Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
Vom Netzwerk:
Höhle alle meine Pläne durchkreuzt hat.«
    »Am Tag, als Erik gestorben ist.«
    Argos Blick war scharf wie eine Rasierklinge. »Ja, genau an dem Tag. Sieh mal.«
    Jana blickte wieder zum Tempel. Alles schien unverändert, außer einem Detail: Jetzt war eine neue Figur hinzugekommen – Argo, der junge, stolze Argo von früher. Seine unversehrten Flügel glitzerten und spiegelten das goldene Sonnenlicht in ihren Hunderten von offenen, lebendigen Augen. Ganz anders als Dajedi versuchte er, sich nicht zu verstecken, sondern ging mit sicheren, energischen Schritten auf den Altar zu. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis Arawn ihn bemerken würde.
    »Vielleicht hast du gehört, dass ich nach der Katastrophe in der heiligen Höhle eine Zeit lang verschwunden bin. Ich war hier. Damals waren meine Visionen sehr mächtig. Nach ein paar vergeblichen Anläufen habe ich es geschafft, hierher zu gelangen. Ich wusste, dass ich Arawn dabei antreffen würde, wie er das Buch liest. Ich musste nur einen unbedeutenden Abschnitt nachlesen, die Erklärung, wie ich die Unsterblichkeit zurückbekommen konnte.«
    Jana sah ihn neugierig an. »Ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass Arawn vielleicht versuchen könnte, dich daran zu hindern?«
    Argo schüttelte den Kopf. »Ich dachte nicht, dass er das überhaupt kann. Arawn war schon seit über tausend Jahren tot. Er war nur ein Geist, eine Vision. Aber ich habe mich geirrt. Ich habe die Macht des Buchs unterschätzt, in dem alles geschrieben steht, auch mein Sturz. Als mir das klar wurde, war es aber schon zu spät.«
    Jana verfolgte aus der Ferne, wie Argo selbstbewusst weiter auf Arawn zuging und wie Arawn herumschnellte, seinem ehemaligen Freund entsetzt ins Gesicht und auf seine wunderschönen weißen Flügel voller goldener Augen starrte. Einen Moment lang war an der Wand Argos imposanter Schatten zu sehen, seine ausgebreiteten Engelsflügel. Doch dann ein Wanken. Die Flügel, die von einem Feuersturm erfasst wurden, zuerst in dem Abbild an der Wand und gleich darauf auf der Freifläche vor dem Altar. Plötzlich schossen überall hohe Stichflammen auf, leckten an den Säulen, überzogen die Wand, peitschten mit ihrem erstickend heißen Atem die nahen Palmen. Der Brand schien von der Krone aus weißem Feuer herzurühren.
    Alles ging blitzschnell. Innerhalb von Sekunden stand Argo in Flammen.
    Sie sahen, wie er sich auf dem Boden wälzte und heulte wie ein verletztes Tier. Die Erde begann, heftig zu beben, wurde von einer übermächtigen Kraft aus der Tiefe geschüttelt. Die Marmortreppe bekam einen Riss, der sich bis zur Freifläche fortsetzte.
    Jana schrie, als sie Argo hineinfallen sah; sein Heulen wurde immer leiser, je tiefer er fiel, bis der Abgrund ihn ganz und gar verschlungen hatte.
    »Wie du siehst, habe ich nicht gelogen«, sagte der alte Mann und breitete seine verkrüppelten Flügel aus. »Jetzt weißt du, was mir zugestoßen ist.«
    Unendlich müde schloss Jana die Augen und ließ sich vom langsamen, gleichmäßigen Rauschen des Flusses einlullen.

Kapitel 11
    E in angenehmes Kitzeln an der Wange weckte sie auf. Einige Sekunden lang widerstand sie dem Impuls, die Augen aufzumachen. Die Bilder der Vision, die Argo in ihr ausgelöst hatte, standen noch in aller Deutlichkeit vor ihr. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wie sie eingeschlafen war.
    »Wach auf, du Schlafmütze«, flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr, die sie gut kannte.
    »Alex!«
    Verblüfft setzte Jana sich auf. Alex lag neben ihr auf dem Bett und beobachtete sie amüsiert, die Wange auf dem Kopfkissen. Durchs Fenster fiel ein helles Rechteck auf den Teppich und brachte das schöne Muster mit Blumen und Vögeln zum Leuchten.
    »Wie spät ist es?« Jana richtete den Blick auf Alex’ Armbanduhr. »Gestern Abend bin ich wohl ziemlich spät eingeschlafen.«
    »Halb neun. Noch früh.« Alex setzte sich ebenfalls auf. Er fasste in Janas Haar und versuchte, sie an sich zu ziehen, aber sie wehrte ab.
    Überrascht zog Alex die Hand zurück. »Freust du dich denn nicht, mich zu sehen? Ich habe dich vermisst!«
    Janas Kiefermuskeln spannten sich an. »Ach ja?«, fragte sie mit einem Lächeln, das nicht gerade freundlich war. »Du hast mich vermisst? Davon war aber nicht viel zu merken. Wie oft hast du mich denn angerufen, seit ich losgefahren bin?«
    Sofort wurde Alex’ Miene schroff und herausfordernd. »Ich konnte dich nicht anrufen. Ich war unterwegs und es ist so viel passiert …«
    »Denkst du wirklich,

Weitere Kostenlose Bücher