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Ilium

Titel: Ilium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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gehalten. Im Infrarotbereich strahlt der Achäer Hitze und Wut aus; er ähnelt einem Krieger aus pulsierender Lava.
    »Bring sie zu ihrer Mutter«, befiehlt Ares und legt die wusstlose Aphrodite auf den Boden des Streitwagens. Iris steigt init dem Energiefahrzeug zum Himmel empor und verschwindet per Phasenverschiebung.
    »Erstaunlich«, sagt Nightenhelser.
    »Scheiße! Geil! Echt geil!«, erwidere ich. Zum ersten Mal in den über neun Jahren, die ich nun hier bin, habe ich einen erfolgreichen Angriff eines Griechen oder Trojaners auf einen Gott gesehen. Ich drehe mich um und sehe, dass Nightenhelser mich schockiert anstarrt. Ich vergesse manchmal, dass der Scholiker aus einer früheren Dekade stammt. »Fantastisch«, verbessere ich mich.
    Ich würde Aphrodite gern auf den Olymp folgen und sehen, was sich zwischen ihr und Zeus abspielt. Homer hat natürlich darüber geschrieben, aber die bisherigen Diskrepanzen zwischen dem Gedicht und den realen Ereignissen hier und heute reichen, um mein Interesse zu wecken.
    Ich rücke ein wenig von Nightenhelser ab, der das Geschehen so hingerissen verfolgt, dass er nichts davon bemerkt. Doch als ich gerade den Hades-Helm aufsetzen und die Steuerung des persönlichen QT-Medaillons betätigen will, passiert etwas auf dem Schlachtfeld.
    Diomedes stößt einen Kriegsschrei aus, der fast so laut ist wie Aphrodites noch nachhallender Schmerzensschrei, und greift erneut Äneas und Apollo an. Diesmal gelingt es dem aufgerüsteten Achäer, mit seinem nanogestärkten Körper und phasenverschobenen Schwert die äußeren Schichten von Apollos Energieschild zu durchdringen.
    Der Gott steht reglos da, während Diomedes sich wie jemand, der unsichtbaren Schnee schaufelt, durch das schimmernde Kraftfeld hackt und schneidet.
    Dann ertönt Apollos Stimme, so laut, dass sie noch in drei, vier Kilometer Entfernung zu hören sein muss. »Hüte dich, Tydeussohn, und weiche und denk nicht daran, gleich den Göttern zu sein. Denn niemals sind gleichen Geschlechts die unsterblichen Götter und Menschen.« Apollo wächst von seiner ohnehin schon imposanten Statur zu einem über sechs Meter großen Riesen.
    Diomedes hält inne und weicht zurück – ob aus einer Aufwallung von Furcht heraus oder aus schierer Erschöpfung, ist nicht zu erkennen.
    Apollo bückt sich und trübt die Kraftfelder um sich her und um den am Boden liegenden Äneas. Als der schwarze Nebel sich eine Minute später lichtet, ist der Gott fort, aber Äneas liegt immer noch dort, verwundet, blutend und mit zerschmetterter Hüfte. Die trojanischen Kämpfer eilen herbei und bilden einen Kreis um ihren gestürzten und verlassenen Anführer, bevor Diomedes ihn abschlachten kann.
    Aber es ist nicht Äneas, der dort liegt. Ich weiß, dass Apollo ein belastungsfähiges Hologramm zurückgelassen und den echten verwundeten Prinzen auf die Höhen von Pergamos getragen hat, Iliums Burg, wo die Göttinnen Leto und Artemis, Ares’ Schwester, Äneas mit ihrer nanotechnischen Göttermedizin das Leben retten und seine Wunden binnen Minuten heilen werden.
    Ich bin drauf und dran, zum Olymp zu verschwinden, als Apollo auf einmal zum Schlachtfeld zurückqtet, geschützt vor den Blicken der Sterblichen. Ares, der immer noch Trojaner hinter seinen Schutzschild zusammenruft, blickt auf, als der andere Gott eintrifft.
    »Menschentilgender Ares, du Mauerzerstörer, willst du zulassen, dass dieses Stück Hundescheiße dich dermaßen beleidigt?« Unsichtbar für die Achäer zeigt Apollo auf den keuchenden Diomedes, der sich langsam wieder erholt.
    »Mich beleidigt? Wodurch hat er mich denn beleidigt?«
    »Du Idiot«, donnert Apollo auf Ultraschallfrequenzen, die nur die Götter, die Scholiker und die Hunde in Troja hören können, die als Reaktion darauf ein Furcht einflößendes Geheul anstimmen. »Dieser … dieser Sterbliche … hat soeben die Göttin der Liebe angegriffen, deine Schwester, und ihr die Sehnen ihres unsterblichen Handgelenks durchtrennt. Diomedes hat sogar mich attackiert, einen der mächtigsten Götter. Athene hat ihn in einen Übermenschen verwandelt, um Ares, den blutbefleckten Kriegsgott, zum Gespött zu machen!«
    Ares’ Kopf fährt zu dem keuchenden Diomedes herum, der dem Gott keine Beachtung mehr geschenkt hat, seit sein Versuch, die Kraftfelder mit dem Schwert zu durchdringen, fehlgeschlagen ist.
    »Er macht sich über mich lustig?«, schreit Ares so laut, dass es jeder von hier bis zum Olymp hören kann. Im Lauf der Jahre ist mir

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