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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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wollte herausbekommen, was dahintersteckt. Aber ich dachte, es wäre gefährlich; und ich war sicher, du würdest unbedingt mitkommen wollen, wenn ich dir davon erzähle.«
    »Ach, wie rücksichtsvoll von dir«, unterbrach Jana ihn bissig. »Als hätte ich dir nicht schon ziemlich oft bewiesen, dass ich selbst auf mich aufpassen kann.«
    »Ich mache mir Gedanken um dich; ich weiß nicht, warum dich das so wundert.«
    Sie gingen mehrere Minuten stumm weiter, auf die schwankenden Lichter der wenigen Gondeln konzentriert, die noch auf den Kanälen unterwegs waren. Irgendwann erreichten sie einen kleinen hübschen Platz. Im Erdgeschoss eines der Häuser befand sich ein gemütlich wirkendes, hell erleuchtetes Restaurant. Spontan wollte Jana Alex vorschlagen, dort etwas zu essen, überlegte es sich aber gleich wieder anders. Keiner von beiden war in der Stimmung für ein romantisches Dinner. Und der Streit hatte ihr den Appetit verdorben.
    Sie gingen an diesem warmen Schlupfwinkel vorbei und bogen in eine dunkle, menschenleere Straße ein. Janas Absätze verursachten bei jedem Schritt auf dem Pflaster ein metallisches Klappern. Alex’ Sportschuhe hingegen machten so gut wie kein Geräusch.
    »Willst du mir nicht erzählen, was passiert ist?«, fragte sie schließlich. »Wie hast du von Armand erfahren?«
    Ihre Blicke kreuzten sich in dem Moment, als sie an einem offenen, hell erleuchteten Portal vorbeikamen.
    »Angefangen hat es mit seltsamen Träumen, noch vor den Ferien. Es war immer die gleiche Szene, jede Nacht, und ich bin jedes Mal schweißgebadet aufgewacht. Es ging immer um das Buch der Schöpfung.«
    »Ich hatte auch Träume oder vielmehr Visionen, aber erst nachdem Argo mir zum ersten Mal von dem Buch erzählt hat. Was hast du genau geträumt?«
    »Tja … Das ist schwer zu beschreiben. Hinter mir, in meinem Rücken, war ein unglaublich helles und heißes Licht; woher es kam, war unklar. Durch das Licht warf mein Körper einen Schatten, der extrem lang war und sich in der Ferne verlor. In diesem Schatten war das Buch verborgen. Ich habe gespürt, dass es da war, ich habe gespürt, dass es mich ruft, aber ich konnte es einfach nicht sehen, sosehr ich mich auch angestrengt habe. Es war, als hätte mein Schatten es verschluckt.«
    Eine Barkasse bog in den Kanal ein, an dem sie entlanggingen, und fuhr mit so viel Motorlärm an ihnen vorbei, dass das Plätschern des Wassers kaum noch zu hören war. Für einen Moment wurde Alex’ Gesicht in gelbliches Licht getaucht.
    »Woher wusstest du, dass es das Buch der Schöpfung war?«, fragte Jana.
    Alex überlegte einen Moment. »Aus dem Traum, glaube ich. Irgendwie war mir klar, dass in dem Schatten ein Buch war, dass es mächtig und gefährlich war und dass es ›Das Buch der Schöpfung‹ hieß.«
    »Wusstest du, dass es von den Kurilen stammt?«
    »Nein. Das habe ich später erfahren, als ich der Sache nachgegangen bin.«
    Jana suchte in der Dunkelheit seinen Blick, fand ihn aber nicht. Alex starrte ans andere Ende des Kanals, auf das sie schnellen Schritts zugingen.
    »Wie bist du auf Armand gekommen?«, fragte sie. »Ich nehme an, Argo hat dir von dem Buch erzählt, als du bei den Wächtern gelebt hast.«
    »Da irrst du dich; keiner von ihnen hat es je erwähnt. Ich musste alles selbst herausfinden. Und das war gar nicht so einfach.«
    »Das glaube ich dir sofort. Ich habe meinen Bruder gefragt und er hatte noch nie davon gehört. Und wenn David es nicht kennt, dann können nur ganz wenige Leute davon wissen. Wer hat dich auf die Spur gebracht?«
    Es kam ihr so vor, als husche ein kleines Lächeln über Alex’ Gesicht.
    »Es klingt bestimmt verrückt, aber es war in der Schulbücherei. Ich war noch nie in der Abteilung ›frühe Schenkungen‹ gewesen, aber dort gibt es wahre Schätze.«
    Jana nickte nachdenklich. Los Olmos, ihre Schule, war gut hundert Jahre lang eine Hochburg der Medu gewesen. Kein Wunder, dass es in der Bücherei Werke gab, in denen es um die Geschichte der Klane ging. Vor zwei Monaten hatten die beiden Medu in der Schulleitung, beide aus dem Albo-Klan, beschlossen, alle Medu-Sammlungen in die allgemein zugängliche Bücherei einzustellen, mit der Begründung, die Zeit der Geheimniskrämerei sei vorbei.
    »Vielleicht ruft das Buch ja nach uns«, spekulierte Jana. »Bis jetzt war ich mir nie ganz sicher, schließlich kann es gut sein, dass Argo meine Visionen gesteuert hat, um mich zu manipulieren. Aber deine Visionen hatten nichts mit Argo zu tun

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