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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
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ihnen Einfluss in dieser ungewissen politischen Nachkriegslandschaft.
    Parallel dazu war die AFPFL schon auf dem Weg des Zerfalls. Die gesamte nationalistische Bewegung wurde von internen Streitigkeiten zerrissen. Im Frühjahr 1946 unternahm Tun Ok, einer der eher rechtsorientierten Nationalisten, den Versuch, Aung San aus dem Weg zu räumen, indem er ihn des Mordes beschuldigte. Tun Ok behauptete, gesehen zu haben, dass Aung San während der Invasion 1942 einen Mann hingerichtet hätte.
    Damit hatte Dorman-Smith die Chance erhalten, sich des jungen Anführers zu entledigen. Dennoch zögerte er. Der britische Militärkommandant Hubert Rance wies darauf hin, dass ein Vorgehen gegen Aung San zu einem Bürgerkrieg führen würde. Dorman-Smith befahl Aung San zu sich, der die Vorwürfe unumwunden bestätigte. Als die BIA die Dschungelgebiete im Süden durchquert hatte, war Aung San nahe der Stadt Moulmein in ein Dorf gekommen. Einige Tage später hatten die Bewohner ihr eigenes Dorfoberhaupt, einen Inder, festgenommen, der mit den Briten zusammengearbeitet hatte. Aung San beschloss, ein Exempel zu statuieren und verurteilte den Mann in einem Kurzverfahren zum Tode. Daraufhin sollte Aung San vor der versammelten Dorfgemeinschaft das Urteil vollstrecken. Er hieb mit einem Schwert auf ihn ein, doch der Mann überlebte, und Aung San befahl einem seiner Männer, den Verurteilten mit einem Kopfschuss zu töten. Ein bizarres Ereignis, das einen dunklen Schatten auf Aung Sans Andenken wirft. Gegenüber Dorman-Smith betonte er selbstbewusst, dass die Hinrichtung im Kriegszustand erfolgt sei und er nur seine Pflicht als Soldat und Befehlshaber ausgeführt habe.
    Dorman-Smith entschied sich schließlich, die Anklage fallen zu lassen, agierte aber weiterhin gegen Aung San und die PVO. Seine Politik wurde weder von den Politikern in London noch von Lord Mountbatten, dem Chef des britischen Oberkommandos in Indien, geschätzt. Mountbatten war indes von Aung Sans Ruhe und Integrität beeindruckt und sah in ihm eine vereinende Kraft in einem Burma, das sich bereits am Rande des totalen Chaos befand.
    Einige Monate später konnte Aung San einen bedeutenden Sieg verbuchen, als nämlich die britische Regierung entschied, Dorman-Smith aus Burma abzuberufen. Sein Nachfolger Hubert Rance löste als Erstes den politischen Rat auf, der als burmesische Interimsregierung unter britischer Kontrolle arbeitete. In einem neuen Rat ließ er die Mehrheit der Sitze der AFPFL zukommen. Zwar wurde dies nie offen ausgesprochen, aber bald stand ebenfalls fest, dass das Weißbuch ausgedient hatte. Aung San wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden des Rates ernannt, er war einzig Rance unterstellt. Außerdem erhielt er die Verantwortung für Schlüsselthemen wie Verteidigungs- und Außenpolitik. Somit war klar, dass die älteren Nationalisten wie U Saw und Ba Maw ihren Einfluss auf den Prozess der Souveränität des Landes verloren hatten.
    Aung Sans Aufstieg hatte gleichwohl zur Folge, dass die AFPFL in zwei Teile zerfiel. Die Kommunisten hatten auf eine umwälzende Revolution gehofft. Sie hatten Pläne für große Streiks geschmiedet und wollten die unsichere Situation nach dem Krieg dazu nutzen, einen sozialistischen Staat mit engen Verbindungen zur Sowjetunion zu etablieren. Für sie war es undenkbar, sich an einer Übergangsregierung zu beteiligen, in der die Briten noch immer das letzte Wort hatten. Thakin Soe war bereits im Frühjahr abgesprungen und hatte Zuflucht im Irrawaddy-Delta gesucht. Dort hatte er eine kleinere Guerillaarmee (Red Flag Communists) um sich versammelt und plante einen bewaffneten Aufstand gegen die Zentralregierung. Nun sagten sich auch Than Tun und Thein Pe von der AFPFL los und gründeten eine eigene kommunistische Guerilla (White Flag Communists).
    Diese Abspaltung war ein schwerer Rückschlag für die Einheit der Nationalisten, bedeutete aber auch, dass Aung San nichts mehr vortäuschen musste. Seine politische Rhetorik milderte sich ab, und er ähnelte eher einem pragmatischen Sozialdemokraten als einem von Leidenschaft getriebenem Kommunisten. Fraglich bleibt, ob sein verändertes Profil auf den persönlichen Aufstieg oder eine tatsächliche Überzeugung zurückzuführen ist. Wenn die jungen Nationalisten jedoch verantwortungsvolle Staatsmänner werden wollten, so mussten sie mehr Pragmatismus an den Tag legen.
    Im Januar 1947 reiste eine von Aung San angeführte Delegation nach London, um sich mit Premierminister Attlee

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