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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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hat Erik, der Sohn von Ober, die fünfte Dynastie begründet und Dajedis Prophezeiung erfüllt«, bekundete Armand.
    »Aber Erik ist tot«, wandte David ein.
    »Sagen wir, er ist … abwesend.« Armand sah Alex direkt in die Augen, während seine Lippen sich zu einem herausfordernden Grinsen verzogen. »Aber seine Abwesenheit wird nicht ewig dauern. Irgendwann wird er zurückkehren.«
    Alex’ Kopf fühlte sich plötzlich ganz heiß an und ihm wurde so schwindlig, dass er sich am nächsten Tisch festhalten musste.
    »Wie ich sehe, bist du nicht besonders glücklich über meine Worte«, fügte Armand hinzu, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Wie seltsam, ich dachte eigentlich, Erik wäre dein bester Freund gewesen.«
    »Genau deshalb mag ich es nicht, wenn jemand sich auf seine Kosten lustig macht«, stieß Alex mit einem merklichen Zittern in der Stimme hervor. »Erik ist tot und daran kann niemand etwas ändern.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Es gibt sehr wohl jemanden, der das ändern könnte. Jemand, der über die Kopie des Buchs der Schöpfung verfügt. Und dieser Jemand bin ich.«
    »Wenn du das Buch lesen könntest, hättest du uns nicht mit allen möglichen Tricks hergelockt.« Alex konnte die Wut, die langsam in ihm hochstieg, nur mit Mühe im Zaum halten. »Du spielst uns was vor, und zwar schon seit wir hier sind. Meinst du, ich weiß nicht, dass alles, was du uns erzählt hast, gelogen ist? Du bist nicht Armand Montvalier. Der echte Armand ist tot, ich war im Leichenschauhaus und habe seine halb verbrannte Leiche mit eigenen Augen gesehen. Hör endlich auf, uns was vorzumachen. Wer bist du wirklich?«
    Das Grinsen des Magiers erlosch in Zeitlupe. »Wer ich bin?«, wiederholte er zögernd. »Das muss ich mich manchmal selbst fragen.«
    In diesem Moment hatte Alex den Eindruck, Risse in Armands unbekümmerter Maske zu sehen. Er meinte sogar, das ernste, ratlose Gesicht zu erspähen, das sich darunter verbarg, ein junges Gesicht mit hellen Augen, deren Blick ihm irgendwie vertraut vorkam.
    Doch der Anschein von Aufrichtigkeit dauerte nur eine Sekunde. Ehe Alex dazu kam, sich dieses halb verborgene Gesicht genauer anzusehen und seinen Geheimnissen auf den Grund zu gehen, wurde es wieder von Armands Maske verdeckt, die jetzt noch starrer und undurchdringlicher war als vorher.
    »Wir Magier haben hin und wieder Identitätsprobleme«, fügte er hinzu und wandte sich abrupt dem Dajedi-Fresko zu. »Vor allem, wenn wir uns auf den schmalen Grat zwischen Leben und Tod begeben, so wie ich es tun musste. Wenn ihr das Buch seht, werdet ihr alles verstehen. Ich wollte seine Geheimnisse lüften, und das war nun mal der einzige Weg.«
    »Aber die Leiche, die ich mit eigenen Augen …«
    »Wenn ihr das Buch seht, werdet ihr alles verstehen«, wiederholte Armand müde. »Und ich glaube, jetzt ist es so weit. Kommt mit – und wundert euch nicht, wenn das, was ich euch jetzt zeige, überhaupt nicht so aussieht, wie ihr es euch vorgestellt habt.«

Kapitel 3
    A lex beobachtete, wie Armand an das Mahagoniregal neben dem Kamin trat und eines der Bücher nach hinten schob. Daraufhin drehte sich das ganze Regal lautlos in den Angeln, als wäre es eine Tür.
    »Tretet ein«, sagte Armand. »Ihr braucht keine Angst zu haben.«
    Drinnen herrschte graues, muffiges Halbdunkel. Alex zog den Kopf ein, um nicht an den oberen Teil des Regals zu stoßen, der sich nicht bewegt hatte. In der geheimen Kammer hinter der Bücherwand war der Boden mit einem Mosaik bedeckt, das so alt und abgewetzt aussah, dass es gut und gerne noch aus der Römerzeit stammen konnte. Was es genau darstellte, war im schwachen Licht der Abenddämmerung, das von der Bibliothek hereinfiel, jedoch unmöglich zu erkennen.
    Die Kammer war leer. Oder zumindest kam es Alex im ersten Moment so vor.
    Erst als er nach links sah, bemerkte er den alten rechteckigen Spiegel, der an der Wand lehnte. Er war mit Spinnweben bedeckt, die sich am oberen Scheitelpunkt des goldenen Rahmens zu einem ganzen Gespinst verdichtet hatten. Auf seiner matten Oberfläche spiegelten sich nur Schatten – oder besser gesagt ein einziger Schatten – und der war genauso pechschwarz und bedrohlich wie jener, der in seinen letzten Visionen von seinem eigenen Körper ausgegangen war.
    Beim Anblick dieses düsteren, unförmigen Abbilds krampfte sich Alex’ Herz zusammen. Diese Schwärze kam von etwas oder jemandem, der sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raums befand. Vorsichtig drehte er

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