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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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von großem Wert für uns ist. Ehrlich gesagt habe ich aber keine Ahnung, was das sein könnte.«
    »Dann lass dir was einfallen, bevor ich hier drin die Krise kriege«, knurrte Alex und wandte sich wieder dem Spiegel zu. »Du bist doch der Experte, oder? Ich gebe dir eine halbe Stunde, maximal, dann hast du bitte schön eine Idee, wie wir diesem widerlichen Ding auf die Schliche kommen. Ich habe nicht vor, auch nur eine Minute länger in diesem Loch hier zu warten.«
    David seufzte missmutig. »Jetzt machst du auch noch Stress«, stöhnte er. »Was hast du denn auf einmal? Ich habe dich noch nie für einen Feigling gehalten, aber jetzt … Macht dir dieser Ort etwa Angst?«
    »Was ich nicht verstehe, ist, dass er dir keine Angst macht«, gab Alex pampig zurück. »Das Ganze ist eine Falle, das war doch klar, vom ersten Moment an. Armand hat uns doch nicht hergebracht, um uns einen Gefallen zu tun. Er will damit irgendwas bezwecken, und bestimmt nichts Gutes. Aber du willst das nicht merken, oder?«
    »Natürlich merke ich das, aber das ist jetzt nicht der Punkt. Wenn wir es schaffen, das Buch zu lesen, ist Armand nicht mehr wichtig. Dann kann uns niemand mehr etwas anhaben. Dann sind wir … praktisch unbesiegbar.«
    Alex stieß ein bitteres Lachen aus. »Du hast den Verstand verloren. Im Ernst, seit du die ganzen Tattoos auf der Haut des Nosferatu gesehen hast, redest du nur noch wirres Zeug.«
    David schnitt ihm in fast drohendem Ton das Wort ab. »Du hast keine Ahnung, worum es geht, Alex. Ich aber schon. Lassen wir die Diskutiererei. Ich muss mich konzentrieren. Ich werde dieses Wesen aufwecken, auch wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
    Alex zuckte die Achseln, wandte sich von David ab und ging gedankenversunken auf die Ecke mit dem Spiegel zu. Er wollte diesen Streit auch nicht fortsetzen. Er wollte nur so schnell wie möglich hinaus.
    In den nächsten Minuten schwiegen die beiden Jungen hartnäckig. Alex hörte Davids gleichmäßige Schritte, unermüdlich ging er durch die kleine Kammer, immer um den Nosferatu herum. Er selbst setzte sich in eine Ecke und lehnte sich mit dem Rücken an die kalte Wand. Von hier aus konnte er den Spiegel von der Seite sehen und auch den immer kompakteren Schatten, der aus ihm herausquoll. Wie konnte es sein, dass David ihn nicht sah? Wenn er diesen unnatürlichen, ständig wachsenden Schatten entdeckt hätte, hätte er ihn unmöglich ignorieren und sich nur auf den Buch-Leichnam konzentrieren können. Denn der Schatten hätte ihn daran gehindert, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Und er hätte den dringenden Wunsch in ihm geweckt, diesen Ort für immer zu verlassen.
    Irgendwann war ein Säuseln zu hören. Das leise Geräusch, das aus dem Spiegel drang, schien von weit her zu kommen, wie das Tosen des Meeres in der Ferne. Aber Alex war sicher, dass sich darin unverständliche Worte verbargen, Worte, die an ihn gerichtet waren. Der Schatten rief nach ihm. Es war absurd, das wusste er, aber er wusste auch, dass seine Sinne ihn nicht täuschten. Das bedrohliche Wesen im Spiegel wollte seine Aufmerksamkeit wecken. Mehr noch: Es wollte ihm etwas mitteilen. Aber was nur?
    Was auch immer es war, Alex beschloss, sich mit aller Kraft gegen diesen Ruf zu wehren. Seine innere Stimme sagte ihm, dass er gefährlich war und er nicht der Versuchung erliegen durfte, ihm zu folgen. Aber gleichzeitig lockte ihn das Geräusch mit seinem sanften, verführerischen Klang und es kostete ihn große Anstrengung, sich ihm zu verschließen. Irgendwann merkte er, wie sein Widerstand dahinschmolz, und plötzlich wurde er an einen Ort getragen, der in weiter Ferne lag, zeitlich wie räumlich. Er sah ganz deutlich das Halbdunkel der heiligen Höhle, Eriks lichtüberflutetes Grab und Janas Gestalt, die über das Lager aus Stein gebeugt war.
    Alex schloss die Augen. Er presste die Lider zusammen, so fest er konnte, bis die Vision hinter einem Vorhang aus flimmernden weißen Sternchen verschwunden war. Er wollte diese Szene nicht mehr sehen, sie weckte nur das eifersüchtige, undankbare Monster, das in ihm steckte. Dagegen musste er sich mental abschotten, um jeden Preis verhindern, dass die Vision sich wieder einen Weg in sein Bewusstsein bahnte, und zwar mit allen Techniken, die ihm zur Verfügung standen …
    »Darf man erfahren, was du da tust?«, hörte er David fragen.
    Verwirrt machte Alex die Augen auf. Er wusste nicht, wie viele Minuten er schon gegen die Bilder kämpfte, die sich mit aller

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