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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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Buch vernichtet, wird es einen Neuanfang geben, den Beginn einer Welt, die für die Menschen unverständlich ist und in der alles Menschliche ausgeschlossen wäre.«
    »Aber das ist nie geschehen«, sagte Jana mit gedämpfter Stimme. »Wie kann es dann sein, dass das im Buch steht?«
    »Das habe ich doch eben gesagt: Das Buch enthält alles. Alles, was existiert und nicht existiert, in der Realität und in der Fantasie, Mögliches und Unmögliches.«
    Die rätselhafte Schrift an der Wand wurde immer schwärzer. Sie war reine Dunkelheit, ein Schatten, der alle übrigen Schatten schlucken konnte.
    In diesem Moment bemerkte Jana etwas, das sich im Halbdunkel zwischen den Säulen seitlich vom Altar bewegte. Ein blauer Schimmer, der Umriss eines Arms, der in einen reich bestickten Ärmel gekleidet war.
    »Wer ist das?«, fragte sie erschrocken.
    Argo fragte nicht, wen sie meinte. Und er folgte auch nicht der Richtung ihres Blickes.
    »Dajedi«, antwortete er sofort. »Ein mächtiger Kurilen-Magier, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Venedig gelebt hat. Komm, von hier siehst du ihn besser.«
    Argo machte lautlos ein paar Schritte nach rechts. Seine Füße schienen den Sand kaum zu berühren. Jana beobachtete die schwarzen Federn seiner Flügel, die vom Wind zerzaust wurden. Halfen sie ihm dabei, sich fortzubewegen, als würde er schweben?
    Von dort, wo sie sich jetzt befanden, konnte Jana den jungen Kurilen-Magier, der die Szene hinter einer Säule versteckt beobachtete, genau erkennen. Er war ein gut aussehender Mann mit dunklem Teint und leichter Adlernase, der ein schwarzes Samtbarett auf dem langen kastanienbraunen Haar trug. Es sah aus, als wolle er sich nicht das kleinste Detail von dem, was sich am Altar abspielte, entgehen lassen.
    »Was macht er?«, fragte Jana.
    »Er prägt sich das Buch ein. Er hat die Geheimtechniken der Kurilen benutzt, um herzukommen. Du weißt ja, das, was sie ›auf dem Wind der Zukunft reiten‹ nennen. Er ist der Autor der einzigen Kopie, die es von dem Buch gibt und zu der wir heute noch Zugang haben.«
    »Die, von der du behauptest, du wüsstest, wo sie ist. Die, die ich finden soll.«
    Der Wächter nickte mit glänzenden Augen. Sein vorzeitig gealtertes Gesicht schien auf einmal von einem seltsamen Leuchten belebt.
    Jana hielt seinem Blick stand. »Das hier ist keine richtige Vision, stimmt’s?«, fragte sie schließlich mit abfällig verzogenem Mund. »Es ist eher – wie soll ich sagen? – eine Art Inszenierung.«
    Argo nickte, offenbar erfreut. »Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn du es nicht gemerkt hättest. Eine Agmar-Prinzessin ist nicht so leicht zu täuschen. Das war eigentlich auch gar nicht meine Absicht.«
    Jana sah ihn fragend an. »Sondern?«
    Argos Miene war ernst. »Dich zu überzeugen, dass alles, was ich dir erzählt habe, wahr ist. Das Buch gibt es wirklich und es ist so mächtig, dass das Spiegelbild seiner Kopie ausreicht, um einen Menschen wieder lebendig zu machen. Du hast es selbst gesehen. Und jetzt kennst du seine Geschichte. Alles, was du gerade beobachtet hast, hat sich wirklich so zugetragen.«
    Jana sah zu Arawn hinüber, der gekrümmt vor dem Altar stand, niedergeschlagen, am Boden zerstört. Sie begriff, dass Argo die Wahrheit sagte. Das Buch existierte und ein Kurilen-Magier hatte eine Kopie angefertigt. Die dunklen Zeichen an der Wand waren nichts, was ein Wächter sich hätte ausdenken können.
    »Seit wann weißt du das?«, fragte sie.
    Argo sah sie immer noch an, aber plötzlich wurden seine Augen trübe, als wären sie gerade in einem Meer von Erinnerungen versunken. »Von Anfang an«, antwortete er mit rauer Stimme. »Arawn hat es uns selbst erzählt. Alles, außer der Sache mit Dajedi. Das haben wir später herausgefunden.«
    »Nieve und die anderen Wächter wissen es also auch?«
    Argo tauchte abrupt aus seinen Gedanken auf. »Nieve? Selbstverständlich. Du kannst sie danach fragen, wenn du willst. Alle wissen es. Aber ich an deiner Stelle würde das Thema lieber nicht ansprechen. Sie würde sehr wütend werden, wenn sie wüsste, was wir gerade tun.«
    »Was du gerade tust, meinst du wohl«, stellte Jana klar. »Ich habe noch gar nichts getan. Und ich bin gar nicht sicher, ob ich überhaupt etwas tun will.«
    »Aber den Teil, der jetzt kommt, kennen sie nicht«, sagte Argo, ohne auf Janas argwöhnische Bemerkung einzugehen. »Das ist später passiert, viel später. Genauer gesagt, erst vor Kurzem, nachdem dein Freund Alex in der heiligen

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