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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
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Südafrika kaufte«, schrieb Suu Kyi über die betreffende Zeit. Als Anführerin der Demokratiebewegung hat sie Südafrika oft als Beispiel erwähnt, um darauf hinzuweisen, wie Wirtschaft und Politik zusammenhängen und dass Sanktionen unter gewissen Umständen ein Rezept für politische Veränderungen sein können.
    Die Tatsache, dass sich Suu Kyi nicht offen politisch äußerte, lässt sich sicher durch die Position ihrer Mutter erklären, sowohl zur Zeit ihrer Botschaftertätigkeit als auch nach ihrer Rückkehr nach Burma. Khin Kyi hätte große Probleme bekommen können, wenn sich herausgestellt hätte, dass sich ihre Tochter zusammen mit jungen britischen Radikalen für Menschenrechtsfragen einsetzte. »Ich glaube nicht, dass sie sich jemals irgendwelche Diskussionen anhörte oder an irgendeiner Form von politischer Aktivität beteiligt war«, sagt Pasternak Slater. »Allerdings wusste sie immer genau, was in der Gesellschaft vor sich ging, und wir sprachen oft über ihren Hintergrund in Burma und die dortigen Kulturen und Traditionen. Häufig ärgerte sie sich über ihren älteren Bruder. Ihrer Ansicht nach hielt er sich nicht an die Familientraditionen.«
    In den Sommerferien reiste Aung San Suu Kyi meist zu ihrer Mutter nach Indien, doch in einem Sommer flog sie nach Algerien, um Ma Than É zu besuchen. Die Freundin aus New Yorker Zeiten hatte gerade ihren Posten in Neu-Delhi aufgegeben, um die UN-Pressestelle in der algerischen Hauptstadt Algier aufzubauen.
    Diese Reise verschaffte Suu Kyi die Möglichkeit, ein wenig von dem »Abenteuer« nachzuempfinden, über das ihre Mittelklassefreunde aus Oxford nach den Sommerferien so oft berichteten.
    Algerien hatte sich gerade von der französischen Kolonialherrschaft losgerissen und erholte sich langsam von acht Jahren Bürgerkrieg – eine Situation, die der Burmas nach dem Zweiten Weltkrieg ähnelte. Die Städte waren heruntergekommen und zerstört, und es gab nur wenige Hotels, die Gäste aufnehmen konnten. Einige Wochen bevor Suu Kyi nach Algerien kam, war Algeriens Äquivalent zu Aung San, Ahmed Ben Bella, von seinem ehemaligen Kollegen, dem eher moderaten Houari Boumedienne gestürzt worden.
    Suu Kyi wurde zu zahlreichen sozialen Zusammenkünften und Partys eingeladen, ging aber meistens in den Straßen spazieren, wo sie ganz gewöhnlichen Algeriern begegnen konnte. Nach einigen Tagen lernte sie einen Mann kennen, der eine Hilfsorganisation für Frauen betrieb, deren Männer im Befreiungskrieg gefallen waren. Er erklärte, dass er ein Wohnprojekt für diese Frauen aufbauen wolle und Freiwillige brauche, die ihn unterstützen könnten. Danach arbeitete und wohnte Suu Kyi einige Wochen auf dieser Baustelle und lernte Jugendliche aus ganz Europa und Nordafrika kennen. Es gab Russen, Briten, Libanesen, Niederländer, Deutsche und Algerier, die alle als Freiwillige arbeiteten. Aung San Suu Kyi machte die Bekanntschaft zahlreicher Algerier und wurde sogar zu einer Hochzeit in die kabylischen Berge eingeladen. Sie besuchte die Sahara und machte einen kurzen Abstecher nach Marokko und an den Golf von Gibraltar. Danach kehrte sie nach Oxford zurück.
    Kurz vor ihrem Examen wurde Suu Kyi eingeladen, Ne Win zu besuchen. Der burmesische Diktator hatte Millionen von Burmesen die Pässe entzogen und alles getan, um die Grenzen zu schließen, reiste jedoch selbst jedes Jahr nach Europa. Gern flog er nach Österreich, wo er sich in einem Hotel einquartierte und Ärzte aufsuchte, oder nach Wimbledon, wo er für sich und seine aus Frauen und Offizieren bestehende Reisegesellschaft eine große Villa mietete. Als Suu Kyi zu ihm eingeladen wurde, hatte ihre Mutter gerade ihren Posten als Botschafterin aufgegeben und alle öffentlichen Aufgaben abgelehnt. Suu Kyi hatte demnach also keine Probleme, sich von dem Regime in ihrem Heimatland zu distanzieren. Sie lehnte die Einladung ab und gab mangelnde Zeit als Entschuldigung an; sie sei gerade dabei, sich auf die Abschlussprüfung vorzubereiten.
    Während der Semester war Suu Kyi im St. Hugh’s College untergebracht, doch an den Wochenenden fuhr sie die kurze Strecke mit dem Zug nach London und wohnte bei Sir Paul Gore-Booth und seiner Frau Patricia in deren Haus im Stadtteil Chelsea. Die Gore-Booths hatten Suu Kyis Familie kennengelernt, als Paul zwischen 1953 und 1956 als britischer Botschafter in Rangun stationiert war. Nach seiner Tätigkeit in Burma wurde er als Hochkommissar an die britische Botschaft in Indien versetzt,

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