Illusion - das Zeichen der Nacht
Gewalt in seinen Kopf drängen wollten, und sie mit äußerster Konzentration auf Distanz hielt.
»Was ist?«, fragte er und sah David an.
Janas Bruder hatte die Stirn gerunzelt und seine Augen sprühten Funken. »Was soll das heißen, was ist? Ich dachte, du wolltest hier raus, aber du bist nicht gerade eine große Hilfe. Allein kann ich dieses Wesen nicht zum Leben erwecken. Ich verstehe dich wirklich nicht, Alex. Interessiert dich das Buch denn gar nicht?«
»Nein, es interessiert mich nicht«, log Alex. Seine Stimme klang schwach und brüchig, als sei er gerade aus einem tiefen Traum aufgewacht. »Ich will nur weg.«
David sah ihn stechend an. »Es ist wegen dem, was Armand über die Prophezeiung gesagt hat, stimmt’s?«, fragte er. »Das ist der Grund. Du willst nicht, dass ich das Buch lese. Du willst nicht, dass wir Medu die Magie zurückbekommen, die du uns weggenommen hast. Davor hast du Angst.«
»Ja!«, unterbrach Alex ihn nervös. Für Sekundenbruchteile hatte er wieder die heilige Höhle gesehen, bevor sein Verstand das Bild beiseiteschob und er wieder die Geheimkammer der Bibliothek um sich herum wahrnahm. »Davor habe ich Angst, ja. Na und? Ich habe keinen Grund, dein Spiel mitzumachen. Mir gefällt die Welt, so wie sie jetzt ist, und ich will nicht, dass die Klane die Macht zurückbekommen. Du weißt so gut wie ich, was sie damit anfangen würden.«
»Das, was sie immer damit angefangen haben«, erwiderte David gleichmütig. »Ihr Überleben sichern, ihr Erbe schützen. Das ist ihr gutes Recht … unser gutes Recht.«
»Wenn ihr das schafft, dann jedenfalls nicht mit meiner Hilfe.« Alex vermied es, David anzusehen.
Er fühlte sich erschöpft und nicht in der Lage, dieses Gespräch noch länger fortzusetzen. Die permanente Anstrengung, sich die Visionen der Höhle vom Leib zu halten, hatte seine letzten Energiereserven aufgezehrt.
Doch David schien nicht bereit, ihn in Ruhe zu lassen. »Du würdest es nicht einmal für Jana tun?«, fragte er. »Ich brauche deine Hilfe, Alex. Wenn du nicht mitziehst, wer weiß, wie lange wir dann hier drin festsitzen.«
»Denk daran, die Tür ist nicht abgesperrt«, erwiderte Alex abweisend. »Wir können jederzeit gehen.«
Das brachte ihn auf eine Idee. Er stützte sich zuerst auf ein Knie und stand dann auf. Einen Moment lang fürchtete er, sich nicht auf den Beinen halten zu können, schaffte aber doch zwei Schritte in Richtung Tür, bevor David ihn fest am Arm packte. »Was soll das denn werden? Was zum Teufel hast du vor?«
Alex wandte sich ihm zu. Hinter Janas Bruder stand der Nosferatu reglos da.
»Ich gehe, David«, antwortete er mit dünner Stimme. »Es ist mir egal, wohin mich diese Tür führt. Ich will bloß raus. Ich kriege keine Luft mehr.«
Er wollte noch einen Schritt machen, aber Davids Finger schlossen sich noch fester um seinen Arm. »Du bist ein Feigling!«, warf ihm der junge Agmar an den Kopf und seine Augen funkelten vor Verachtung. »Wenn Jana dich jetzt sehen könnte, würde sie sich für dich schämen!«
Ein Adrenalinstoß brachte Alex’ Haut zum Glühen. Seine Muskeln reagierten, ohne dass er es ihnen befohlen hatte, und stießen David mit einer Kraft von sich, die er wenige Sekunden zuvor gar nicht gehabt hätte.
Der Junge landete mit dem Hinterteil auf dem Boden; es war offensichtlich, dass er nicht mit dieser Reaktion gerechnet hatte. Seine Augen waren ganz schmal geworden und starrten den Angreifer aufgebracht an. Er hatte sich die Hand mit dem Handschuh auf die Brust gelegt, als tue es ihm dort weh.
»Darüber wäre meine Schwester auch begeistert gewesen«, zischte er spöttisch. »Wie schade, dass sie nicht hier ist!«
»Lass Jana aus dem Spiel, hörst du? Es reicht.« Die Worte sprudelten unkontrolliert aus Alex hervor. »Ich habe dich satt, euch alle und euren ganzen Quatsch! Was wollt ihr eigentlich? Dass alles wieder so wird wie früher? Soweit ich weiß, ging es euch früher nicht besonders gut.«
»Diesmal wird es besser.« David stand auf, ohne Alex aus den Augen zu lassen. »Wir haben die Lektion begriffen. Außerdem haben wir jetzt einen König. Das hat Armand gesagt und er hat recht. Nach vierhundert Jahren haben die Klane zum ersten Mal wieder einen König und das macht alles anders. Mit Erik auf dem Thron und ohne die lästigen Wächter kann uns keiner mehr aufhalten.«
»Ja, wirklich großartig.« Alex grinste sarkastisch. »Eine Handvoll Leute wie du würde genügen, um die Welt in eine Hölle zu
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