefallen, mit einer Christin an seiner Seite Karriere zu machen. Nach Aussage ihrer Freunde und ihrer Familie handelte es sich jedoch um eine ernsthafte und durchdachte Entscheidung, und ihr Glaube wurde mit zunehmendem Alter nur umso stärker. Niemals jedoch verlor sie ihren toleranten Blick auf andere Kulturen und Religionen. Wie Wintle hervorhebt, kann ebendiese Haltung dazu beigetragen haben, dass Aung San nach dem Krieg großes Verständnis für die ethnischen Minderheiten Burmas zeigte und den Respekt der burmanischen Mehrheit einforderte.
    Im Laufe der folgenden Jahre bekamen Aung San und Khin Kyi in kurzen Abständen vier Kinder. Fast genau neun Monate nach der Hochzeit wurde der älteste Sohn Aung San Oo geboren. Ein knappes Jahr später kam dessen jüngerer Bruder Aung San Lin zur Welt, und am 19. Juni 1945 wurde die erste Tochter des Paares, Aung San Suu Kyi, geboren. 1946 bekam das Paar eine weitere Tochter, die jedoch unmittelbar nach der Entbindung starb.
    Aung San Suu Kyis Name ist eine Kombination der Namen älterer Familienmitglieder. Aung San kommt vom Vater, Suu von der Großmutter väterlicherseits und Kyi von der Mutter. In dieser Hinsicht folgten ihre Eltern nicht der burmesischen Tradition. Die Burmesen haben keine Familiennamen, so wie sie im Westen vorkommen. Eine Frau, die heiratet, nimmt nicht den Namen ihres Mannes an, ebenso wenig erhalten Kinder den Namen ihrer Eltern. Heißt jemand z. B. Win Naing, so sind dies beides seine individuellen Vornamen.
    Stattdessen beruht der Name der meisten Burmesen auf dem Wochentag, an dem sie geboren wurden. Aung San Suu Kyi wurde an einem Dienstag geboren, für den Namen wie Cid, Nyi, San und Zaw typisch sind. Daraus resultiert, dass die Anzahl der Namen in Burma relativ begrenzt ist; sehr viele Menschen haben denselben Namen. Um nun zwischen den Einzelindividuen zu unterscheiden, wird dem Namen häufig der Geburtsort hinzugefügt. Der ehemalige UN-Generalsekretär U Thant war in Burma beispielsweise als Pantanaw U Thant bekannt, da er in der Stadt Pantanaw geboren wurde.
    Mitunter kann die Namensgleichheit auch von Vorteil sein. Vor einigen Jahren begegnete ich einem Menschenrechtsaktivisten, der regelmäßig illegal eingewanderte und in Bangkok inhaftierte Burmesen besuchte. Um Zutritt in das Gefängnis zu erhalten, musste er jedes Mal den Namen der Person angeben, die er besuchen wollte. Das Problem dabei war, dass er nie mit Sicherheit wusste, wer genau an dem jeweiligen Tag im Gefängnis saß. »Ich sage immer, dass ich Maung Maung besuchen möchte«, erklärte er lachend, »und immer werde ich eingelassen.«
    Das Namenswirrwarr wird sogar noch undurchdringlicher, wenn man die Titel berücksichtigt, die die Burmesen den Namen oft voranstellen. Ein älterer, respektierter Mann trägt immer den Titel U, was so viel bedeutet wie »Herr« oder »Onkel«. Demnach hieße z. B. U Nu eigentlich nur Nu. Das weibliche Äquivalent zu U lautet Daw. Wenn die Menschen also Daw Aung San Suu Kyi sagen, erweisen sie ihr hierdurch besonderen Respekt.
    Darüber hinaus benutzen viele Autoren und Polit-Aktivisten einen Decknamen oder ein Pseudonym. Dieser Usus entwickelte sich zunächst während der Kolonialzeit und diente dazu, die Sicherheitspolizei zu verwirren, ist aber auch unter der Herrschaft der Junta noch immer verbreitet. Als Beispiel sei hier der Studentenführer Min Ko Naing erwähnt, der eigentlich Paw Oo Tun heißt, seinen Namen jedoch infolge der Studentenproteste änderte. Min Ko Naing bedeutet »Königsmörder« und war von Anbeginn eine Sammelbezeichnung für eine Gruppe von Studenten, die aus Protest gegen die Militärregierung politische Texte druckte. Nachdem Paw Oo Tun als Anführer der gesamten Studentenproteste hervorgetreten war, wurde er mit diesem Namen verknüpft. (Als zusätzliches Kuriosum sei erwähnt, dass der Schriftsteller Eric Blair, der in seiner Jugend als

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