Iloo - Die andere Welt (German Edition)
betrachten zu können. In der offenen Luke hinter dem Cockpit stand einer der Feliden und rief den Leuten auf dem Flugfeld etwas zu. Der Felide im Flugzeug schien offenbar Anweisungen zu erteilen, denn die bewaffneten Feliden zogen sich noch weiter zurück. Dann hielt Sebastian den Atem an, als die Katzengestalt mit einem Satz aus dem Flugzeug sprang und einige Meter vor ihm landete. Er war sicher, dass ein Mensch sich bei einer solchen Aktion alle Knochen gebrochen hätte. Der Fremde reichte ihm ebenfalls nur etwa bis zu den Schultern. Mit katzenhaft geschmeidigen Bewegungen kam er auf ihn zu, wobei auch er seine leeren Hände zeigte, um deutlich zu machen, dass er nichts im Schilde führte.
»Ich grüße Sie«, sprach der Felide mit leicht kratziger Stimme. Sebastian war vollkommen verblüfft, von diesem Wesen in seiner eigenen Sprache angesprochen zu werden. Sie klang etwas fremd, da die Gesichtsphysiognomie einer Katze nicht für die Bildung aller menschlichen Laute geeignet war, doch war es durchaus verständlich.
»Sie sprechen unsere Sprache?«, fragte Sebastian.
»Ja, ich beherrsche sie, wenn ich sie auch lange nicht mehr gesprochen habe«, sagte der Fremde. »Darf ich fragen, wer Sie sind und wie es ihnen gelungen ist, hierherzukommen?«
»Ich bin Sebastian Larfeld, Student der Elektrotechnik«, sagte Sebastian. »Aber vielleicht sollte Ihnen jemand anderes diese Fragen beantworten. Ich bin nicht allein. In diesem Helikopter befinden sich noch vier weitere Personen. Zumindest einer davon brennt sicherlich darauf, Sie kennenzulernen.«
Er wandte sich um und bedeutete dem Feliden, ihm zu folgen. Im Hintergrund sprang noch ein weiterer Felide auf das Flugfeld hinunter und kam in wenigen Sätzen zu ihnen. Sie gingen auf die andere Seite des Helikopters, wo Sebastian in den Flieger hinein rief, dass sie nun herauskommen sollten. Er fragte sich bereits, warum seine Freunde so unglaublich vorsichtig waren.
Nach und nach kamen Inolak, Eva, Vanessa und Tammo aus der Maschine geklettert und gesellten sich zu ihnen.
»Er beherrscht unsere Sprache«, sagte Sebastian.
Inolak trat einen Schritt vor und sagte auf felidisch: »Ebenso beherrsche ich ihre Sprache. Sind Sie Rainer? Rainer Kornmänger?«
Der Felide riss die Augen auf. »Inolak?«
So standen sie sich gegenüber und musterten sich gegenseitig.
»Es ist ein Wunder, dass wir uns treffen«, sagte Rainer. »Und ich muss sagen, dass es ein komisches Gefühl ist, seinen eigenen Körper zu sehen, der einem nicht mehr gehört.«
»Das geht mir nicht anders«, erwiderte Inolak. Sein Blick traf Innilu, die danebenstand und der Unterhaltung nicht so recht folgen konnte.
»Bist du nicht Innilu, meine Dienerin bei den Wissenschaftlern?«, fragte er sie direkt.
»Das ist lange her!«, gab Innilu giftig zurück. »Ich bin jetzt die Partnerin des neuen Inolak, der das alles hier geschaffen hat.«
»Du musst mich nicht angreifen, Innilu«, sagte Inolak grinsend. »Du warst schon als meine Dienerin nicht so demütig, wie ich es gern gehabt hätte. Aber ich habe auch lernen müssen, dass Frauen mehr können, als nur Dienerinnen zu sein. Du bist also Rainers Partnerin? Mit allen Konsequenzen?«
»Wir haben bereits gemeinsame Kinder«, sagte Innilu. »Ich will nicht hoffen, dass du vorhast, einen weiteren Tausch eurer Seelen zu versuchen. Das werde ich nicht zulassen.«
Inolak schwieg verblüfft. Bisher war sein ganzes Streben darauf ausgerichtet, wieder nach Hause zu kommen. Es war ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen, nicht mehr nach Iloo zurückzukehren. Jetzt hatte er es quasi geschafft – zwar noch im falschen Körper – doch er war zurück auf Iloo. Die Äußerung Innilus brachte ihn zum Nachdenken. Wollte er wirklich hierher zurück? Er würde Eva zurücklassen müssen, die nicht hierher gehörte. Es wurde ihm bewusst, dass er das nicht wollte. War er schon so sehr ein Mensch geworden? Er wusste es nicht.
»Ihr habt tatsächlich Kinder?«, fragte er stattdessen.
»Ja, vier – zwei Jungen und zwei Mädchen«, sagte Rainer stolz. »Und ich sage dir ganz offen: Ich mag zwar als Mensch auf der Erde geboren sein, aber ich werde das alles nicht mehr aufgeben.«
»Lassen wir das Thema erst mal beiseite«, sagte Inolak. »Erzähl mir doch bitte, was sich überhaupt abgespielt hat. Beim Tausch unserer Seelen war ich ein angesehener Wissenschaftler. Nun lebst du hier – weit ab von der Zivilisation – in einer regelrechten Stadt. Du hast Kinder, ihr habt
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