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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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dargestellt. Nun trug er einen Bart und studierte unter dem aufmerksamen Blick von Eo und dessen Gattin eine Sternkarte.
    »Königin Mara hatte ebenfalls großes Vertrauen zum Berater ihres Ehemannes. Vielleicht zu großes«, erklärte Armand. »Achtet auf das nächste Bild: Mara, ihr Bruder Arkan und Dajedi sind in einer Krypta zusammengekommen. Es war für niemanden ein Geheimnis, dass Arkan seinen Schwager hasste und die Königin schon seit Jahren zu überreden versuchte, ihn zu unterstützen. Dajedi schloss sich der Verschwörung an. Er wusste allerdings nicht, dass Arkan ein doppeltes Spiel spielte und ihn im letzten Moment verraten würde.«
    Armand deutete auf die Szene in der linken unteren Ecke des Freskos, wo Dajedi auf dem Markusplatz in Venedig zu sehen war, umringt von Wachen mit langen Lanzen.
    »Niemand weiß genau, wie er gestorben ist«, fuhr der Zauberkünstler fort. »Man erzählte sich, er sei gefoltert worden, sei tagelang der Grausamkeit des Schraubstocks ausgesetzt gewesen und am Ende verdurstet. Wie auch immer. Auf dem Fresko ist jedenfalls nicht sein Tod, sondern seine Beerdigung dargestellt«, fügte er hinzu und deutete auf die letzte Szene des Gemäldes rechts vom Fenster. »Diese beiden untröstlichen alten Leute sind seine Eltern und die junge Frau, die das Gesicht in den Händen vergraben hat, ist seine Nichte. Der Mann, der eine Handvoll Erde auf den Sarg wirft, ist sein jüngerer Bruder.«
    Ganz benommen vor Verblüffung beobachtete Alex die leichten Bewegungen in den schmerzverzerrten Gesichtern von Dajedis Eltern, während die Erde in einem sanften dunklen Regen ins offene Grab fiel.
    Aus dieser Gruft schoss plötzlich ein gleißender Lichtstrahl und blendete sowohl die Personen auf dem Bild als auch die Jungen, die es von außen betrachteten.
    »Was zum Teufel war denn das?«, fragte David und legte sich schützend die Hände über die Augen.
    Armand wartete, bis das Licht wieder erloschen war. »Die Prophezeiung«, raunte er. »Man munkelt, Dajedi hätte aus seinem Grab heraus eine Art Fluch ausgestoßen, als noch alle Trauergäste zugegen waren. Hier könnt ihr ihn lesen.« Er deutete auf eine Steintafel, die den rechten Teil der letzten Szene des Freskos einnahm. »Er ist in der alten magischen Schrift der Klane verfasst. Wenn ihr wollt, übersetze ich ihn euch, ich kenne ihn auswendig. Er lautet: ›Mit der letzten Handvoll Erde, die ihr in diese Gruft werft, werdet ihr auch das Buch der Schöpfung begraben und seine Schatten werden euren Augen fortan verborgen sein. Das Haus der Kurilen wird untergehen und mit ihm die Kunst, auf dem Wind zu reiten. Auf Knien wird das stolze Geschlecht der Magier sich vor den Menschen erniedrigen; ihre Städte werden verwüstet, ihre Magie verfolgt, ihre Tattoos vergessen werden. Der Niedergang der Klane wird sich fortsetzen bis zur Ankunft der fünften Dynastie, dem letzten Geschlecht der Medu-Könige. Der erste Herrscher dieser Dynastie wird den Klanen den verlorenen Glanz zurückgeben und für die Medu wird eine neue Blütezeit anbrechen. Erst dann wird das Buch sich wieder öffnen.‹«
    Armands letzte Worte hallten noch in Alex’ Kopf nach, als der Magier längst verstummt war. Einen Moment lang verlor Alex das Zeitgefühl. Allerdings bemerkte er, wie das Licht, das durch die Fensterscheiben fiel, plötzlich schwächer wurde und sich in der Abenddämmerung rosig färbte.
    »Wie ihr ja wisst, ist Dajedis Prophezeiung bald in Erfüllung gegangen«, hörte er Armand mit einer Stimme sagen, die aus weiter Ferne zu kommen schien. »Wenige Jahre nach seinem Tod war das Haus der Kurilen untergegangen und mit ihm das Königshaus der Medu.«
    »Aber der zweite Teil der Prophezeiung ist Unsinn«, entgegnete David. »Dass das Buch sich mit der Ankunft der fünften Dynastie wieder öffnen wird. Alle Welt weiß, dass es bei den Medu nur vier Dynastien von Herrschern gegeben hat. Seit Eos Tod ist der Thron der Klane leer geblieben.«
    »Da irrst du dich. Die Prophezeiung ist sehr wohl in Erfüllung gegangen«, widersprach Armand und sah ihn finster an. »Sonst hätte ich das Buch nicht lesen können. Überleg mal, David: Wer trägt jetzt die Krone der Medu? Wer hatte den Mut, sich die Essenz der Macht aufzusetzen, obwohl er wusste, wie teuer ihn das zu stehen kommen würde?«
    Alex lief es eiskalt über den Rücken. »Erik«, sagte er düster.
    Sein Blick begegnete dem von David, der genauso beeindruckt zu sein schien wie er selbst.
    »Mit seinem Opfer

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